Scene

Id
1558  
Name
Blaze & Abelia: Ich kann das nicht mehr...  
Summary
 
Position
31  
Scenetype
Live  
Created At
2014-05-13 19:21:50  
Edited At
2014-05-24 17:59:49  
Show
Vendetta 102  


Zu viele Abende, die wie dieser verlaufen. Abelia sitzt ihrem Bruder abgewandt auf der Couch, er sitzt an seinem Schreibtisch und gibt vor am Laptop etwas nachzuschauen. Manchmal greift Abelia zu einem Buch, oft starrt sie einfach aus dem Fenster. Die Gespräche der Geschwister bleiben oberflächlich, das Schweigen nimmt Überhand. In Momenten wie diesem jetzt gerade, ist es besonders schlimm. Blaze klickt sich fahrig durch die Reihe seiner Favoriten im Browser, jeden einzelnen hat er heute bereits mehrfach besucht. Er weiß, wie hart sein Statement aus der ersten Promo Abelia getroffen haben muss.

"Auch an dich, Schwester: ich hab keinen Bock mehr. Ich bin Wrestler, ihr Penner. Ich wrestle."

Er bereut kein Wort. Er hat aber auch die Worte von Kriss Dalmi noch nicht verarbeitet.

"Du bist wie ich!"

Zu viel, das ihm auf dem Herzen liegt. Keine Unterstützung. Er ist es leid, sich vor allen Seiten rechtfertigen zu müssen. Er ist stolz, er selbst zu sein. Sie würden ihn alle nehmen müssen, wie er ist. Er hatte genug gelitten. Nicht nur sein Knie. Er selbst. Jede Wunde hinterlässt eine Narbe. Was in seiner Kindheit und Kuba begann, zog sich durch sein ganzes Leben. Erst in der PCWA schien er eine Heimat zu finden. Doch auch dort scheiterte er immer dann, wenn es ihn endgültig an die Spitze katapultiert hätte.

Er ist der Gerasy, den jeder mal einen Gerasy Champion genannt hat, aber der nie einer war. Er hatte genug Chancen.

Und er hatte genug von den Anfeindungen, der Arroganz und dem Hohn, mit dem ihn jeder nun begegnete. Worte konnten ihm nicht nehmen, was er war. Worte können nicht verhindern, was er für sein Schicksal hält. Er hat alles, was ein Gerasy braucht. Es fehlt nur der richtige Zeitpunkt. Er gehört hier her.

Blaze ist José und José ist Blaze.

Da seufzt seine Schwester arglos, als wüsste sie nicht, dass er neben ihr im Raum sitzt und sie hört. Er hasst diese Eigenschaft an ihr, dieses stillschweigende Leiden, ohne zu sprechen. Im gleichen Moment gibt sein Handy einen Ton von sich. Whatsapp-Nachrichten. Von Alistair Brunswick.

Hey

sehen wir uns am Ring im Main Event?

ich könnte deine Hilfe gebrauchen

Unvermittelt steht der Kubaner auf und will aus der Kabine hin zum Ring. Er schuldet Alistair etwas, es ist keine Frage, dass er ihm hilft.

Blaze: "Ich muss los."

Genau diesen Moment wählt Abelia aus, so muss es ihrem Bruder erscheinen, um auszubrechen. Einem ersten Schluchzen folgt ein Strom von Tränen. Wie Granit legt sich ein Panzer um sein Herz und auf seine Schultern. Er will einfach gehen, aber sein Pflichtbewusstsein hält ihn zurück.

Als er seine Schwester vor etwa einem Jahr endlich wiederfand, dachte er, sie würden gemeinsam - Seite an Seite - gegen ihre Feinde zusammenstehen. Er hätte endlich jemanden an seiner Seite gehabt, einen Mensch, dem er bedingungslos trauen konnte. Bevor er sie wiederfand, hatte Blaze immer diese Sehnsucht vor Augen gehabt, wenn er an seine Schwester dachte. Diese Erinnerung an eine Kindheit, in der sie sich gegenseitig beschützten, in der sie füreinander alles waren. Was war passiert?

Blaze: "Was ist los..."

Seine Stimme muss erschöpft klingen. Die Bilder ihrer Kindheit wurden zunehmend verdrängt. An ihre Stelle trat ein Gefühl des Ausgelaugt seins, als würde Abelia ihm all seine Kraft nehmen und kein Quäntchen davon zurücklassen.

Schluchzend wirft sie ihm Wortfetzen hin. Manche davon ergeben keinen Sinn, manche versteht er viel zu gut. Tief in sein Herz schlagen beide.

Abelia: "Ich bin nichts für dich."

Stammelnd.

Abelia: "Alles ist dir wichtiger, als ich es bin."

Boshaft.

Abelia: "Ich hasse dich!"

Verzweifelt.

Abelia: "Du liebst mich nicht..."

Besorgniserregend.

Abelia: "Ich denke an den Tod, wenn du mich verlässt."

Fern ab von allem, was gut ist.

Abelia: "Ich bring mich um, wenn du gehst."

Blaze zählt schon länger nicht mehr, wie oft er diese Vorwürfe ertragen musste. Es schien ihm, dass seine Schwester nur drei Gefühlszustände kannte.

Freude, Apathie und Zorn.

In unregelmäßigem Rhythmus kamen sie an die Oberfläche. Manchmal mit Vorwarnung, aber nie mit Ankündigung. Ein Augenblick. Null auf hundertachzig. Und zurück.

Was sollte er nur tun? Aufgeben, flüsterte ihm eine Stimme ein. Es war die Stimme seiner Schwäche, glaubte er. Blaze wollte stärker sein. Größer sein. Es war sein eigener Anspruch an sich selbst. Er würde seine Schwester nicht aufgeben. Er hatte ihr eine zweite Chance versprochen.

Mühsam sammelt er seine Gedanken und Worte ein.

Blaze: "Du weißt, unter welchem Druck ich stehe. Ich stehe wieder am Anfang. Niemand traut mir noch etwas zu, auf keiner Favoritenliste stehe ich mehr. Ich war einmal ganz an der Spitze..."

Abelia weint nur lauter. Er kämpft seine Stimme dunkel zu ihr durch.

Blaze: "Ich weiß, dass dir das alles fremd ist. Ich weiß, es kümmert dich nicht. Ich weiß doch, dass ich dich deswegen derzeit vernachlässige."

So wie sie anfing auszubrechen, beruhigt sich die Schwester der Rache jetzt. Ein Schnupfen, dann wendet sie ihren Kopf zu Blaze.

Blaze: "Ich werde es wieder gut machen, Schwester. Halte einfach durch. In zwei Shows ist der Rumble. Auch wenn dir Wrestling egal ist, versteh doch, dass es mein Leben ist. Mein Leben neben dir und mein Leben, das ich mit dir leben will. Der Brawlin' Rumble ist der wichtigste Tag des Jahres in der PCWA. Es ist die größte Bühne, die wir haben. Die größte Bühne für mich als Wrestler. Ich habe dort die Chance, all den Zweiflern das Maul zu stopfen. Ihnen den Mittelfinger in den Anus zu stecken und sie daran zu erinnern, wer ich bin. Die Rache und ihre exekutive Gewalt, der Mann, der ein halbes Jahr unbesiegt war, der Sieger des Quest 4 The Bests, das Talent, welches an nichts außer dem Gerasy gescheitert ist. Dalmi wird fallen und im Rumble scheine ich."

Abelias Augen zucken, als Dalmi erwähnt wird. Ein seltsames Gefühl erfüllt sie, wann immer sie ihn sieht. Was ist, wenn er nur gutes will? Vielleicht ist ihr Bruder der Feind. Sie kannte José ja kaum. Hatte fast sein ganzes Leben verpasst, nachdem er sie in Kuba zurückgelassen hatte. Wer war Blaze? Sie wusste es nicht. Sie mochte den Pyromanen nicht.

Blaze: "Noch ist es nicht zu spät, noch kann ich es schaffen. Halte einfach durch."

Er geht einen Schritt auf die Tür zu.

Blaze: "Versteh, dass ich jetzt los muss."

Da reagiert Abelia instinktiv und wirft sich wie vom Teufel besessen vor die Tür, dreht am Schlüssel, schließt das Schloss und reißt den Schlüssel an sich. Blaze verarbeitet das Treiben seiner Schwester erst, als es zu spät ist.

Abelia: "DU BLEIBST HIER!"

Er schüttelt mit dem Kopf. In diesem Moment denkt er einen Gedanken, den Abelia bereits gedacht hatte, kurz bevor sie ihren Bruder an Dalmi verriet.

Es reicht.

Der folgende Streit wird der Grund sein, warum Blaze seinem Freund Alistair am Ring nicht unterstützen wird. Er wird sich bis zum Anfang des Matches hin ziehen. Böse Worte werden fallen. Er beginnt mit einem Griff nach Abelias Schultern, die katzengleich ausweicht und ins Bad hetzt. Dort schmeißt sie den Schlüssel ins Klo. Blaze schafft es nicht rechtzeitig hin, aber ihm sticht etwas an der Decke ins Auge, als er über den Stuhl stolpert, der im Weg zum Bad stand.

Er entdeckt sie, als er sich kurz am Boden wiederfindet. Die Kamera.

Ein Rumpeln, als er auf den Tisch steigt. Ein Schlag. Das Bild dreht sich. Beton. Boden. Decke. Das Kabel reißt.

Rauschen.

In diesem Moment wurde ein Samen in der Erde verscharrt, aus dem eine dornige Rose wachsen sollte.

Die Frucht einer Liebe, welche zum Scheitern verurteilt war.

Nur wo grenzenlose Liebe ist, kann Enttäuschung einen Tunnel zum Hass graben.

 

Mike Garland: "Das nenne ich mal Familienprobleme."

Vincent Craven: "Wie es aussieht, hat Blaze noch etwas zu klären, bevor er nachher Alistair im Main Event zur Seite stehen kann."

Mike Garland: "Ach, er wird das schon klären können. Blut ist immer noch dicker als Wasser und auch wenn Abelia und er momentan nicht einer Meinung sind, dann werden sie sich schon irgendwie einigen können."

Vincent Craven: "So wie in dem Moment, als Abelia Kriss Dalmi anheuerte, damit der das Knie ihres Bruders zerstört? Ich weiß ja nicht so recht."

Mike Garland: "Das Argument ist nicht von der Hand zu weisen. Hm. Hmmm."

Vincent Craven: "Oh, ich höre gerade von der Regie, dass wir eine dringende Live-Schaltung haben. Scheinbar bekommen wir gerade ein wichtiges Video gestreamt."

Mike Garland: "Na, dann schalten wir doch mal nach hinten."



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