Scene

Id
1365  
Name
Rage & Blaze: Demütigung  
Summary
 
Position
25  
Scenetype
Live  
Created At
2014-02-28 12:36:53  
Edited At
2014-03-24 15:44:57  
Show
100. Vendetta  


Im Zuge der Umbauarbeiten seit der Übernahme durch Vark Enterprises hatte sich einiges auf dem PCWA Gelände getan. Gestern erst wurde die renovierte Mall und der neugebaute Freizeitpark bei Behind the Blood eingeweiht. Heute entspannt Azrael Rage auf einem Ledersessel in einer Loungeecke irgendwo im Backstage des PCWA Domes.

Er hielt es nicht mehr aus in seiner Kabine. Gerry war nicht wirklich eine großartige Gesellschaft, auch wenn er ein toller Handlanger war, den Rage überaus schätzte. Stattdessen hat er sich dazu aufgemacht den „neuen“ Dome zu erkunden und dabei diese Lounge gefunden. Ein angenehmes Plätzchen. Nicht zu laut, so dass er denken kann. Hatte die kleine Japanerin tatsächlich Recht? Muss er sich entscheiden zwischen richtig und falsch, oder gar wählen zwischen Feindschaft mit Alistair und seiner Tochter oder aber dem Verzicht auf den Gerasy?

Er blickt das Schmuckstück auf seiner Schulter liebevoll an. Seitdem er zum ersten Mal an diesen Ort kam, war der Gerasy immer das was er wollte. Aber es darf nicht nur beim Gerasy bleiben. Ein Azrael Rage ist größer als der Gerasy… zumindest in seiner Meinung. Deswegen braucht er jetzt auch die Cotatores. Er braucht alles. Jeden Sieg, jeden Erfolg, jeden Triumph, jedes Prestigeobjekt und jeden Titel… immer, bei jeder Gelegenheit, ohne Ausnahme. Doch für das heutige Objekt seiner Begierde, einen Cotatores Gürtel, müsste er eventuell seinen Gerasy, seine Regentschaft auf’s Spiel setzen, und selbst dann wäre der Sieg alles andere als gewiss.

Er blickt auf seine Rolex an seinem Handgelenk und rechnet sich aus, wie viel Zeit er noch hat, um eine Entscheidung zu fällen. Vielleicht sollte er heute seine Trumpfkarte spielen… Eleven… dies wäre sinnvoll und eigentlich gebe es da nichts zu überlegen, wäre nicht dieses Behind the Blood Festival gewesen. Es war echt nicht verkehrt anerkannt zu werden. Auch eine Art Erfolg und wie Junkie der seine nächste Dröhnung wittert, will er jetzt mehr davon. Aber mit Eleven wird dies nicht möglich sein. Er muss es aus eigener Kraft schaffen, aber will er das denn wirklich? Ist es nicht idiotisch wegen der Meinung dieser Chipstütenverschlingenden Trotteln und ihren Respekt eventuell alles zu verlieren, was er erreicht hat?

Es ist ja auch nicht so, dass es ihm nicht gefallen hat seine Gegner zu beleidigen, sie auszutricksen und ihnen wieder und wieder einen Strich durch die Rechnung zu machen. Allerdings geht die Rechnung nicht auf, wenn er nicht dazu bereit ist, die Nummer des Kellerdämonen zu wählen, denn dann wäre es einfach, unerbittlich und vor allem… und das ist nicht gut… fair.

Während Rage weiter über den Abend sinniert, drückt sich humpelnd eine andere Gestalt um die Ecke, gefolgt von seiner Schwester Abelia. José muss sich an die Demütigung durch Kriss Dalmi im zweiten „Match“ des Abends nicht erinnern. Direkt im Anschluss überreichen ihm die Sanitäter eine Krücke. Schwer atmend stützt er sich auf sie auf und humpelt trotzdem. Zwar formulierten sie keine Notwendigkeit, Dr. Häuser umgehend aufzusuchen, dennoch fühlt er den Schmerz wie am Höhepunkt seiner Arthrose.

Er könnte sich jetzt in Selbstmitleid suhlen und ein Teil von ihm tut es, aber da ist auch noch diese andere Seite. Endlich wieder auf den Ring zuzugehen, es hatte ihm bestätigt, was seine Sehnsucht danach ihm andeutete. Er liebt Wrestling und den Kampf. Vielleicht hätte er abwarten sollen bis zum Rumble, aber an seinem Ziel würde der heutige Abend nichts ändern. Gleichzeitig erdrückt ihn eine Angst, er mag sich dieser Zukunft selbst beraubt haben. Trotzdem: er will zurückkehren. Nur besser. Als besserer Mensch.

Da entdeckt er Azrael Rage im Sessel sitzend. Die beiden verbindet eine lange Geschichte. Nur zu gut erinnert sich der Kubaner an die Zeit, als sie beinahe Freunde waren und Seite an Seite für die Rettung der PCWA eintreten wollten. Rage als das Schild, er als die Rache der ungerecht gerichteten. Dann holte ihn die Vergangenheit ein, ein Rückschlag jagte den nächsten und José brach ein.

Statt Rache für die ungerecht gerichteten: seine Rache. Eine Rache, die er in der Zerstörung von Rage sah. José hatte sich vorgenommen zu vergeben und für seine Fehler einzustehen.

Warum nicht bei Rage anfangen?

Da trifft ihn eine Hand zögerlich an der Schulter.

Abelia: „Können wir jetzt reden?“

Geduldig hatte sie abgewartet bis zum Match und dem hinterhältigen Angriff auf ihren Bruder. Widerstreitende Gefühle zwischen Freude, Mitleid und Schuld hatten ihren Mut bis jetzt gedämpft, aber nun wurde es Zeit. Sie wollte wieder gut machen, was zerstört wurde.

José aber hatte andere Pläne.

José: „Später.“

So zielstrebig, wie es mit Krücke eben geht, schleift er auf Azrael Rage zu, der mittlerweile aufgestanden ist und dabei war, aus ihrem Sichtfeld zu verschwinden.

José: „Azrael!“

Eine Stimme, die er lange nicht gehört hatte...

Der hat ihm gerade noch gefehlt! Blaze… vielleicht wollen Lucifer, Barker, Keevan und Elroy Schmidtke ja auch noch vorbeikommen und Azrael begrüßen. Es gibt doch nichts schöneres als ein Wiedersehen mit alten Feinden…

Kaum ist also der Kubaner zurück und es geht schon wieder los. Gleich wird er sich ausplustern, von Rache faseln, „warum eigentlich nicht“ sagen auf irgendeine bescheuerte rhetorische Frage und schlussendlich wie üblich am Gerasy, wie bei allen Gerasys davor auch scheitern…

Allerdings wäre Blaze ein willkommenes Ventil für die Aggression, die der ganze Abend schon in ihm schürt. Das Problem ist nur… ihm ist nicht danach. Der Gerasy würde am liebsten schnell davon rennen und den Quälgeist ignorieren, aber das nette Plätzchen der Lounge hat doch etwas schlechtes… Es ist eine verfluchte Sackgasse. Es hilft also alles nichts. Da kann man sich nur tarnen und hoffen, dass der alte Feind nicht Lunte riecht. Also Gerasy auf der Schulter richten, grimmiges Gesicht aufsetzen, hoffen das der Blick genug Arroganz ausstrahlt und schon einmal die Beleidigungen auspacken.

Ohne Anstalten zu machen dem wieder humpelnden Kubaner zu antworten oder auf ihn zuzugehen, wartet der Gerasy Champion ab, dass Blaze auf ihn zugeht. Krücke hin oder her: ein Gott sucht nicht, denn die Menschheit sucht nach ihm.

José sammelt sich einen Moment. Die Zeit nutzt Abelia diesen Eindringling einzuschätzen, der ihren Gesprächsversuch mit José vereitelt hat. Der Gott der PCWA ist ihr zuwider noch vor dem ersten Zwinkern. Nicht, weil sie die gemeinsamen Geschichten zwischen José und ihm kennt, sondern wegen seiner ganz offensichtlichen Arroganz. Eine Überheblichkeit, die ihm nicht gebührt. In ihren Augen jedenfalls.

José: „Es ist lange her...“

Hätte ihre gemeinsame Vergangenheit anders ausgesehen, Rage würde Blaze vielleicht sogar antworten, so ist der Kubaner in seinen Augen aber immer nur ein Hort von verschwendeter Zeit gewesen. Azrael Rage ist geblieben und hat triumphiert, wie er es schlussendlich immer tut, diese humpelnde Erinnerung an eine Rache aber, sie ist damals geflohen, als es der PCWA schlecht ging.

José: „Ich bin nicht hier, um deine Zeit zu stehlen oder über die Vergangenheit zu sprechen...“

„Du hast schon tausend Mal Meine Zeit gestohlen.“, denkt er sich. Die Andeutung eines überheblichen Lächelns, gerade genug, um eine Fliege zu zerklatschen. In seinen Augen jedenfalls.

Azrael Rage: „Vergangenheit? Das würde bedeuten, Du hättest je eine Rolle für Mich gespielt.“

Die Antwort war wohl zu erahnen, denn Rage will hier nicht freundlich sein. Vielleicht entdeckt er in dieser Ruine, die einst Blaze war, ja sogar warum er eigentlich normal niemanden will und braucht, oder warum das eine Lüge von ihm an sich selber ist, um sich stärker zu fühlen.

Ein Schnauben von Abelia ist die sofortige Reaktion.

Abelia: „Was bildest du dir ein, so mit meinem Bruder zu sprechen?“

Jetzt erst registriert Azrael die Schwester des Kubaners. Langsam gleitet sein Blick hinüber. Gleitet genauso langsam zurück zu Blaze.

Schweigen.

Nach einem kurzen, argwöhnischen Seitenblick zu seiner Schwester, ergreift der Kubaner wieder das Wort.

José: „Wir hatten unsere Meinungsverschiedenheiten und wir hatten Zeiten, in denen das anders war. Ich möchte sie vergessen und dir die Hand reichen, Azrael.“

Er streckt sie aus, die andere stützt sich auf die Krücke..

José: „Gratuliere zu deinem zweiten Gerasy Title, Azrael. Du verdienst ihn.“

Fast erschrocken blickt der Gott der PCWA auf die Hand. Was ihn daran so sehr erschreckt? Nun erst einmal, dass Blaze ihm die Hand reichen will, aber viel erschreckender ist für ihn, dass er geneigt ist die Hand anzunehmen. Dann würde aber die ganze Welt den Bluff sehen und erkennen, dass Rage heute mehr menschlich als göttlich ist. Er muss das Schauspiel aufrecht erhalten, dicker auftragen, um jeden Verdacht zu zerstreuen.

Azrael Rage: „Du hättest in Deiner geliebten Heimat weiter die Armen bespucken sollen als hier her zurückzukehren, Blaze. Das hätte mehr Würde gehabt als jetzt vor Mir zu Kreuze zu kriechen, wie ein Wurm, und Meine göttliche Hand schütteln zu wollen… Ehrlich gesagt, Du kannst die Hand wegpacken. Ich fasse Dich nur an, um Dich zu schlagen und selbst dann will Ich Handschuhe anhaben, weil Ich Angst habe Mich mit dem Versagervirus anzustecken.“

Noch nicht dick genug? Nein, niemand kennt Azrael Rage besser als Azrael Rage… oder doch jemand? Cinderella? Eri? Oder gar Alistair? Einerlei, auf jeden Fall würde der gute alte Azrael Rage nicht derart zahnlos aufhören. Die Devise heißt nachtreten.

Azrael Rage: „Es ist doch immer dasselbe alte Lied. Du kommst in Meine Nähe in der Hoffnung Mir ebenwürdig zu sein, aber stattdessen bist Du nur unwichtig. Die Card belegt es doch schon. Während Ich im Main Event heute Cotatores Champion werde, dümpelst Du in der Halbzeitpause mit dem garstigen Lakaien herum, den Ich erst vor Kurzen entlassen habe.“

Rage grinst süffisant… und wünscht sich einfach nur im Boden zu verschwinden, aber das ist nicht möglich. Er muss weiterlügen. Sein Stolz treibt ihn und somit begeht er die größte Lüge… während er gespielt Abelia ins Gesicht lächelt.

Azrael Rage: „Ich bin nur ehrlich.“

Da platzt Abelia der Kragen.

Abelia: „Ah ja, bist du das? Also hat dich José nie im Ring besiegt?“

Diese Spitze lockt den Gott einen kurzen Moment aus der Reserve. Mit einem Ausfallschritt baut er sich vor Abelia auf.

Abelia: „oder zwei...“

José: „Halt deinen Mund, Schwester!“

Dröhnt die dunkle Stimme des Kubaners, die so sanft sein kann, mit einer Kraft, die man ihr in diesem gebrechlichen Moment nicht zugetraut hätte.

Abelia schreckt schockiert vor beiden Männern zurück. Azrael war bereits dabei zu einem Schlag auszuholen, als Josés Stimme ihn unterbricht. Dabei wäre es mit Sicherheit so überzeugend gewesen, dass er nicht an sich zweifelt, wenn er dieses elende Frauenzimmer geschlagen hätte…

Jetzt ist es der Kubaner, der einen mühsamen Ausfallschritt nach links macht und dabei fast sein Gleichgewicht verliert. Immerhin bringt er Raum zwischen Abelia und Rage.

José: „Ich stehe auf Krücken hier, Azrael, ich kann dir die Stirn jetzt nicht bieten, aber wenn du meine Schwester anrührst, ist jeder Willen, den ich habe, dir zu vergeben, Schall und Rauch.“

José kennt die Fakten genauso gut wie Abelia. Der Gott der PCWA mag zweifacher Gerasy sein, in ihrer persönlichen Statistik aber steht es null zu zwei für den Champion und zwei zu null für Blaze. Einmal im Quest 4 The Best Finale unterlag Rage Blaze, dann noch einmal am Brawlin‘ Rumble im Duell. Er kennt sie und kann nicht anders. Seine Vorsätze für einen Augenblick vergessen. Schall und Rauch.

Blaze: „Ich kann dich gerne ein drittes Mal besiegen, wenn dir das so wichtig ist.“

Er bereut die Worte, noch während er sie ausspricht. Es hat keine fünf Minuten gedauert, da hat ihn sein alter Feind, Azrael Rage, erfolgreich provoziert.

Eigentlich ist Blaze der perfekte Beweis, dass nicht jeder Erfolg glücklich macht. Tatsächlich hat er den Gott der PCWA zweimal niedergestreckt und dennoch steht er hier als Krüppel, der kaum stehen kann und versucht dem ärgsten Feind die Hand zu schütteln. Dennoch der Drang nach Erfolg, die Sucht, der Rausch treibt. Er muss weiterspielen, die Darstellung aufrechterhalten. Azrael baut sich jetzt mit seiner ganzen Größe vor dem Kubaner auf und wirft nicht nur deswegen einen eindrucksvollen Schatten. José folgt alten Instinkten und bringt sich selbst in einen festen Stand größtmöglicher Stärke.

Wäre da nicht sein Knie, das nach den harten Stuhlschlägen Dalmis malträtiert wie am ersten Tag erscheint.

Endgültig verliert er sein Gleichgewicht, das Knie knickt ein und José fällt auf Knien. Wie der Diener vor seinem König.

Ein Trauerspiel dieser Anblick. Dabei wäre das die Gelegenheit woanders Anschluss zu finden. Der Gerasy Champion müsste ihm nur eine Hand reichen und hochhelfen. Die Beleidigungen vorher könnte er als Scherz bezeichnen. Aber Alistair würde alles mitbekommen durch die verfluchten Kameras. Alle Stärke, alle Ehrfurcht wäre in einer Sekunde verblasst. Er darf seinem Partner nicht seine Schwäche offenbaren, wenn er heute Cotatores Champion werden will und den Gerasy behalten möchte. Er muss das jetzt durchziehen in aller Widerlichkeit. Ein inbrünstiges Lachen verlässt die Kehle Azraels. Er rückt sich seinen Titelgürtel über der Schulter zu recht und rotzt dem Kubaner erniedrigende Worte in den Schlund.

Azrael Rage: „Sieh Dich nur an. Alle Siege der vergangenen Tage verloschen, alle Angst vor Deiner Rache versiegt, jeder Deiner Brandherde gelöscht. Du kannst nicht einmal mehr stehen… Wie kannst Du nur mit Dir selbst leben?“

Verhöhnend duckt sich Rage zu Blaze ab, will den Blick in seine Augen, ihm damit überzeugen, dass er in ganzer Stärke vor ihm steht.

Azrael Rage: „Wenn Ich Dein räudiges Schicksal vor Mir sehe, Deine jämmerliche Schwester anblicke, dann erkenne Ich etwas, was Mir ein Lächeln ins Gesicht treibt. Meine Familie ist vielleicht gar nicht so schlecht. Dank Meiner Familie werde Ich heute Meinen erfolgreichen Zug durch die Annalen der PCWA fortsetzen, während Du auf Knien Deine Schwester beschützen musst… Aber Mein lieber Blaze, keine Sorge, im heimischen Stroh in Deiner Scheune auf Kuba darfst Du Dir gerne vorstellen, wie es wäre Ich zu sein. Genau genommen werde Ich Dir heute sogar eine Wichsvorlage par Excellence servieren. Steck in Deinen kleinen Träumen einfach Deinen Kopf auf Meinen Körper, wenn Ich den Cotatores Titel heute siegreich hochhalte. Danach kläre Ich die Sache mit Meiner Familie und werde wieder einmal da erfolgreich sein, wo alle anderen, und besonders Du, scheiterten!“

Mühsam hat sich Blaze nach dem Monolog von Rage wieder aufgerafft und sich vorsichtig einen Schritt entfernt. Die zweite Demütigung, die ihm an diesem Abend wiederfährt.

Familie.

So schwer es José fällt, Abelia zu vergeben, so leicht fällt es ihm trotzdem, seine Zukunft mit ihr zu visualisieren. Ein Leben in Frieden. Er im Ring. Sie bei ihm. Blut ist größer als jeder Verrat.

José: "Familie suchst du dir nicht aus und gerade darin liegt ihr Geschenk. Du nimmst sie, wie sie ist. Es kann stürmen draußen, die Welt geht unter, du liegst am Boden und fühlst dich zertreten wie der Matsch an den Stiefeln, es ist egal. Familie bleibt Familie. Du hast anscheinend noch immer nichts anderes im Hirn als Siege, die Jagd nach Titel. Immer diese Sucht nach mehr. Ich spiele dieses Spiel nicht mehr mit. Gewinn deine Cotatores Titel, ich kämpfe einfach und bin trotzdem glücklich. Im Gegensatz zu dir weiß ich, was es heißt, allein zu sein, niemanden zu haben. Was denkst du, wie lang Cinderella dein Verhalten noch toleriert? Sie hat jetzt ihre eigene Familie. Besser Stroh in einer Scheune als kein Ort, an den du hingehörst. "

Azrael will dieses Gewäsch nicht hören, kann es nicht länger ertragen diese Maske aufrecht zu erhalten. Er will Blaze nicht mehr sprechen hören, will ihn nicht mehr sehen und deswegen muss er diesem Gespräch ein Ende setzen. Wie üblich am besten mit einem Paukenschlag.

Azrael Rage: „Du bist den Namen nicht wert, den Du Dir einst gegeben hast. Schwächling.“

Azrael geht einen Schritt auf ihn zu. Der Größenunterschied zwischen den beiden Männern wirkt jetzt noch mächtiger, da der Kubaner wacklig auf den Beinen steht.

Azrael Rage: „José.“

All die Rückschläge kommen ihm wieder in den Sinn. José erinnert sich, warum er zurückgekommen ist. Nicht, um erneut dem gleichen Zirkus zu verfallen, an dem er selbst als Schelm beteiligt war, nicht, um Titel und Siege zu suchen und in der Manege sein Ego durch den Sand zu jagen, sondern weil er das Wrestling liebt. Er ist hier, um seinen Job zu machen.

José: „Ich will keinen Streit.“

Er streckt Rage erneut die Hand hin.

José: „Gratuliere zu deinem zweiten Gerasy Title, Azrael. Du verdienst ihn.“

Azrael Rage will nicht die entgegengestreckte Hand zu ergreifen, obwohl es ihm vielleicht gerade den Halt geben könnte, den er braucht. Dennoch wäre das der Anfang vom Ende. Wie Nadeln in seinem Kopf schießen ihm die Gedanken durch die Synopsen, könnte, hätte, wäre, wollte, aber wo Azrael Rage drauf steht, muss auch Azrael Rage drin sein. Also muss er nun Kür bringen

Azrael Rage: „Schwächling!“

Dann holt er mit seiner rechten Pranke aus. Außer dem Klatschen nur ein spitzer Schrei von Abelia, die mit weit aufgerissenen Augen immer noch im Rücken des Kubaners steht und ihren Zorn über die Zurechtweisung ihres Bruders kurz vergisst.

Mit einem Poltern geht José zu Boden. Die Krücke fliegt davon. Der Diener küsst unfreiwillig den Boden vor seinem König.

Ein letztes verächtliches Lachen kann Rage sich noch selbst entlocken. Dann steigt er über Blaze und Abelia hinweg und sucht wieder die Ruhe, die er dringend finden will, wenn Vendetta 100 nicht der schwärzeste Tag in seinem Kalender werden soll. Das Treffen mit Blaze, die eben noch hochgehaltenen Maske fällt außerhalb des Blickes des Kubanes auseinander. Hoffentlich erspäht ihn so keine Kamera. Er muss nachdenken, vielleicht sollte er doch wieder seine Kabine aufsuchen in der Hoffnung nicht noch mehr ungebetenen Besuch aus der Vergangenheit zu erhalten. Welche Muse könnte ihn jetzt nur küssen, damit er eine Idee hat wie er seinen Gerasy behalten könnte und trotzdem den Cotatores für sich beanspruchen könnte, den er von Minute zu Minute mehr begehrt… zudem wie könnte er das tun, ohne Schwäche zu zeigen und dennoch endlich die Anerkennung zu bekommen, die er sich so sehr wünscht. So sehr! „Verfickte Cotatores!“, denkt er sich und noch während er es im Geiste ausspricht, tut es ihm leid, dass er einen so herrlichen Erfolg derart verunglimpft. Wäre er ehrlich, wäre alles heute einfacher… alles, auch der Sieg in einem Tag Team Match, aber Ehrlichkeit ist für einen notorischen Lügner nie eine gute Idee… Dabei wünscht er sich den Erfolg, die Cotatores, die Anerkennung so unendlich sehr… und der Gedanke ist ehrlich!

Abelia fängt sich wieder und dreht sich hektisch zu ihrem Bruder um. Sie packt ihn an der linken Schulter und will ihm hochhelfen, doch José reißt sich verkrampft los. Eine Bewegung, die ihn erneut nach rechts stolpern lässt. Mühsam hievt er sich an der Wand hoch, während Abelias Lippen zittern wie vor der ersten Träne. Sie fühlt sich so ausgeschlossen und einsam wie José selbst. José aber kann nicht anders. Kein Mensch erträgt es ewig, getreten zu werden. Es kommt der Punkt, da tritt er selbst zurück.

Keuchend presst er Luft in seine Lungen und greift nach der Krücke, die am Boden liegt.

Einen Augenblick hält sein Ventil noch durch, dann platzt es.

Fauchend blickt er von der Wand weg und zu seiner Schwester hoch.

José: „Ich bin dein Bruder und kein Krüppel! Misch dich nicht in meine Angelegenheiten ein. Hast du denn gar nichts aus der letzten Show gelernt?“

Dann lässt er sie stehen.

Abelia bleibt allein zurück.

Wimmernd drückt sie sich an der Wand zu Boden. So hatte sie sich ihren Bruder nicht erträumt.

Machte sie denn alles falsch?

In diesem Moment wurde ein Samen in der Erde verscharrt, aus dem eine dornige Rose wachsen sollte. Ein Symbol für das Gefühl, welches für José Feuer war. Rache.

Nur wo grenzenlose Liebe ist, kann Enttäuschung einen Tunnel zum Hass graben.

 

Mike Garland: "Willkommen zurück in der PCWA, Blaze. Übrigens hält Azrael Rage den Undisputed Gerasy Title schon seit neun Monaten." 

Vincent Craven: "Dafür stand José heute zum ersten Mal nach 14 Monaten wieder auf einer Card. Ist doch alles in Ordnung." 

Mike Garland: "Ach, mir ist der Kubaner irgendwie... zuwider. Anstatt die Leistung von Rage anzuerkennen..." 

Vincent Craven: "Genau das hat er doch versucht. Aber Rage wollte davon nichts wissen und hat einen angeschlagenen Mann aufs Übelste denunziert." 

Mike Garland: "Er hätte ihn auch einfach in die Bewusstlosigkeit prügeln können." 

Vincent Craven: "Nein, der Gottkönig Azrael muss ja seine Kräfte schonen für nachher." 

Mike Garland: "Ganz genau." 

Vincent Craven: "Also manchmal... da möchte ich dich..."



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