Scene

Id
12  
Name
Patricia und John Smith auf dem Dach  
Summary
 
Position
30  
Scenetype
Live  
Created At
2012-03-28 10:00:04  
Edited At
2012-04-01 16:54:14  
Show
CORE 2012  


 

OFF-CAMERA

In einer der Security-Zentralen.

Vor kurzer Zeit.

Die flimmernden Monitore sind die einzige Lichtquelle in dem kleinen abgelegenen Raum im dritten Stock. Mehr Licht braucht Patricia nicht für ihr Vorhaben. Sie steckt die Spraydose, mit der sie eben gerade das Objektiv des jetzt nicht mehr allsehenden Auges der hier installierten Überwachungskamera geblendet hat, zurück in ihre Hosentasche. Dabei fällt ihr Blick kurz auf den am Boden liegenden Wachmann. Vielleicht ist es ja tatsächlich eine Spur Mitleid, welches sie kurz in die Knie gehen lässt, um nach seinem Puls zu fühlen. Deutlich spürt sie das Pulsieren des Blutes in der Halsschlagader. Mit einigen schnellen Bewegungen bringt Patricia den niedergeschlagenen Wachmann in die stabile Seitenlage. Nun musst du auch nicht mehr an deinem eigenen Erbrochenen ersticken, fährt es ihr durch den Kopf und sie muss innerlich ein wenig grinsen. Hier einzudringen und den überrumpelten Wachmann von hinten niederzuschlagen war wirklich ein Kinderspiel. Ob der Tipp von Blaze sich auszahlt, wird sich jetzt zeigen. Sie muss nur die richtigen Aufnahmen finden.

Sie muss wissen, was mit ihrem Vater geschehen ist.

Patricia blickt sich um. In dem Raum befindet sich nur ein Schrank. Schnell öffnet sie ihn – ein Volltreffer. Beschriftete Videokassetten, reihenweise. Zumindest diese Überwachungszentrale scheint noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen zu sein, aber das macht ihre Suche umso leichter. Keine Passwörter, keine verschlüsselten digitalen Daten. Nach einer kurzen Musterung zieht sie eine Kassette mit dem Datum 26.02.2012 heraus. Vendetta 84.

Sekunden später flimmern Aufnahmen verschiedener Überwachungskameras auf einem der Monitore. Patricia spult vor und beginnt systematisch den Inhalt des Bandes zu durchforsten. Plötzlich hält sie inne. Ihre Augen weiten sich.

Patricia: „Das ist ein Bingo!“

 

< >

„Hm...“

John Smith befindet sich immer noch auf dem Dach des PCWA Theatres und betrachtet das ominöse Schachspiel, das er vor einiger Zeit dort gefunden hatte. Mittlerweile hat er sich zwar den Inhalt angesehen, aber wirklich klüger ist er daraus auch nicht geworden. Mittlerweile hat er das Spiel wieder zusammen geklappt und denkt über den Inhalt nach. Der gibt ihm -  noch - mehr Rätsel auf als dass er ihm Antworten geben würde.

„Schwarze Dame: Pa...“

Ein Geräusch reißt ihn aus dem Gedankenstrudel. Eine knarzende Türe. Genauer genommen: DIE zuknallende  Türe, die nach hier oben aufs Dach führt. Schritte. Smith lehnt sich erst einmal an die Wand des Treppenaufgangs und legt sich auf die Lauer. Wer auch immer hier kommt: Er sollte vorsichtig sein...

< >

Das Dach. Als Patricia die massive Stahltür aufschiebt, muss sie sich regelrecht dagegen stemmen, da der starke Wind das Türblatt zurück in den Rahmen drückt. Es scheint fast so, als wolle die Natur verhindern, dass sie diesen Ort aufsucht. Patricias Gedanken beginnen zu kreisen. Hier ist er gewesen, ihr Vater, sie hatte es auf den Videoaufzeichnungen ganz genau gesehen. Gegen Ende von Vendetta 84, kurz vor seinem Verschwinden. Patricia merkt, wie ihr ein leichter Schauer über den Rücken läuft. Was sie wohl hinter dieser Tür erwartet? Des Rätsels Lösung, vielleicht ein klarer Hinweis – oder einfach nur ein leeres Dach mit einem phantastischen Ausblick über die Stadt?

Patricia tritt nach draußen. Sofort schlägt ihr eine Windböe mit Nieselregen in das Gesicht und sie zieht sich die Kapuze ihres Pullovers über den Kopf. Sie fröstelt, aber dafür ist jetzt keine Zeit. Als Patricia einige Schritte auf das Dach hinausgeht, strauchelt sie fast. Durchatmen und ruhig bleiben. Der Regen hat einen feuchten Film auf dem Boden hinterlassen, der jeden überhasteten Schritt zu einem Risiko macht. Patricia blickt sich angestrengt um. Außer einigen Dachaufbauten, zahlreichen Antennen und Entlüftungsschächten kann sie nichts Besonderes erkennen. Die große Kuppel hinter ihr mit ihrer spiegelnden Front ragt wie riesiger Berg aus Glas in die Höhe, aber für diesen majestätischen Anblick interessiert sie sich in diesem Moment nicht. Patricias Blick wandert über den Boden, während sie sich vorsichtig voran wagt, jeden Halt nutzend.

Es muss eine Spur geben.

Es muss einfach.

Patricia weiß nicht, wie viel Zeit sie schon hier oben verbracht hat. Sind es erst einige Minuten oder schon viele Stunden? Ein ungutes Gefühl hat von ihr Besitz ergriffen, fast so als würde sie jemand beobachten. Aber wer soll schon hier oben sein?

Patricia (zu sich selbst): „Was ist das?“

Als Patricia die metallische Reflektion bemerkt, passiert es. Gerade will sie nach einer Antenne greifen, als sie plötzlich den Halt verliert und von einer starken Windböe erfasst wird. Verzweifelt versucht sie nach etwas zu greifen, aber ihre Hände greifen ins Leere, während sie der Dachkante entgegen schlittert.

Patricia: „Nein! NEEEEIIIINNNNNN!“

Plötzlich hat sie keinen Boden mehr unter den Füßen. Sich der Ironie dieses Schicksals noch gar nicht bewusst, glaubt Patricia für einen Moment zu schweben, bis sie schließlich über die Kante ins Nichts fällt und dem sicheren Tod entgegen rast. Verzweifelt reißt Patricia noch ein letztes Mal die Hände nach oben – und bekommt tatsächlich die Dachkante zu fassen. Ein Ruck geht durch ihre Handgelenke und sofort durchzuckt ein heftiger Schmerz ihren gesamten Körper. Für einen Moment hängt sie dort, aber schon lösen sich ihre Finger…

In diesem Moment packen zwei starke Hände ihre Unterarme und ziehen sie wieder hoch. Keuchend sackt Patricia zu Boden, unfähig zu einem klaren Gedanken.

„Die Leute wären mir wohl dankbarer, wenn ich dir einen kleinen Schubs auf den Weg nach unten mitgegeben hätte … Aber hey, der Abend ist schon beschissen genug. Da brauche ich nicht auch noch eine Anklage wegen Totschlags.“

Patricia kommt diese Stimme vage bekannt vor, aber sie kann sie keinem Gesicht zuordnen. Noch immer ist sie so außer Atem, dass sie nicht viel mehr als ein Keuchen heraus bekommt.

Patricia: „Wer… auch… immer… du… bist… danke.“

Als die Kamera heraus zoomt, ist auch der Retter zu erkennen. John Smith — von einigen bösen Zungen im Internet auch „Mr Faded Glory“ genannt.  Kein Match am heutigen Abend, ausgeschieden in Runde Eins des Quest for the Best, wäre fast aus der Liga geflogen. Aber scheinbar nicht wichtig genug, dass das Mädchen des Möchtegern-Superstars von einem Gerasy Champions ihn kennt. Der Retter von Patricia zieht die Augenbrauen zusammen.

John Smith: „Ich bin also wirklich 'Mr Faded Glory', huh?“

Auch wenn man es von ihm in letzter Zeit nur sehr selten gesehen hat: Smith muss für einen Moment lächeln.

John Smith: „Auch der 'Jugend von heute' würde es mal nicht schlecht tun, in die Geschichtsbücher zu gucken. Sonst landet ihr dort am Ende schneller als euch lieb ist und seid auch bald längst vergessene Artefakte aus einer anderen Zeit… Das sollte doch vor allem die Tochter von Adam Reynolds wissen, dass man das Alter ehren sollte.“

Er hilft ihr hoch und nun endlich erkennt das „Living Dead Girl“ das Gesicht ihres Lebensretters.

Patricia: „Du bist… John Smith!“

Ein kurzes, bestätigendes Nicken.

John Smith: „Yeah, die Kandidatin hat 100 Punkte. Reicht leider nicht ganz für den Höchstpreis. Aber vielleicht gibt es den schon, wenn Barkers kleine Hure uns die nächste Frage ehrlich beantwortet.“

Etwas sagt ihm, dass Selladore durchaus ein starkes Interesse am Schachspiel haben könnte. Jetzt kommt es darauf an, wie sie sich weiter verhält.

John Smith: „Was treibt dich nach hier oben? Wollt ihr irgendwelche armen Seelen erlösen und vom Dach stürzen? So sehr ich ein Verschwinden von den ganzen Firmen-Jungs begrüßen würde, das wäre doch ein wenig… ähm… auffällig.“

Patricia blickt ihn kurz musternd an. Vermutlich macht es jetzt wenig Sinn, ihm ins Gesicht zu schmettern, dass ihn dies nichts anginge.

Patricia: „Ich bin auf der Suche nach meinem Vater. Er… er ist nach der letzten Show einfach verschwunden. Zuerst dachte ich, dass er sich nur eine Auszeit gönnen wolle, aber als er dann heute immer noch nicht wieder auftauchte, habe ich Nachforschungen angestellt.“

Die Augenbrauen ziehen sich wieder zusammen.

John Smith: „Auf dem Dach des PCWA Theatres? Das ist kein Ort für alte Männer wie Reynolds. Habe gehört, der bevorzugt den Keller. Erinnert ihn wohl an seinen alten Zahlen-Buddy aus der GCW. Ab nem gewissen Alter muss man sich eben an die letzten Erinnerungen klammern, die man noch hat.“

Patricia senkt kurz den Blick. Sie weiß selbst, wie dünn ihre Spur ist. Aber sie hat keine andere. Ohne John Smith anzusehen, setzt sie schließlich fort.

Patricia: „Die Überwachungskameras haben mir gezeigt, dass mein Vater nach dem Main Event von Vendetta 84 die Treppe zu diesem Dach hochging. Und da war noch mindestens eine weitere Gestalt, die aber nicht zu erkennen war.“

Kurzes Zögern bei Smith und die Frage, ob Patricia sich den möglichen Hauptpreis verdient hat, zeichnet sich auf seinem Gesicht ab — zumindest für den wissenden Zuschauer.

John: „Well, ich würde sagen, du hast dir zumindest einen Blick auf den Hauptpreis verdient. Der könnte für dich interessant sein.“

Eine kurze Handbewegung deutet an, dass Patricia ihm folgen soll. Der Weg führt beide auf die andere Seite des Treppenaufgangs. Er hebt etwas auf, das sich dann im Schein des Mondlichts als das uns bereits bekannte Schachspiel herausstellt.

Irritiert blickt Patricia erst den hölzernen Kasten und dann John an.

Patricia: „Was ist das?“

Sie will danach greifen, aber Smith entzieht es ihr mit einer schnellen Bewegung.

John Smith: „Tzz... Unartiges Mädchen. Ein wenig mehr Respekt.“

Die Bemerkung überhörend, mustert Patricia das hölzerne Schachbrett. Von außen ist daran nichts Besonderes, das einzige, mit dem sie etwas anfangen kann ist vermutlich das Quest for the Best Logo, das auf eines der  Schachfelder geklebt ist. Schon will sie fragen, was das alles soll, aber Smith legt nur den Zeigefinger auf die Lippen. Theatralisch öffnet er die beiden metallenen Verschlüsse des Spiels einzeln.

John Smith: „Et voilà ...“

Der erste Blick enthüllt nur wenig Interessantes. Handelsübliche Schachfiguren. Jeweils ein Set weißer und schwarzer Figuren. Tausend Mal gesehen. Selladore will sich bereits wieder abwenden, aber Smith deutet ihr, sich hinzusetzen. Smith setzt sich ebenfalls im Schneidersitz hin und packt, eine nach der anderen, einzelne Schachfiguren aus. Alle dieser Figuren sind beschriftet.

John Smith: „Der schwarze König.“

„Gabriel Lucifer“.

John Smith: „Die schwarze Dame.“

„Patricia Selladore“.

John Smith: „Der schwarze Läufer.“

„Alistair Brunswick“.

Sie hat das Prinzip verstanden, es verwundert also auch nicht weiter, dass andere Figuren beschriftet sind. „Blake“ ist auf dem weißen König zu lesen, „Blaze“ auf der weißen Königin. Die letzte Figur, die Smith vor ihr aufstellt, ist eine Figur, die nicht so ganz ins Gesamtbild passen will: Eine rote Figur aus einem „Mensch ärgere dich nicht“ Spiel.

Patricia runzelt die Stirn. Was sollte dieses seltsame Schachspiel. Gehörte es etwa…?

Patricia: „Ich habe ein Schachspiel bei Gabriel Lucifer gesehen! Dieser Mistkerl! Ich werde…“

Irgendetwas tief in ihr drängt sie, sofort loszustürmen und sich auf die Suche nach Gabriel Lucifer zu machen, um die Wahrheit aus ihm heraus zu prügeln. Aber John hält sie an der Schulter fest und diese einfache Berührung wirkt irgendwie… beruhigend. Fragend blickt sie ihr Gegenüber ab.

Patricia: „Was weißt du über dieses Schachspiel?“

John Smith: „Dass der Teufel oft im Detail versteckt ist. Und das Offensichtliche nicht immer die Wahrheit ist.“

Er nimmt einen der weißen Bauern heraus. Auch er ist beschriftet. Nach und nach kommen alle weiteren weißen Bauern aus dem Spiel auf den kalten Boden des Daches. Patricia setzt bereits dazu an, etwas zu erwidern. Aber Smith ist noch nicht fertig.

John Smith: „Einen Moment ...“

Und reiht auch die schwarzen Bauern vor Patricia auf. Einen nach dem anderen. Und auch sie tragen einen Schriftzug.

John Smith: „Schau es dir selbst an. Das ist wirklich interessant.“

Patricia beugt sich etwas nach vorne, um die beiden Figuren genauer unter die Lupe nehmen zu können. Die Schrift ist wirklich winzig und schwer zu erkennen, aber…

Patricia: „Die unbekannte Konstante. SCHEISSE, DAS IST DOCH…“

John Smith: „Der Nightfighter, Mad Dog, oder seit neuestem eben die unbekannte Konstante. Das ist doch wirklich mal … interessant.“

Ihre Gedanken rasen. Natürlich. Mad Dog, der alte Weggefährte ihres Vaters. Für ihn musste es so aussehen, als sei er von ihm in eine Falle gelockt worden. War dies nun seine Rache, hatte er etwas mit seinem Verschwinden zu tun? Patricia merkt, wie Wut in ihr aufsteigt. Sie ballt die Hände zu Fäusten und will gerade herumwirbeln, als John Smith sie auf einmal an beiden Oberarmen packt.

John Smith: „Ruhig Blut. Keine übereilten Reaktionen hier. Wohin willst du?“

Patricias Stimme ist mehr ein Fauchen als ein Sprechen.

Patricia: „DAS GEHT DICH NICHTS AN!“

Smith hat genug. Er hat dem Gör geholfen und jetzt führt sie sich auf wie eine Furie. Er ist nicht ihr Feind. Zumindest solange er nicht die Möglichkeit hat, in die Nähe von Barker und seinen Titel zu kommen.

John Smith: „Jetzt mal im Ernst. Mit dem Kopf durch die Wand zu Mad Dog rennen und ihn fast umbringen? Was wird dir das bringen? Deinen Vater?“

Ihr Blick verrät Unsicherheit.

John Smith: „Dachte ich mir. Zerstöre nicht die einzige Spur, die du im Moment hast. Das wäre eine verdammt dumme Idee.“

Sie sieht ihn mit zornig funkelnden Augen an.

Patricia: „Und wenn… UND WENN DU ES WARST? Was ist das schon für ein Beweis, ein dummes Schachspiel, welches genauso gut dir gehören könnte! Vielleicht sollte ich euch beide einfach…“

Weiter kommt sie nicht, denn John Smith verpasst ihr in diesem Moment eine schallende Ohrfeige. Patricia ist davon so verdutzt, dass sie nicht sofort kontert. John, der sie immer noch an beiden Oberarmen festhält, schüttelt den Kopf und verdreht die Augen.

John Smith: „Süß irgendwie, aber auch beängstigend, wie blind du bist, wie schnell du deinen Verstand abschalten kannst. Wenn ich der FURCHT schaden wollen würde, dann hätte ich dir grade sicher nicht das Leben gerettet.“

Patricias Augen funkeln.

Patricia: „Halte mich nicht für dumm. Jeder hier weiß, dass Mad Dog fast deine Karriere beendet hätte. Was, wenn das alles nur ein Plan ist, mit dem du deinem alten Feind schaden willst?“

Seufzer von Smith.

John Smith: „Dann würde ich mich mit ihm direkt anlegen und nicht über irgendwelche Banden spielen. Ich bin nicht Gabriel, diese Art von Spielchen sind nicht mein Ding. Aber back to topic, Mädchen.  Alles, was ich da grade sehe, ist das kleine, willenlose Püppchen von Barker, das nicht anders kann, als wie eine tollwütige Hündin durch das Phoenix Centre zu rasen und alles anzufallen, was ihr gerade über den Weg läuft. Benutze verdammt noch mal dein Hirn, bevor du etwas tust, was du später bereuen wirst.“

Rumms. Der hat gesessen. Für einen Moment überlegt Patricia, wie sie sich am besten von John losreißen kann. Aber sein Blick… er wirkt so ruhig und gelassen. Patricia atmet durch. Nein, John Smith kann nicht der Täter sein. Und vielleicht ist das, was er über das weitere Vorgehen sagte, gar nicht einmal so verkehrt. Patricia schließt kurz die Augen und entspannt sich.

Patricia: „Gut. Wir sind cool, right. Kein Problem.“

Ein Lächeln, das mehr sagt als Worte — eigentlich.

John Smith: „Zumindest für den Moment.“

In diesem Moment fällt Patricia etwas anderes ein. Sie blickt sie um und tatsächlich – dort, wo sie vorhin die Reflektion gesehen hatte, lag ein kleiner Gegenstand auf dem Dach, ein wenig verdeckt durch einen kleinen Ventilationsaufbau. Mit einigen vorsichtigen Schritten wagt sie sich dorthin und hebt den Gegenstand auf. Wegen des Regens kann John ihn erst erkennen, als Patricia unmittelbar vor ihr steht.

John Smith: „Falls du grade wieder dein Hirn ausgeschalten hast und nicht weißt, was du da in Händen hältst: Das ist eine Pistole.“

Patricia: „Das ist nicht irgendeine Pistole! Ich kenne sie genau. Das ist die Pistole meines Vaters. Er hat sie immer bei sich getragen!“

Mit zittrigen, aber erkennbar geübten Fingern zieht Patricia den Schlitten zurück und wirft einen Blick in den Lauf. Dann entnimmt sie das Magazin und betrachtet auch dies kurz.

Patricia: „Seltsam. Sie ist nicht einmal geladen.“

Smith ist mittlerweile wieder aufgestanden und hat begonnen, die Figuren wieder in das Schachspiel zu räumen.

John Smith: „Zumindest weißt du jetzt, dass dein Vater … hier war. Wieso die Waffe noch hier...“

Er beendet den Satz nicht, aber nicht immer muss man Dinge aussprechen, um sie deutlich zu machen. Das weiß auch Patricia. Mit wässrigen Augen blickt sie John Smith an.

Patricia: „Mein Vater ist tot. Adam Reynolds ist tot, John.”

Smith fühlt sich merklich unwohl, er weiß nicht recht, was er sagen oder tun soll. Gut, Selladore in den Arm nehmen, wie er es vielleicht bei einer anderen Frau tun würde, kommt wohl nicht in Frage. Bei aller Nähe, die er irgendwo im Inneren zu den Furcht Leuten spürt, wenn er darüber nachdenkt. Aber  das ist gefährliches Eis. Und schlussendlich: Er ist kein Schürzenjäger wie Selladores Tag Team Partner. Definitiv nicht. Schon gar nicht wenn es um Robert Barkers Mädchen geht.

Die Ultimate Weapon nimmt das Schachbrett wieder unter den Arm und dreht sich schon zum Gehen.

John Smith: „Ich lasse dich jetzt wohl besser alleine ...“

Ein kurzes Zögern, als er bereits in Richtung Treppe unterwegs ist, das Schachbrett immer noch unter dem Arm. Dann seufzt er kurz und dreht sich wieder zum Living Dead Girl um.

John Smith: „Vielleicht sollte ich dir das besser lassen. Gehe damit klug um, Patricia.“

Er setzt das Schachbrett ab und lässt das seltsamste Mädchen der PCWA wieder alleine auf dem Dach. Soll sie doch machen, was sie will, eigentlich. Sich vom Dach stürzen? Soll ihn das wirklich interessieren? Mad Dog an die Gurgel gehen? Ihm kann’s nur recht sein. Soll sie doch der Teufel holen. Aber der hat es ja heute Abend eher auf ihren Lover abgesehen als auf Patricia.

 

Mike Garland: „Oh my god. Das war also das Schachspiel, das John Smith auf dem Dach gefunden hat. Ein wichtiges Puzzlestück bei Petricias Suche nach ihrem verschwundenen Vater. Aber... führt sie dieses Puzzlestück nun tatsächlich zu Mad Dog... einem Mörder?"

Vincent Craven: „Das kann ich mir absolut nicht vorstellen. Es gibt absolut keine Beweise dafür, dass Adam Reynolds etwas zugestoßen sein könnte. Egal, was sich bei Vendetta 84 dort auf dem Dach abgespielt hat - es wird sicherlich bald Licht ins Dunkel kommen. Die ganze Angelegenheit wird sich aufklären."

Mike Garland: "Ist das Unsicherheit in deiner Stimme, Vincent? Kommst du nicht mit dem Gedanken zurecht, dass sich hier ein Verbrechen abgespielt haben könnte und einer deiner absoluten Favoriten darin verwickelt ist? Kein Gedanke, der einem simpel gestrickten Menschen wie dir gefällt, oder?"

Vincent Craven: "Dafür wohne ich nicht bei meiner Mama."

Mike Garland: "Grr. Halten wir fest: Adam ist verschwunden, dafür finden sich auf dem Dach ein seltsames Schachspiel und Adams Pistole. Zählen wir doch einmal eins und eins zusammen und kommen zu einem Ergebnis. Und wie ich Patricia kenne, wird sie dieses Ergebnis spätestens dann bekommen, wenn sie Mad Dogs Kabine erreicht hat."

Vincent Craven: "Eine Sache finde ich ebenso erstaunlich: Nach Blaze kommt Patricia nun auch mit John Smith bestens zurecht. Wirklich ein neuer Trend?"

Mike Garland: "Immerhin hat er ihr kurz vorher das Leben gerettet. Ich denke, da wäre 'Ihm die Augen auskratzen' nicht unbedingt die höflichste Gegenreaktion."

Vincent Craven: "Verstehe einer die Frauen."



Actions