Scene

Id
1522  
Name
Friedhof der Kuscheltiere  
Summary
 
Position
15  
Scenetype
Live  
Created At
2014-05-04 10:56:54  
Edited At
2014-05-24 15:28:22  
Show
Vendetta 102  


Tapp-Tapp-Tapp.

Schnelle kleine Tippelschritte auf nacktem Beton. Oben erkennen wir das helle Quadrat einer geöffneten Kellertür, von der aus eine schier endlose Treppe in die tiefen Katakomben des Kellers führt. Es gibt Gerüchte, dass das weitläufige Untergeschoss, welches das Theatre mit dem Dome verbindet, einst eine große Bunkeranlage des Dritten Reiches war, die beim Bau des Phönix Centers wiederentdeckt wurde. Polnische Bauarbeiter, die beim Aufstemmen lange verschlossener Betondecken von runzligen Gestalten mit einem fröhlichen „Heil Hitler!“ begrüßt wurden, wir kennen diese Geschichten alle.

Eines ist aber nicht von der Hand zu weisen: Auch heute noch ist dieser Keller der Rückzugsort für das eher lichtscheue Gesindel. Und genau nach diesem sucht Eri Osada. Wieselflink huscht die kleine Japanerin die letzten Treppenstufen hinunter und durch eine Brandschutztür aus Metall, die beim Öffnen furchtbar laut quietscht. Dahinter befindet sich ein Gang, der von einer einzelnen nackten Glühbirne an der Decke in ein kaltes weißes Licht getaucht wird. Rechts und links gehen einige Abzweigungen davon ab. Eri bleibt kurz stehen und horcht angestrengt. Es gilt, keine Zeit zu verlieren, jede Sekunde konnte jetzt entscheiden. Was, wenn sie die falsche Abzweigung nahm und wertvolle Augenblicke verschenkte? Sie wagt sich gar nicht auszumalen, was Bleed mit Shinawase anstellen könnte. Viel zu lange hatte sie schon gebraucht, um überhaupt einen Eingang zum Keller zu finden, da Bleed einige Türen hinter sich abgeschlossen hatte.

Eri will gerade aufs Geratewohl eine der Abzweigungen nehmen, als ihr ein feiner Staub am Boden auffällt. Hatte es nicht bei der letzten Vendetta geheißen, dass hier unten Bautätigkeiten durchgeführt werden? Dies mussten Spuren davon sein und wo es Staub gibt, da gibt es auch… Spuren! Eri beugt sich etwas nach unten und tatsächlich: In dem Staub sind deutliche Fußabdrücke zu erkennen, die erst geradeaus und dann nach rechts führen.

So folgt Eri den Spuren, bis sie plötzlich und vollkommen unerwartet in einem kleinen Raum steht, an dessen Stirnseite sich ein mit einem Vorhang verhängter Durchgang befindet. Und vor dem Durchgang steht ein junger Mann, dessen schwarze Uniform ihn als Mitarbeiter von ‚Gabriel Security‘ ausweist.  Der hellhäutige Bursche mit dem kahlgeschorenen Kopf scheint die kleine Japanerin hinter den verspiegelten Gläsern seiner Sonnenbrille im Blick zu behalten, zeigt ansonsten aber keinerlei Regung. Erst als Eri sich ihm vorsichtig nähert und dabei eine Kampfhaltung andeutet, bedeutet er ihr mit einem knappen Nicken, dass sie passieren darf.

Das lässt Eri sich nicht zweimal sagen. Mit ein paar schnellen Schritten drängt sie an der Wache vorbei, schlägt den Vorhang beiseite – und stutzt erst einmal.

Eri: „Was… zum… Rage?“

Das ist sie also: Die Zentrale von Nicotine & Bacteria. Inzwischen schon Inhalt von düsteren Legenden. In kürzester Zeit wurde aus einem simplen Keller ein Marktplatz des Todes und der Vernichtung, auf dem Verrat und Niedergang feil geboten werden, in dessen Untiefen sich Menschen in ihr dunkles Selbst verwandeln und das Schlechteste aus ihnen herausbricht wie aus Versehen verschlungene, verfaulte Milch. Hier unten surren die Maschinen, stehen schwarze Sessel herum wie geknickte Leichen. Das Graffiti des schwarzen Hasenkopfs grinst triumphierend von der Wand. Einzige Lichtquellen sind die Monitore, die Bilder der Überwachungskameras der Arena zeigen.

Aber es sind nicht die Monitore, die Eri vor Entsetzen aufschreien lassen.

Eri: „Shiawase!“

Der übergroße Teddybär hängt, mitten im Raum, an ein Andreaskreuz genagelt. Rostige Eisenspäne wurden durch seine Plüschpfoten in das schwarz lackierte Holz getrieben. Glaubt mir, wenn ein fröhliches Bärengesicht entsetzt gucken könnte, dann wäre das hier und jetzt vermutlich der Fall.

Sofort schießen Eri Tränen in die Augen. Wie kann ein Mensch nur so gemein und abgrundtief böse sein? Sie will gerade auf das Andreaskreuz zustürmen, als eine Person aus dem Schatten tritt.

Wenn man sie das erste Mal sieht, denkt man sich: Punk-Girl. Anarchistin.
Aber das sind Eindrücke, geboren aus - zugegeben interessanten - Äusserlichkeiten. Rebellische, schwarz-rot gefärbte Kurzhaarfrisur mit einem Hauch von Sidecut von der rechten Schläfe an. Haarsträhnen fallen über schwarze smoky Eyes. Ebenfalls dunkel, der Lippenstift. Immer leicht spöttisch verzogen, der Mund. Das etwas zu weite schwarze Shirt mit der weiß gesprayten Zahl darauf hängt provizierend über die linke Schulter und gibt Haut preis. Ihre Beine hat Bleed in ebenfalls schwarze Combatpants gehüllt, schwere Dockers runden das Gesamtbild ab.

Bleed: "Ich wusste, dass du kommen wirst.. kleines, tapferes, stolzes Mädchen."

Im selben Moment zieht sie eine Kettensäge hervor, die sie bislang hinter ihrem Rücken verbogen hat.
Bleed streichelt über das Sägeblatt als müsste sie das gefährliche Werkzeug trösten. Im nächsten Moment jedoch legt sie den Kopf schräg, wirft den Motor der Kettensäge an und hält sie Shiawase, dem großen Teddybären, gefährlich nah an dessen Plüschhals.

Bleed: "Keinen Schritt weiter."

Schlagartig bleibt Eri stehen. Sie merkt, wie sich ihre kleinen Finger langsam zu Fäusten ballen, während sie am ganzen Körper zittert.

Eri: „Was willst du? Du lassen Shiawase frei, er haben dir doch gar nichts getan!“

Bleed: "Er 'haben' mir nichts getan.. ICH 'haben' dir nichts getan.. Was ist das für eine Welt, in der wir zwei Mädchen nicht zusammenarbeiten können, huh? Du wirfst mich aus der Prestige Challenge.. und mich dürstete so sehr .. nach Prestige. Nach Ruhm.. nach dem letzten Ticket für's Disneyland, bevor Minnie Mouse hinter dem Zuckerwattestand ihre Unschuld an Snoopy verschenkt.. Azrael Rage hätte es soviel besser treffen können.. So so so viel besser! ER hat ihn verschont.. er hat ihn als mögliches Ziel bei Seite geschoben.. ER gab Rage die Chance zur Co-Existenz. Und was macht Az? Er klammert sich an dich.. und er schenkt dir einen Teddy.. I mean. Wow."

Bitterböse lächelnd deutet Bleed mit einem Nicken zu Eri.

Bleed: "Wow.. Rage und Eri.. sitting on a tree. Doch bevor ihr euch auf diesem Baum küssen könnt und der Rest der Welt den Ex-Gerasy zurecht für eklig befindet.. lege ich alles in Asche. Azrael wäre zu HÖHEREM berufen gewesen.. Zu mehr als dem Sidekick in einem Real Life-Manga, dessen Sprechblasen vor Erbärmlichkeit zerplatzen.. Was will Rage von dir? Sich über Alistair hinwegtrösten? Sailor Moon spielen und Teenagerträume nachholen?" 

Eris Stimme bebt vor Verzweiflung. Natürlich ist es nur ein Stofftier, dem Bleed da gerade eine Kettensäge an den Hals hält. Aber es ist ein Geschenk von Azrael Rage, einem Mann, den alle Welt nur als „Teufel“ bezeichnet. Und ausgerechnet dieser so große und so starke Mann hatte ihr, dem kleinen und vollkommen unscheinbaren Mädchen, dieses persönliche Geschenk gemacht. Umso mehr schmerzten sie Bleeds Worte. Nein, sie durfte Shiawase nicht im Stich lassen. Niemals.

Eri: „Du… lässt… ihn… sofort… frei…“

Sie macht einen Schritt nach vorne. Ihre Augen lodern vor Zorn.

Eri: „Oder du noch bitter bereuen werden!“

Bleed: "Ich noch .. nie.. etwas.. bitter.. bereut.. haben.. BITCH. Du denkst ich wäre der Weak Link der Nicotine & Bacteria..? Die zarte, schwarze Seele, die für die optische Umsetzung unseres Todesurteils für diese Liga steht? Ich bin Bleed. Ich bin das Apocalypse Girl.. und du wirst bereits zerstört und vergessen sein, wenn mir MD das nächste Mal die Fingernägel lackiert. Wenn du deinen süßen Teddy nicht als Plüschkonfetti vom Kellerboden fegen willst, dann tue dein BESTES um ihn zu verdienen. Wir zwei Mädchen werden bei Vendetta 103 zum Ring tänzeln.. Seifenblasen und Popcorn.. Cosplay und rosa Quietschmusik.. Und wir werden uns unser Blut von den Fingern lecken, während dein Teddy wie erhängt über unsere Köpfen baumelt.. Ladder Match.. du und ich, Princess. Vor den Augen von Azrael Rage.. vor den Augen der Welt.. Und dann heisst es.. Hello/Goodbye KITTY."

Eri blickt sie aus weit aufgerissenen Augen an. Soweit, wie das bei einer Asiatin überhaupt möglich ist.

Eri: „Ich nehme an. Du mir jetzt geben zurück Shiawase?“

Bleed: "Nein, Dragonball Geisha.. Du wirst ihn erst wiedersehen, wenn sich bei Vendetta 103 deine zitternden Hände nach ihm strecken.. Aber ich dir 'geben' kleinen Anreiz."

Die Kettensäge heult auf und Bleed trennt dem Teddy den rechten Arm ab.
Mit der Stiefelspitze kickt sie ihn vor die Füsse von Eri Osada.

Entsetzt starrt Eri auf den Plüscharm, der direkt vor ihren Füßen liegt. An der Stelle, wo dieser normalerweise mit der Bärenschulter verbunden ist, quillt die Wattefüllung heraus. Wie in Trance hebt Eri den Arm auf, während sich ihre Augen mit Tränen füllen. Sie drückt den Arm an sich, während sie langsam rückwärts geht.

Eri: „Vendetta 103…“

Bleed hat die Kettensäge ausgeschaltet und wuchtet sie auf den Tisch neben sich.
Mit ihrem besten verständnisvollen Blick setzt sie ein Lächeln auf, dass aussieht als würde sie sich nicht nur für Eri freuen, sondern auch Erleichterung fühlen.
Es ist ein Lächeln, dass so wahnsinnig echt aussieht, das es einem Angst machen könnte.

Bleed: "Yeah! Siehst du? Es war nicht schwer.. es tat nicht weh. Du hast es verstanden. Ich bin stolz auf dich."

Eri Osada ist bereits aus dem Keller verschwunden. Doch Bleed wirft ihr noch ein paar säuselnde Worte hinterher, die fast wie echte Vorschläge klingen.

Bleed: "Und grüß bitte deinen .. Mann von mir. Hey.. wie wär's.. Double Date? Irgendwann?"

Irgendwann dreht sie sich wieder um zum gigantischen Teddy, der anklagend mit nur noch einem Arm vom Kreuz ins Nichts starrt.
Bleed dreht ihren Kopf, zieht die Augen zusammen. Ihre Gesichtsfassade fällt ab wie eine Lawine Schnee von einem Schrägdach.

Bleed: "Uhhhh.. i don't know. Ich war am Anfang kein Fan von dieser Geschichte.. Aber sie entwickelt Reizvolles.."

"Es geht nicht um Eri.. Sie ist ein unwichtiges Kunstprodukt.. Abfall.. Ausschuß.. Sägespäne ins Feuer."

Erst jetzt sieht man Elevens Gestalt, fast komplett in Schatten getaucht, in der hintersten Ecke des Kellers.
Seine Stimme flüstert tief wie eh und je und verkündet Unheil, selbst zwischen den Worten, als er sein Feuerzeug ins kalte Licht hebt und damit ein Diktiergerät imitiert.
Wie ein Gerichtsmediziner vor der nächsten Leiche

E11: "Uhrzeit: zu spät für alle anderen.. Ort: am Ende von Sein und Zeit. Objekt: Azrael Rage, Testphase Eins. Beginnen wir mit dem Scheiß Y-Schnitt.."

 

 

Vincent Craven: "Liebe Kinder zuhause: Das waren nur Special Effects. Natürlich hat Tante Bleed dem Plüschbären nichts getan."

Mike Garland: "Heilige Scheiße. Hast du gesehen, wie die den Teddy zersägt hat? Krasse Nummer!"

Vincent Craven: "Shsht, Mike, ich versuche doch gerade nur.. ach, was soll's. Bleed scheint Eri ihr Ausscheiden aus der Prestige Challenge offenbar sehr übel zu nehmen und nun will sie Revanche."

Mike Garland: "Klingt da vielleicht auch Eifersucht in ihrer Stimme mit? Anscheinend ist sie über die neu entflammte Beziehung - in welche Richtung diese auch immer gehen mag - zwischen Eri Osada und Azrael Rage alles andere als glücklich."

Vincent Craven: "Es geht hier also weitaus mehr als nur um einen Stoffbären. Ich könnte mir gut vorstellen, dass Azrael bei Vendetta 103 Eri zur Seite stehen wird."

Mike Garland: "Und dann dürfte auch Eleven nicht weit sein, wenn es darum geht, Bleed zu helfen. Das ist doch alles ein verworrenes Spiel."



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