Scene

Id
1407  
Name
Agonie, Liebeskummer und Titel...  
Summary
 
Position
20  
Scenetype
Live  
Created At
2014-03-12 20:31:12  
Edited At
2014-03-18 12:52:40  
Show
100. Vendetta  


Seit Freitag will ihm der Gedanke nicht mehr aus dem Kopf. Die Selbstsicherheit von Jona, die jubelnden Menschen und natürlich der einfach die Befürchtung, dass er alles verlieren könnte. Deswegen kam er heute auch erst spät in der Halle an. Der Opener ist schon vorbei, beim Ring ist das Getöse schon groß…

Er wollte allerdings ohne großes Blitzlichtgewitter hier ankommen. Normal fährt er immer mit einer Limousine vor, trägt einen Anzug, der mehr kostet als das Durchschnittsjahresgehalt eines Deutschen in der Mittelklasse und eine Sonnenbrille für die andere Leute einen Gebrauchtwagen kaufen. Heute aber nicht. Er hat schon seine Ringklamotten an, und trägt auf dem Oberkörper nur ein Shirt… „Ich habe die Macht!“ steht mit goldener Schrift auf schwarzen Hintergrund… auf der Rückseite ist sein Name. Komischerweise sind die Dinger wohl der Verkaufsrenner, obwohl er angeblich immer gehasst wird… aber auch das ist ja eine Lüge, wie wir seit dem Fanfest wissen. Das ganze System ist eine große Lüge, um den König der Lügner aufzuhalten. Eiligen Schrittes mit seiner Sporttasche über der einen Schulter und den Gerasy über der anderen geht er in Richtung seiner Kabine. Sie ist nicht ganz so luxuriös, wie die Kabine im Theatre, denn schließlich nutzt er sie seltener, aber die tut den Job… Luxus… dieser war ihm die vergangene Zeit immer so wichtig, aber heute ist es ihm egal. Bis auf dem Besuch beim Fanfest, hat er fast in der Trainingshalle gelebt. Er kam eigentlich nur zum schlafen nach Hause. Krafttraining, Cardio, Sparring und das ganze wieder von vorne. Tag täglich seit Wochen. Azrael Rage war schon immer davon besessen viel zu trainieren, aber so viel Training hatte er selten hinter sich. Er ist fast da, hofft in seiner Kabine Ruhe zu finden, um sich zu sammeln, doch was ist das?

Kurz vor seiner Kabine sitzt zusammengekauert, auf einer Bank, eine kleine Japanerin und weint. Skeptisch beäugt Rage sie und sie? Sie reagiert gar nicht wirklich auf den Hünen. Welch ein Häufchen Elend… mutterseelenallein sitzt sie da und es scheint niemanden zu kümmern, dass ihr fast die Augen aus dem Kopf bluten vor Kummer. Warum sollte das einen Azrael Rage interessieren? Eigentlich würde es das nicht, aber eigentlich wäre er auch nicht verunsichert, wegen der verfickten Vendetta 100 und das Debakel in das ihn seine eigene Tochter Cinderella gebracht. Kurz grübelt Azrael in seinen Gedanken… das Mädchen heißt Eri Osada, glaubt er zumindest. Oder irrt er sich? Japanische Namen hören sich eh alle fast gleich an, aber er versucht sein Glück einfach mal.

Azrael Rage: „Eri?“

Mit rot unterlaufenen Augen blickt sie auf, während sie in ein Taschentuch schnäuzt.

Azrael Rage: „Alles in Ordnung?“

Blöde Frage, aber wohl ein typisches Beispiel für sozialkompententen Nonsens, der sich in unserer Gesellschaft so kultiviert hat. Sie schüttelt nur den Kopf und lässt diesen wieder zwischen ihre angezogenen Knie fallen.

Sollte er hier irgendwas tun? Was kann er schon tun? Was würde er tun, wenn er so traurig ist… bestimmt nicht heulen, wie ein kleines Schulmädchen, aber es handelt sich hier halt um eine Frau. Irgendetwas treibt ihn hier etwas zu unternehmen. Eine Konversation kann wohl auch ausgeschlossen werden, also was nun? Schlussendlich ergreift er einfach, vorsichtig aber bestimmend, die Hand des Mädchens und zieht sie langsam hoch.

Azrael Rage: „Wir gehen an einen schöneren Ort.“

Verwirrt blickt sie durch ihre in Tränen eingelegten Augen den Riesen an, der sie gerade hinter sich herzieht… bevor jemand das Wort „Entführung“ in den Mund nimmt, sie lässt sich ziehen, denn ehrlich gesagt ist gerade alles besser, als das hier!

Wenige Schritte später kommen sie in der Kabine des Gerasys an. Sein Name steht in goldenen Buchstaben auf braunem Eichenholz der Tür. Achtlos der Schönheit der Verziehrungen der Tür öffnet er sie einfach und sofort ruft ihm eine freudige Stimme entgegen.

Gerry: „Herr Rage, schön sie zu sehen… oh, sie haben einen Gast dabei?“

Kurz fragt sich der Barkeeper und Butler von Rage, ob er fragen soll, ob er den Raum verlassen soll, aber da das Mädchen jetzt schon weint und sein Chef nicht unbedingt von der führsorglichen Sorte ist, lässt er das lieber…

Azrael Rage: „Guten Abend, Gerry. Gib der Dame bitte etwas zu trinken. Ich habe sie zwei Korridore von hier entfernt aufgelesen und ich glaube sie braucht etwas Kräftiges jetzt, um sich zu fassen.“

Doch fürsorglich? Gerry verzieht kurz verwirrt das Gesicht, aber sofort begibt er sich hinter die Bar und blickt sich um, was er der jungen Dame kredenzen kann. Die Wahl fällt auf einen Wodka… in Russland ist das schließlich die einzige Psychotherapie, die man gegen Depressionen bekommen kann. Warum sollte es hier also nicht auch helfen? Ein Eiswürfel ins Glas, einen Spritzer Zitrone und zwei Finger Wodka… schnell ist der Drink für Eri fertig, die sich einfach auf einen der Sessel setzt. Offenbar erlaubt es Rage, denn von ihm ist weder ein böser Blick zu sehen, noch eine bissige Bemerkung zu hören. Sofort, natürlich mit Untersetzer, stellt Gerry bei ihr das Glas ab.

Gerry: „Auch für sie etwas, Herr Rage?“

Azrael Rage: „Danke, gerade nicht.“,

antwortet er, während er seine Tasche in einen Schrank verstaut. Vorsichtig setzt er sich einfach nur gegenüber zu dem verweinten Mädchen. Diese nippt leicht an dem Wodka, der ihr offensichtlich zu stark ist. Dennoch nippt sie weiter, denn vielleicht hilft es wirklich, was der Fremde ihr hier anbietet.

Kurz fragt sich der Gott der PCWA warum er das Mädchen mitgenommen hat, doch dann auf einmal erkennt er sich selbst in ihr wieder. Auch er ist vollkommen allein. Isoliert wäre wohl das richtige Wort, aber Rage hat sich das selber ausgesucht, wollte es nie anders, oder hat er hier auch nur sich selbst belogen? Vielleicht sollte er mit ihr reden, aber würde sie das wollen?

Eine andere Dame hingegen platzt einfach herein mit ihren Worten.

Cinderella Brunswick: „Bist du jetzt vollkommen bescheuert, Vater?“

Verwirrt blickt er zur Tür, in deren Rahmen seine Tochter steht und geifernd dreinblickt.

Azrael Rage: „Was habe Ich denn nun schon wieder angestellt?“

Erst einmal blickt Cinderella zu Eri. Definitiv zu jung für ihren Vater, aber das sind die ganzen Models und Modepüppchen auch mit denen er sich stets umgibt. Alles geldgeile Parasiten, die nur an sein Geld wollen und wahrscheinlich weiß er das sogar und es ist ihm egal.

Cinderella Brunswick: „Du hättest Alistair im Training verletzen können. Sein ganzer Körper ist mit blauen Flecken und Prellungen übersäht. Ihr sollt zusammenhalten und euch nicht gegenseitig schon vorher umbringen.“

Er könnte seine Tochter jetzt maßregeln, dass man so nicht mit seinem Vater spricht, aber über diesen Punkt ist die Familie Rage wohl schon lange hinweg. Er hebt beschwichtigend die Hand.

Azrael Rage: „Ich muss Meinen Partner kennen und dazu muss Ich ihn fordern. Dass dabei ein paar Blessuren nicht ausbleiben, ist ganz normal.“

Besonders wenn das Training derart hart gestaltet wird… aber das war Absicht und leider hat Alistair alles durchgehalten. Körperlich ist er ohne Schwäche und Tadel. Man könnte glatt von makellos wie Azrael selbst sprechen, wenn man das wollte, aber natürlich will der Undisputed Gerasy das nicht.

Cinderella Brunswick: „Vater, es gibt hartes Training und es gibt jemanden vorher ausschalten wollen. Das hier war sicherlich das Zweite.“

Azrael Rage: „Schwachsinn!“

Sagt er. Lügt er. Es hätte alles einfacher gemacht. Allerdings hätte er ohne Alistair keinen Tag Team Partner, den er braucht wenn er tatsächlich die Cotatores gewinnen will und das will er, denn er liebt den Erfolg. Lebt für den Erfolg. Braucht ihn zum leben wie Luft. Ohne Erfolg fühlt er sich wie ein Ertrinkender, und nur Titel und Erfolge, können ihn atmen lassen an der Wasseroberfläche. Ansonsten geht er unter wie Stein und das Wasser lässt die Farbe der glorreichen Tage schnell verblassen.

Azrael Rage: „Ich muss Mich nicht vor der rechtfertigen.“

Sie stampft auf den Boden.

Cinderella Brunswick: „Doch, musst Du. Vor jemand anderen tust es doch nicht.“

Er steht wütend brüllend auf.

Azrael Rage: „ICH MUSS MICH VOR NIEMANDEN RECHTFERTIGEN!“

Sie blickt ihn zornig an.

Cinderella Brunswick: „Du wirst jetzt sofort zu Alistair gehen und Dich entschuldigen!“

Azrael Rage: „Warum sollte Ich? Ist er petzend und weinend zu Dir gelaufen?“

Sie schüttelt den Kopf.

Cinderella Brunswick: „Nein… Er wollte mir eigentlich gar nichts darüber sagen. Ich habe es mir nur zusammengereimt und damit offensichtlich genau ins Schwarze getippt. Er würde sich nie bei mir über dich beschweren…Er trägt seine Kämpfe nämlich selber aus, aber Du, Vater, nutzt jede Gelegenheit um ihm direkt und indirekt zu schaden.“

Er schnaubt aus.

Azrael Rage: „Und Du meinst, Tochter, es wäre ihm Recht, wenn Du jetzt seine Kämpfe führst?“

Sie blickt sich um. Da hat ihr Vater schön den moralischen Spieß umgedreht. Damit hatte sie irgendwie nicht gerechnet. In diesem Moment ist ihr dieser Auftritt plötzlich sehr unangenehm.

Cinderella Brunswick: „Ich… Ich sollte wohl wirklich euch das untereinander klären lassen. Entschuldige, Vater. Aber trotzdem, bitte sprich mit ihm. Es würde mich so unendlich freuen wenn ihr Zwei zumindest für heute Nacht eure Differenzen beiseite schieben könntet und als Einheit agieren würdet. Dann könntet ihr endlich sehen und begreifen, wie ähnlich ihr euch seid und wie gut ihr euch ergänzen könnt. Es muss keinen Kampf zwischen euch geben. Wir können eine Familie sein.“

Familie… merkwürdigerweise blickt Azrael bei diesem Wort auf seinem Gerasy. Alistair würde wohl dasselbe tun, denn was Cinderella nicht begreift, ist das es sich hierbei nicht um eine Familienfehde handelt… Es geht wie immer um den Gerasy. Aber heute steht noch ein anderer Titel im Fokus. Die Cotatores, und selbst der mächtige Azrael Rage kann diese nicht im Alleingang erobern. Ob er will oder nicht, er ist auf seinen Schwiegersohn angewiesen. Die Frage ist nur, ob er auch auf ihn angewiesen ist?

Azrael Rage: „Ich werde darüber nachdenken. Geh jetzt bitte.“

Sie nickt und folgt der Bitte ihres Vaters, welcher sich wieder setzt. Warum kann er es ihr nicht ehrlich erklären, dass es dabei nicht um Alistair geht. Es geht um seine Lebensaufgabe. Erfolg… aber Alistair ist tatsächlich wie er, denn auch er will unbedingt diesen Erfolg. Beide kennen ihn, den Drang zu siegen und der Beste sein zu wollen und vermutlich fühlen beide ihn in destruktiver Allgegenwart, wie er sich durch ihre Herzen schlängelt und durch ihre Leben frisst, wie ein Geschwür, dass immer mehr will. Immer mehr.

Eri hat die Szene stillschweigend beobachtet. Ihr Wodka ist inzwischen leergenippt. Tatsächlich ließ das alles sie kurz ihr Dilemma vergessen, oder verdrängen. Manchmal kann es schon reichen, zu erkennen, dass man nicht der einzige Mensch auf der Welt mit Problemen ist, um mal für einen kurzen Moment durchzuatmen.

Vorsichtig und leise, erhebt sie sich von ihrem Sessel und geht zur Tür. Es war nett kurz jemanden zu haben, aber niemand kann ihn für den Moment ersetzen oder lange davon ablenken. Dennoch möchte sie zum Schluss in gewisserweise danke sagen. Mit zittriger Stimme sagt sie.

Eri Osada: „Manchmal… müssen wir etwas Geliebtes loslassen, um etwas anderes… Geliebtes zu finden, oder zu verteidigen.“

Azrael blickt auf, die langen blonden Haare in seinem Gesicht. Hat dieses kleine Geschöpf tatsächlich soeben doch gesprochen und ihm auch noch einen guten Hinweis gegeben? Eri blickt ihm noch einmal an, nickt ihm zu und verlässt dann auch die Kabine des Azrael Rage… welcher damit wieder ganz alleine ist und es hasst.
Wenn er ehrlich zu sich wäre, würde er diesen Tag als einen Scheideweg ansehen, aber Ehrlichkeit ist in diesem Herzen lange ausgestorben und als Alternative gibt es nur die Lüge… Er muss eine Lösung finden. Sein Smartphone gezückt, blickt er in seine Kontaktliste… Eleven. Jetzt müsste er nur „anrufen“ drücken… aber stattdessen wird der Bildschirm wieder schwarz und das Handy auf den Tisch gelegt. Er blickt der offenen Tür hinterher und denkt an die kleine Japanerin.

Azrael Rage: „Alles Gute, kleiner Glückskeks!“

Bleibt wohl nur eine Frage: Wie kann er seine Tochter und seinen Gerasy behalten und dennoch Cotatores werden? Vielleicht hilft ein Spaziergang. Hier könnte er durchatmen, sich zerstreuen und vielleicht eine Antwort finden. Oder hat Eri schon die Antwort gegeben? Ehrlich gesagt, weiß er es nicht und will es auch nicht wissen, denn wenn sie Recht hat, muss er sich entscheiden… und genau das will er nicht.

 

Vincent Craven: "Da befindet sich aber Jemand in einem Dilemma." 

Mike Garland: "Du meinst Eri? Nun, in Anwesenheit von Rage kann man ja nur zum Alkoholiker werden." 

Vincent Craven: "Das meine ich nicht. Wobei Eri mir natürlich nach der Trennung von NEON LOVE auch leid tut, aber ich meinte Rage. Er will seinen Gerasy, er will seine Tochter behalten und dazu noch die Cotatores Trophy gewinnen. Das alles unter einen Hut zu bringen, geht aber aufgrund eines Namens nicht." 

Mike Garland: "Terry Bollea?" 

Vincent Craven: "Nein?! Natürlich wegen Alistair Brunswick." 

Mike Garland: "Ich wollte dich nur testen." 

Vincent Craven: "Natürlich..."



Actions