Scene

Id
1412  
Name
SIAMESE  
Summary
 
Position
33  
Scenetype
Live  
Created At
2014-03-12 23:01:00  
Edited At
2014-03-23 13:55:49  
Show
100. Vendetta  


 

NIEMALS GEBOREN WORDEN ZU SEIN
IST VI
ELLEICHT DER GRÖSSTE SEGEN VON ALLEN.

 

Wenn man die Ruhe vor dem Sturm mit Händen greifen könnte, dann in Augenblicken wie diesem.
Diese Stille hier unten ist gestorben, als Wumpscuts "Siamese" losprügelte, ein Soundtrack zum Untergang. Hier, zwischen den Wänden, im Angesicht der flackernden Monitore, ist die Atmosphäre geladen mit unbarmherziger Entschlossenheit..

Es sind Momente wie dieser, in denen Geschichte nicht nur geschrieben, sondern gefühlt werden kann, geatmet, berührt und mit Leben erfüllt. In diesem Augenblick ist es so, als würde nicht nur hier in dem Keller die Zeit still stehen, sondern gleichfalls oben in der Arena. In der Stadt. In der gesamten Welt. In der Existenz von allem.

In der Mitte des Kellers steht der Mann, der in wenigen Momenten hinaufsteigen wird.
Hinauf zur Schlacht, die überfällig ist. Dieses Wesen wird hinausgehen, aus der Dunkelheit in ihre strahlende Welt, um mit der groben Kelle das Elend in der PCWA verteilen. 

Eleven steht mit nacktem Oberkörper im Keller.
Seine Arme sind zu den Seiten ausgebreitet. Seine Züge sind regungslos wie immer.
Nichtmal eine Zigarette fackelt in seinem Mundwinkel.

Bleed wickelt das schwarze Tuch um seine linke Hand. Schlingt sie um das Gelenk, zurück über den Ballen und über den Handrücken. Ihre Knöchel stechen weiss hervor, als sie das Tuch erneut fester zieht und es dann mit einem flachen Knoten fixiert.

Sie ist die Ruhe selbst. Da ist nicht die geringste Anspannung im theoretisch vergötterungswürdigen Gesicht des Apocalypse Girl.

Bleed: „Er wird in seiner Kabine auf und ab gehen. Ruhelos. Zwischen den Wänden hin und her streunend. Oder er sitzt einfach nur auf einem Stuhl und fängt an nachzudenken. Und ich weiss nicht was schlimmer wäre.“

Bleed kippt Wasser aus einer Plastikflasche auf die festgezurrten Tücher an Eleven’s linker Hand. Fast vorsichtig massiert sie die Flüssigkeit ein.

Bleed: „Ich erinnere mich an den Moment meines High School-Balls. Da war dieser Typ, der mich Monate vorher gefragt hatte, ob ich mit ihm dorthin gehen würde. Ich hatte zugesagt. Urteile nicht. Er war Footballer, beliebt. Süss. Nicht besonders intelligent, aber .. you know.. Augenschmaus.“

Eleven steht da wie eine fleischgewordene Statue. Bedrohlich wie sonst nichts, bereits wie niemand vorher jemals bereit war.

Bleed geht einmal um ihn herum, greift das nächste schwarze Tuch.
Sie nimmt Eleven’s rechte Hand in die ihre und beginnt zu wickeln.

Bleed: „Ich hatte mitbekommen, was er in der Schule erzählte. Das ich ein „easy girl“ wäre.. leicht zu bekommen.. einfach zu ficken und wegzuwerfen. Also wartete ich den ganzen Abend, bis es an meiner Tür klingelt. Und er hatte wahrscheinlich dasselbe Gefühl wie der Hund jetzt. Einen Verdacht. Irgendwas, das sich falsch anfühlte. Irgendeine Ahnung eines Fehlers, eines Urteils, das längst gefallen ist. Und trotzdem machte er sich auf den Weg zu meiner Tür und klopfte an. Der Moment war da. Der Augenblick, den wir beide wollten.“

Sie zurrt mit unglaublicher Präzision das schwarze Tuch um Eleven’s rechte Hand. Erfüllt mit völliger Ruhe, nur auf diese Aufgabe konzentriert.

Bleed: „Also ging ich hinunter und öffnete ihm die Tür. Er sah mich an, schluckte irgendwas herunter und wollte sich verbeugen, um mich zu begrüssen. Ich nehm Dad’s Baseballschläger, der immer neben unserer Tür stand und schlug ihm das Ding in den Unterleib. Ich habe die Tür geschlossen. Und am nächsten Morgen hatte es der Regen der Nacht nicht geschafft, sein Erbrochenes von der Treppe zu waschen.“

Sie kippt das Wasser auf das fertig gewickelte Tuch um Eleven’s Faust.
Dann geht sie zum Tisch und greift das säuberlich zusammengelegte T-Shirt. Wie einen heiligen Gegenstand trägt sie es zu Eleven, in den das Leben zurückkehrt.

Der Herr des Kellers, der Anführer von Nikotin & Bacteria winkelt seine Arme an, ballt die Hände zu Fäusten, prüft die Spannung der Tücher. Zufrieden schenkt er sich ein Lächeln.

Bleed: „Kein Wolkenbruch der Welt kann wegwaschen, was die PCWA in den nächsten Monaten erbrechen wird. Und kein Wesen könnte stolzer sein auf das, was kommen wird. Ich bin bei dir. Immer.. ewig. Dieses Zeitalter kann beginnen.“

Eleven greift sich das schwarze Kleidungsstück und zieht es langsam über seinen Körper.
Es ist ein simples T-Shirt, dunkel, dessen Ärmel abgerrissen wurden. Auf der Vorderseite prangt ein einziges Wort, in blutroten Buchstaben.


H 1 S T O R Y

Eleven schaut auf seine Fäuste, prüft die geschnürten, schwarzen Stiefel, die still nach Blut schreien. Er wirkt wie ein Henker auf dem Weg zum Schaffott, unterwegs zu seiner liebsten Tätigkeit, die er schon solange nicht mehr ausüben durfte.

Alles in ihm macht den Eindruck eines Wesens, das so weit weg von allem ist, was sich dort oben unter der glitzernden Hallendecke tummelt und bisher ein unbeschwertes Ringleben führen durfte. Wer ihn hier stehen sieht, der verschluckt Ideen wie 'Ringrost' als Überbleibsel einer Wahnvorstellung, die hier unten nicht existiert.

Die Zeit ist gekommen.

Er genehmigt sich eine letzte Zigarette. Direkt vor ihm steht Bleed, ihm fest in die Augen sehend, während er inhaliert und fast gleichgültig den Qualm in den Keller strömen lässt.
Sie kommunizieren allein mit Blicken. Sie, mit dem Lächeln, dem Zucken ihrer Mundwinkel. Ihren Augenbrauen, ihren spielerischen Lippen, die unhörbare Worte formen.
Er, mit dem erhobenen Kinn und dem Hauch eines Nickens.

E11: „Almost forgot... Ich habe ein Geschenk für dich.“

Bleed legt den Kopf schräg wie ein überraschtes Girlie.

Bleed: „Für mich?“

E11: „Yeah.. not so much. Für uns alle. Vor allem für das Volk dort oben, das meine Ankunft so freudig erwartet wie Ausgangssperren, Notstandsgesetze und Zahnoperationen.“

Eleven deutet mit der Zigarette auf den Tisch hinter ihm.
Dort steht, ganz unscheinbar, ein Karton.
Ein simpler Karton aus grauer Pappe, in dem genauso gut Staubsaugerbeutel, Keramikvasen oder Gwyneth-Paltrow-Schädel stecken könnten.

Bleed schiebt sich an Eleven vorbei. Ihre beringten Finger streicheln über den Karton, dann greift sie zum Messer, das im Licht der Monitore funkelt.

Eleven zieht an seiner Zigarette und hebt den Blick zur Treppe.
Er braucht keine letzten Worte mit Bleed. Es ist alles gesagt.

Der Moment ist gekommen.
Eleven setzt sich in Bewegung. Die schweren Stiefel erobern die Treppenstufen.
Er steigt hinauf und macht sich auf den Weg in das Herz und die Seele einer Liga, die bisher von ihm verschont geblieben war.

Bis zu diesem Tag

Das Messer zerschlitzt das Klebeband des Kartons.
Vorsichtig öffnet Bleed die Verpackung und schaut hinein.

Sie sieht es.
Und sie versteht.

Dann senkt sie den Kopf, legt ihn vorsichtig auf den Karton, streichelt ihn wie ein verträumtes Kind und ihr leises Lachen hallt geisterhaft triumphierend durch den Keller.

Es ist soweit.

YOU ARE WITH ME

ALL THE WAY

UNTIL WE'RE DYING

THE LAST DAY.

 

Mike Garland: "Was war da drin? Was ist in dem Paket?"

Vincent Craven: "Vielleicht erfahren wir das erst in 28 Tagen, 06 Stunden, 42 Minuten und 12 Sekunden?"

Mike Garland: "Bitte was?"

Vincent Craven: "Ist ein Insider."

Mike Garland: "Und ich möchte wissen... was inside dieser Kiste war!"

Vincent Craven: "Du kannst ja in den Keller gehen und nachschauen."

Mike Garland: "Eh... ich denke nicht."

 



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