Scene

Id
1523  
Name
Beste Freundinnen  
Summary
 
Position
2  
Scenetype
Video  
Created At
2014-05-04 11:22:19  
Edited At
2014-05-24 14:26:47  
Show
Vendetta 102  


Einen Tag vor Vendetta 102…

 „Vielleicht könnt ihr ja auch Freundinnen werden.“

Das waren Jona Varks Worte gewesen, nachdem sie Eri Osada vor zwei Tagen zu sich gerufen hatte. Um ehrlich zu sein, hatte Eri nicht alle ihre Worte verstanden, dazu redete die Chefin der PCWA einfach zu schnell und benutzte zu viele komplizierte Worte, welche die kleine Japanerin noch nicht gelernt hatte. Also hatte sie einfach gelächelt und hin und wieder mit dem Kopf genickt, wenn Jona kurze Pausen machte und auf eine Antwort zu warten schien. Sie wollte ja nicht unangenehm auffallen. Dabei hatte sie Jona verstohlen angesehen. Wie es sich wohl anfühlen musste, so eine wunderschöne blonde Frau mit hohen Wangenknochen, großen Augen, makellosen Zähnen und perfekten Rundungen zu sein? Das würde sie als unscheinbares und viel zu kurz geratenes Ding vermutlich niemals erfahren?

Aus dem, was sie verstehen konnte, reimte sich Eri folgendes zusammen: Sie sollte einen Neuankömmling am Tag vor Vendetta 102 hier empfangen, ihr das Phönix Center zeigen und den Einstieg in die große bunte PCWA-Welt etwas erleichtern. Ihren Namen hatte Eri nicht mitbekommen, aber es musste sich wohl um eine Japanerin handeln. Eri platze fast vor Stolz, dass Jona ihr diese wichtige Aufgabe gegeben hat und freute sich natürlich auch, eine Landsfrau unter ihren Kollegen begrüßen zu können. Auch wenn sie sich in den letzten Monaten gut eingelebt hatte, so waren ihr viele Sitten und Gebräuche immer noch fremd und sie kam sich oftmals richtig dumm vor, wenn sie etwas nicht verstand. So wie vor einigen Monaten, als NEON ihr diesen Rasierer gegeben und vielsagend gelächelt hatte. Dabei trug sie doch gar keinen Bart.

Vor knapp zwei Stunden war es dann endlich soweit gewesen und Eri sollte ihre neue beste Freundin am Eingang des Phönix Centers abholen. Begleitet natürlich von einem Kamerateam, damit auch die Fans der PCWA etwas zu sehen bekommen. Erwartungsvoll hat Eri sich dazu extra ein großes Pappschild mit dem Kanji-Zeichen für „Willkommen“ gebastelt und dieses mit einigen bunten Hello-Kitty-Aufklebern verziert, über die sich der Neuankömmling sicherlich besonders freuen würde.

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Jiao lebte nun ein paar Tage in Berlin und sie musste sich immer noch an die deutsche Kultur gewöhnen. Sie hatte sich zwar viele Sachen in der Hauptstadt angesehen und diverse Eigenheiten verstehen können, wie etwa, dass Leute auch beim Essen munter liefen und das keineswegs eine Unhöflichkeit darstellte. Das wäre im China einfach unmöglich. Klar, dort gab es auch Schnellimbisse, aber wer das Essen geholt hatte, blieb oft neben der Bude stehen und aß so auch im Stehen. Rumrennen mit einem Hamburger in der Hand... das würde Jiao wohl nie verstehen.

Aber eine Sache hat sie sehr schnell begriffen: Nur mit Geld bewegt sich einiges. Jiao Chengzho ist es im China gewohnt, einfach in einem Bus zu steigen und einen Platz zu finden, denn fast alle öffentlichen Verkehrsysteme werden vom Staat beherrscht und daher unentgeltlich. Ganz anders als im heutigen Deutschland. Sie ist vorhin in einen Bus eingestiegen, wollte einen Platz suchen und sah sich plötzlich mit einer Sperrstange konfrontiert. Daraufhin hatte der Busfahrer etwas gebellt. Jiao kann zwar nicht fließend Deutsch, aber ein paar Brocken beherrscht sie schon. So erfuhr sie, unterstützt durch Gesten und grimmige Miene des Busfahrers, dass sie die Fahrt gefälligst bezahlen soll. Nun, Geldsorgen hat Jiao durch den Segen ihrer Großeltern erst mal nicht...

Durch die fremde Umgebung ist Jiao etwas verwirrt, außerdem blickt sie neugierig die Umgebung an, sodass sie plötzlich die eigentliche Haltestelle des PCWA-Centers verpasst und so erst an der nächsten Haltestelle aussteigt. Nicht so schlimm, denn von hier aus kann sie auch den erhabenen PCWA Dome sehen. So einen mächtigen Kuppelbau gibt es in ihrer Heimatstadt gar nicht und Jiao findet Kuppeln auf Gebäuden irgendwie faszinierend. So anders und doch natürlich. Sie läuft eine kleine Strecke und bemerkt plötzlich eine zierliche Frau, die ein Schild hochhebt. Da Jiao sich von hinten annähert, kann die Chinesin nur die zwei niedliche Zöpfe, ein helles Kleidchen, Kniestrümpfe und Lackschuhe sehen. Aufgrund der Haare und der typisch fernöstlichen Kleidung nimmt Jiao an, dass sie gerade eine Landsfrau ansieht. Von daher begrüßt Jiao die andere Frau freudig.

Jiao: "您好!"

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Eri wirbelt herum und von einem Moment auf den anderen verliert sie für einen kurzen Augenblick die Fassung. Schnell hält sie sich die Hand vor den Mund.

Eine Chinesin.
Eine verdammte Chinesin!

Sie hatte sich doch so sehr auf eine japanische Freundin gefreut und stattdessen hatte die PCWA eine… Chinesin verpflichtet? Und noch dazu eine, die in ihrem grauen Hanfu, dem geflochtenen Zopf und den flachen Samtschuhen aussieht wie ein Bauernmädchen aus dem 19. Jahrhundert. Eris Augen verengen sich zu schmalen Schiltzen, was bei Japanerinnen allerdings selten auffällt und daher als Geste daher keinen großen Eindruck schindet. Erst nach einem Moment gewinnt sie die Fassung wieder.

Eri: „こんにちは!"

Jiao versucht keine Emotionen zu zeigen, auch wenn es ihr jetzt sehr schwer fällt. Eine Japanerin? Davon hat sie nicht gewusst. Man hat ihr geteilt, dass eine Asiatin sie durch den PCWA-Komplex führen würde. Aber ausgerechnet eine Frau aus Japan? Kein Wunder, dass sie total überdreht aussieht mit diesem... diesem geschmacklosem Kleid. So versucht sie Eri so neutral wie möglich auf deutsch zu begrüßen.

Jiao: "Guten Tag."

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Und so kam es, dass unsere beiden Asiatinnen in den kommenden zwei Stunden kreuz und quer über das gewaltige Gelände des Phoenix Centers zogen. Eri zeigte Jiao den gerade neu errichteten Freizeitpark, den Klettergarten, das Labib’s Hotel und sogar die Reste des schon lange verwaisten Anathema-Dorfes. Sie besichtigten den gewaltigen PCWA Dome (der heute geschlossen war) und abschließend natürlich das Phoenix Theatre, an dem morgen Vendetta stattfinden wird. Die beiden wechselten wenige Sätze und Eri hatte sich darauf beschränkt, in knappen Worten die wichtigsten Örtlichkeiten zu beschreiben. Jetzt gerade befinden sie sich im Trainingsbereich, in dem in einem großen Raum sogar ein Ring aufgebaut ist. Diesen benutzen die Wrestler normalerweise, um sich aufzuwärmen, aber jetzt gerade befinden sich nur drei Personen hier. Eri, Jiao und Marc Stevens, der Leiter der PCWA-eigenen Wrestling-Schule.

Der ehemalige German Patriotic Hero, der trotz seines Schreibtischjobs natürlich noch immer im Saft steht, noch immer fit ist und nicht zuletzt bei der vierten Ausgabe von BWH Dynamite gegen Kenneth Hewitt im Main Event antrat, begrüßt Jiao mit einem freundlichen Handschlag.

Marc Stevens: "Schön dich zu sehen, Jiao. Falls du dich fragst, was ich hier mache: Ich will mich von deinen Kampfkünsten überzeugen. Du erntest hier zwar viele Vorschusslorbeeren, allerdings musst du dir das in meinen Augen erst einmal verdienen. Aber möglicherweise steckt hinter dir ja wirklich mehr, als nur das Tor zum chinesischen Markt? Heute ist deine große Chance, Jiao. Do or Die. Gut... so schlimm ist es auch nicht, aber vielleicht wird es sich heute entscheiden, ob du weiter Teil der PCWA bist oder dir deine ersten Sporen bei den Berlin Wrestling Heroes verdienen musst, der Nachwuchsliga... meiner Liga. Wie sieht es aus?"

Jiao: "Es wäre mir eine große Ehre, Meister. Ich wäre mehr als gerne bereit, Ihnen jetzt meine wenige Techniken zu zeigen."

Marc Stevens: "Sehr gut, Jiao. Das ist die richtige Einstellung. Und hier... Eri Osada."

Nun kriegt auch die Japanerin den Händedruck des ehemaligen GCWF World Champions zu spüren.

Marc Stevens: "Unglaubliche Leistung in den letzten Monaten, tolle Fortschritte. Aber das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht. Ihr Japaner habt unglaubliches Potential. Ich muss das wissen, ich hatte einst einen Partner... und meinen größten Gegner... aus dem Land der aufgehenden Sonne."

Damon Valentine. Kein japanischer Name, aber dennoch ein in Nagoya, Japan geborener Sohn von zwei Japanern. Und ein ehemaliger Wrestler der PCWA. Doch das ist ganz, ganz alte Geschichte.

Marc Stevens: "Wie wäre es denn, wenn ihr Beide mir hier ein paar Griffe und Tricks zeigt?"

Jiao: "Selbstverständlich, Meister."

Für einen kurzen Moment will Eri protestieren. Für heute Abend hatte Azrael sie zum Tretbootfahren auf dem Wannsee und anschließend auf ein Volksfest eingeladen, da konnte sie blaue Flecken und vielleicht sogar eine Verletzung überhaupt nicht gebrauchen. Dann aber besinnt sie sich eines Besseren: Wäre es nicht unhöflich, einen kurzen Kampf abzulehnen? Und außerdem sieht diese zarte Chinesin nicht so aus, als wäre sie ein unüberwindbares Hindernis. Tatsächlich begegnen die beiden sich fast auf Augenhöhe, sowohl was Größe als auch was ihr Gewicht anbelangt. Auf verdammt niedriger Augenhöhe, wohlgemerkt.

Eri nickt knapp. Vielleicht ist dies der richtige Moment, um dieser Chinesin den nötigen Respekt einzuflößen, von dem Azrael immer spricht. Sie streift kurz ihre Schuhe ab (was sie noch einmal um zwei Zentimeter schrumpfen lässt) und verbeugt sich vor ihrer Gegnerin.

Eri: "Gutes Gelingen!"

Jiao Chengzho blickt die andere Asiatin an. In China würde man sich vor einem Kulturfeind nicht verbeugen, sondern diesen einfach gefissentlich ignorieren. Aber Jiao erinnert sich wieder, dass sie nun auf deutschem Boden ist. Neutraler Boden. Also verbeugt sie auch leicht.

Dann nimmt Jiao ihre Stellung ein, welche man als Tiger-Stellung kennt: rechte Hand ausgereckt, greifbereit; linke Hand zurückhaltend und geschlossen; Beine jeweils vorn und hinten. Eri fängt als Erste an und zeigt einen einfachen Judo-Kick, welchen Jiao aber geschickt abblockt und sofort einen Legbreaker ansetzt. Eri aber sieht genau diese Aktion voraus. Mit einer geschickten Drehung stößt sie Jiao weg. Beide umkreisen sich einander. Man merkt, wie die Spannung steigt. Diesmal greift Jiao vor und zeigt zwei schnelle Jabs und einen flachen Kick. Eri sackt getroffen leicht zur Seite, richtet sich aber sofort auf, erwischt Jiaos Handgelenk und hält dieses fest. Takedown und darauffolgender Foot Step. Jiao steht zögerlich auf. Eri whippt Jiao in die Seile. High Dropkick geht daneben, da Jiao wegtaucht. Sie zeigt einen Einzugiri an Osadas Rücken. Eri stolpert nach vorne, hält sich aber an den Seilen fest. Jiao setzt einen Backstabber an, aber Eri hält eisern fest, Jiao knallt unerwartet auf den Boden. Eri rollt über Jiaos liegenden Körper und nimmt ihre Beine "mit". Sieht aus wie ein Double Snapmare an den Beinen aus. Jiao ächzt. Eri dreht langsam auf, geht weiter in die Offensive: Double Legdrop auf Jiaos Rücken; Eri hilft Jiao auf. Backhand Chop auf die Brust. Jiao ächzt abermals vor Schmerz. Side Headlock von Eri, aber Jiao entwindet sich aus dem Griff. Eri dreht sich verwundert um. Jiao zeigt einen gefakten Punch, Eri reagiert instinktiv mit Gegenschlag. Chengzho macht einen Seitenschritt und schleudert Eris vorgestreckten Arm weg, sodass die Japanerin nach vorne stolpert. Die Chinesin macht einen Somersault mit kurzem Anlauf, Eri weicht knapp aus, Jiaos Kinn bekommt einen harter Tritt ab. Sie kippt nach hinten um. Sie stöhnt am Boden und befühlt ihr Kinn. Eri klettert schnell auf einen Turnbuckle, springt ab... Diving Elbow! Aber Jiao hat im letzten Moment die Knie angezogen, die sie Eri direkt in den Bauch rammt! Vor Schmerz schreiend rollt die kleine Japanerin sich zur Seite, während Jiao wieselflink wieder auf den Beinen ist. Sie macht ein paar schnelle Schritte zurück, nimmt Anlauf gegen ihre gerade wieder aufstehende Gegnerin...

Flying Dagger!

Jiaos Running into High Knee Kick trifft Eri Osada mitten im Gesicht! Die Japanerin wird nach hinten geschleudert und bleibt dort wimmernd liegen. Jiao will sofort nachsetzen, aber da fällt ihr auf, dass Eri aus der Nase blutet.

Eri: "雌犬!"

Miststück. Eri, deren Gesicht blutüberströmt ist, springt schnell auf die Beine. Wie eine Furie (eine sehr kleine und zierliche Furie, aber immerhin) will sie auf Jiao losgehen, als eine starke Hand sie zurück hält.

Marc Stevens: "Ich denke, wir haben genug gesehen, Mädels. Ihr scheint ja beide auf ein echtes Match zu brennen."

Er blickt erst Eri und dann Jiao an.

Marc Stevens: "Morgen bei Vendetta findet eine Prestige Challenge statt, deren Gewinner sich ihre Startnummer beim Brawlin' Rumble frei aussuchen dürfen. Spart euch eure Energien dafür auf, ich werde euch nämlich beide dafür anmelden."

Seine Stimme und der ernste Blick lassen deutlich erkennen, dass das nicht als Vorschlag zu verstehen ist. Sowohl Eri als auch Jiao verbeugen sich. Als sie den Ring verlassen, werfen sie sich aber noch einmal einen bitterbösen Blick zu, der nichts gutes verheißt. Beste Freundinnen sehen anders aus.

Marc Stevens aber lächelt. Das ist genau der Einsatz, den er bei Nachwuchshoffnungen sehen will.

 

Luke Tyler: "Diese Jiao Chengzho scheint ja sehr motiviert zu sein."

Anna Richmond: "Die junge Chinesin hat Eri Osada im Ring ganz schön hart zugesetzt. Fast schon zu hart, wenn du mich fragst."

Luke Tyler: "Für sie geht es immerhin um einen Vertrag in der PCWA. Nur wenn Marc Stevens seinen Daumen für sie nach oben streckt, wird sie ihre Chance hier im Main Roster erhalten. Ansonsten bedeutet es für sie, durch die harte Knochenmühle der Berlin Wrestling Heroes zu gehen."

Anna Richmond: "Was sicherlich kein Beinbruch wäre. Wir werden sehen, ob sie die in sie gesteckten Erwartungen erfüllen und nachher in der Prestige Challenge überzeugen kann. Dort dürfte Eri Osada vielleicht darauf aus sein, sich für die blutende Nase zu revanchieren."

Luke Tyler: "Die Chinesin und die Asiatin scheinen sich nicht besonders gut zu verstehen. Man sollte Ostasiaten eben nicht alle in einen Topf werfen."

Anna Richmond: "Ansonsten steht es momentan ja recht gut um Eri Osada. In den letzten Wochen wurde sie eigentlich ständig in der Nähe von Azrael Rage gesehen. Ob da was läuft zwischen den beiden?"

Luke Tyler: "Der Teufel der PCWA und unser kleiner Glückskeks? Wer weiß..."

Anna Richmond: "Jiao oder Eri - höchstens eine von beiden wird heute triumphieren können, und zwar in der Prestige Challenge. Wobei ich ihnen aufgrund ihrer Größe und ihres Fliegengewichts in einer Over-the-top-Battle-Royal eher wenig Chancen ausrechne."

Luke Tyler: "Wenn Wunder geschehen, dann definitiv in der PCWA!"



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