Scene

Id
1353  
Name
Feuer  
Summary
 
Position
58  
Scenetype
Off Camera  
Created At
2014-02-22 15:27:27  
Edited At
2014-03-22 20:51:04  
Show
100. Vendetta  


Mühsam streicht er sich über das Knie und vergräbt seine linke Hand danach in der Hosentasche. Mit der rechten stützt er sich auf seine Krücke.

Die Halle der Könige. Ein heller Raum mit hohen Decken. An den Wänden hängen golden glänzend Plaketten all jener Namen, denen der Sieg im Brawlin‘ Rumble gelungen ist. Über den Plaketten in gläsernen Rahmen ihre Gesichter.

José ist noch immer aufgewühlt vom Gespräch zwischen seiner Schwester und Dalmi, welches er mitverfolgt hat. Der schmachvolle Verrat, den Abelia ihm beschert hat - er wird ihn trotzdem verzeihen. Die schmachvollen Schmerzen in seinem Knie jedoch, die Zerstörung durch den Freak Kriss‘ Dalmi? Eine von zwei Demütigungen, allein an diesem Abend. Sie nagen schwer an ihm. Wie gerne würde er sich rächen.

Er richtet seinen Blick auf die Plaketten und Bilder.

Was hättest du getan, Mr. Angle? Du, Ares? Diego, Samuel? John? Creed?

Selbst du hast ihn gewonnen, Elroy.

Auch du, Jüngling.

Nur ich nicht.

Genug.

Hör auf damit.

Du hast dir genug Schellen gegeben, José.

Der Kubaner setzt seinen Spaziergang auf die Krücke gestützt fort. Als er sich von den Metallplaketten wegdreht, versperrt ihm eine Stimme den Pfad. Kalt und dunkel klingt sie. Eindringlich und bestimmt, trotzdem warm und sanft wie Ascheflocken von einem Windhauch getragen.

„Wo willst du hin?“

Er kennt diese Stimme. Er kennt seine Stimme.

„Was ist los mit dir, José? Gibst du einfach auf, Schwächling? Wo ist das Blut, dass dir frisch an den Lippen klebt? Ich sehe kein gerissenes Fleisch.“

Bildet er sich die Stimme ein? Lag das nicht lange hinter ihm? Der Phoenix? Robert? All der Schmerz nach Patricias Tod? Wie in die Falle gegangen, steht José am Ende des beleuchteten Raums, wehrt sich zwanghaft dagegen, aber wird wie von einer Geisterhand gepackt und an den Schultern herumgerissen.

Das wieder humpelnde Bein reißt aus. Seine Hand trifft die nackte Wand, seine Augen einen gläsernen Rahmen. Die Krücke kann er gerade noch halten.

„Willst du keine Rache, José?“

Nein. José will keine Rache mehr. Er will Frieden. Den Frieden, den er braucht. Keine Kämpfe um Titel mehr, kein Aufbegehren, Plärren und Wüten, einfach tanzen. Kämpfen. Seinen Job machen und die Zeit mit seiner Schwester genießen.

José: „Ich wollte nie Rache. Dieser unschuldige Junge, mit blauen Flecken am kindlich-brüchigen Bauch und Schorfwunden an den Lippen, er wollte Rache. José will für seine Familie sorgen. Er will ein friedliches Leben, in dem er den Job macht, den er zu lieben gelernt hat.“

Ein Klacken.

Klick. Klick. Klick.

„Du Narr! Du willst Rache! Denn dieser kleine Junge, das bist du, José! Ich habe dich stets beschützt und jetzt willst du mir einfach den Rücken kehren, du Made? Brenne! Brenne! BRENNE!“

Ein hysterisches Kichern hallt durch den Raum. Josés flackernden Augen richten sich auf das Glas. Dort sieht er ihn. Vielleicht fünfundzwanzig Jahre alt. Eigentlich sollten die Falten einunddreißig zählen. Irre, ebenholzbraune Augen, die glimmende Narbe am Hals. Rote Bandanna. Blaze. Der Pyromane.

Wieder klackert Metall, klackert und klickt sich in Rage.

José: „Ich kann dir nicht den Rücken kehren, denn du bist ich. Du bist in Ordnung. Du bist ein Teil von mir. Ich akzeptiere es jetzt. Alles, was ich getan habe, mag mich zu keinem Helden machen, aber es macht mich auch zu keinem Teufel. Ich akzeptiere mich.“

Die Stimme des Pyromanen in der Luft wird zorngeladen.

Blaze: „Was bildest du dir ein? Glaubst du etwa, du kannst vor dir selbst fliehen? Du bist NICHTS! Du elendes Ghettokind, du kleine Made, die seiner Mutter das Leben und die Wärme aus den Adern gesaugt hat. Du verdienst nicht zu leben, du verdienst kein Glück! Verbrenn dich, verbrenn dich endlich!“

Klick, Klick, Kli, Kli, Kli, Kli, Ck. Aus einem Seufzen, dass sich andeutet, werden hektische Atemstöße. Es dauert seine Zeit, bis José sich beruhigt. Schleifende Laute auf dem Boden von der Krücke. Schließlich richtet er sich auf und blickt seinem Spiegelbild fest in die Augen.

José: „Nein, ich kann nicht vor mir selbst fliehen. Ich werde nicht mehr fliehen. Also, was willst du?“

Störrische Laute der Aufgebrachtheit wie Rülpsen.

Blaze: „Den Rumble, das weißt du! Du weißt es ganz genau! Stapf in den Ring, richte dich und alle anderen zu Grunde. Lass die ganze PCWA explodieren, wenn es sein muss! BRENNE! VERBRENNE! SIE!“

Klack... Klackendes Metall.

José: „Nein. Ich mache meinen Job. Nichts sonst.“

Die Stimme verliert ihre Sanftheit. Blaze spuckt Gift und Galle.

Blaze: „Denkst du, denkst du, was? Ja, red es dir nur ein. Alles wird wieder zu Grunde gehen, wieder und wieder, Abgründe, in die du fällst. Nicht mehr aufstehen wirst du können, dein Knie! DEIN KNIE! Die Zeit. Sie läuft ab. Sie rennt dir davon.“

Schlucken.

Dann ein festes Schütteln mit dem Kopf.

Genug!

Josè: „Und wenn schon, dann läuft sie ab."

Er nickt sich selbst zu.

José: „Warum ... eigentlich ... nicht?“

Tiefes Ausatmen. Der Kubaner dreht sich um und geht geruhsam zur Tür.

Blaze: „DAS WIRST DU BEREUEN!“

So ruhig sein Gang ist, so aufgewühlt ist seine Mimik.

Wieder das Klackern.

Mit zitternden Armen holt José seine Hand aus der linken Hosentasche. Das Geräusch wird lauter.

Ein Feuerzeug in seiner Hand.

Das metallene Rädchen kreist.

Ein Funke entspringt.

Schreien.

José: „Du willst den Rumble, du weißt es!“

Feuer.

 



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