Wir schalten in den Backstage Bereich und sehen Lisa Sanders. Interviewerin der PCWA seit weit über zehn Jahren und mit einer Souverinität ausgestattet, wie man sie nur selten kennt. Ob Veteranen, Verrückte oder Neulinge, Sanders kann mit jedem Interviewpartner umgehen. Auch wenn diese Person eigentlich ein Niemand ist, in den Augen Vieler sogar eine Witzfigur. Also eine Person wie Jacob Kwabena.

Aktiv bei den Berlin Wrestling Heroes, wo er tatsächlich auch mal ein paar Siege einfahren konnte, nachdem er sich in der GFCW und in der PCWA fast ausschließlich Niederlagen einfing. Wie zum Beispiel bei der letzten Vendetta, als er nach desolater Leitung von einem Rookie weggefegt wurde. Mit grünem Hoodie über den rasierten Schädel, mit dunkler Sonnenbrille und null Emotionen stellt sich der Wonderman neben die Interviewerin, die dann ihren Einleitungssatz spricht.

Lisa Sanders: "Jacob, schön dich zu sehen. Vendetta 102, wir bewegen uns in großen Schritten auf den zehnten Brawlin' Rumble zu. Du wirst heute Teil der Prestige Challenge sein, kämpfst um die freie Wahl des Startplatzes. Dürfen wir dies als offizielle Teilnahmebestätigung sehen?"

Der Wonderman nimmt langsam die Sonnenbrille ab und starrt Lisa Sanders an.

Jacob Kwabena: "Ich bin jung, ich will Erfahrung sammeln. Nur dadurch kann und werde ich besser. Ich nehme alles mit, was kommt. Finest Hour, One Million Ring, Titelturniere, Prestige Challenges. Gib mir etwas, wo ich teilnehmen kann und ich werde da sein. Dies gilt auch für den Brawlin' Rumble."

Lisa Sanders: "Du hast dich außerdem für das Clash of Titans-Turnier der XAW angemeldet."

Jacob Kwabena: "Wie gesagt... nur durch Erfahrung werde ich besser. Mir ist egal, wie der Gegner heißt und aus welcher Liga er kommt. Verschiedene Stile, verschiedene Taktiken. Umso mehr, umso besser. Wer weiß, vielleicht gewinne ich tatsächlich mal solch ein Turnier, solch eine Challenge. Aber selbst wenn ich dort ausscheide, habe ich doch andere Dinge gewonnen. Das wird heute nicht anders sein. Egal wer daran teilnimmt, im besten Fall sind es Gegner, gegen die ich noch nie im Ring gestanden habe. Ich sehe sie live vor Augen, ich kämpfe mit ihnen. Ich lerne. Genau darum geht es mir."

Sanders nickt, kann diese Motivation durchaus verstehen, auch wenn Kwabena der große Wurf vielleicht nie gelingen wird. Dann lenkt sie das Gespräch aber auf andere, aktuelle Geschehnisse.

Lisa Sanders: "Für PCWA-Fans, die nicht über den Tellerrand schauen: Abgesehen von der PCWA und deinen Gastauftritten in anderen Ligen bist du im Training bei Marc Stevens, dem German Patriotic Hero. In seiner Liga 'Berlin Wrestling Heroes' bist du einer der größeren Namen und warst auch Teil des BWH Title Tournaments. Als du dort ausgeschieden bist, hattest du dich kurzfristig mit dem Indianer Sunukkuhkau zusammengeschlossen um gegen den gemeinsamen Feind die Ring Assassins um Noah O'Wellhubly anzutreten. Doch das endete nicht gut, du hast keine Anstalten gemacht, eingewechselt zu werden, Sunukkuhkau hatte alleine keine Chance. Kannst du den Fans dahinter deine Motivation erklären? Will Jacob Kwabena lieber auf eigenen Beinen stehen?"

Doch bevor der Wonderman antworten kann, fällt eine andere, weibliche Stimme dazwischen.

"Auf die Antwort sind wir alle gespannt, denn euer Wunderjunge weicht meinem Bruder seit der letzten Show aus."

Ins Bild kommen zwei Personen, die man vom reinen Aussehen eher am Straßenrand stehen und Panflöte spielen erwarten würde. Sunukkuhkau, ein großgewachsener Algonkin-Indianer, der in mehreren Einspielern dem PCWA-Publikum vorgestellt wurde, dann allerdings bei den Berlin Wrestling Heroes debütierte und seine Schwester Sokanon. Beide haben den langen Weg aus Kanada auf sich genommen um in Deutschland anzutreten. Bisher konnte man allerdings noch nichts über den Grund erfahren. Die einzige Tatsache, die man weiß: Sokanon spricht für ihren Bruder. Sunukkuhkau hat noch kein einziges Wort gesagt.

Sein Blick aber spricht Bände, denn der großgewachsene Algonkin starrt den Mann aus East Bow, London böse an. Bei Dynamite #09 starrte Jacob Kwabena einfach nur in den Ring, während die Assassins Connor Rogue und Sean Ashfield den Indianer abfertigten.

Sokanon: "Also sprich, Jacob. Erkläre uns, wieso es dir gleichgültig war, was die beiden Männer mit meinem Bruder anstellten? Erkläre, warum du dich nicht gerührt hast. Erkläre."

Kwabena lässt den Blick zwischen Sunukkuhkau und seiner Schwester schweifen. Immer und immer wieder. Ob er nach Worten sucht, ob er sie schon gefunden hat. Seine Reaktion waren ein, zwei Schritte nach hinten.

Jacob Kwabena: "Ich bezweifle, dass ich euch irgendetwas schulde. Besonders keine Erklärung. Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied. Und wenn ich eine aussichtslose Situation sehe, dann habe ich auch das Recht dieser auszuweichen. Wenn dir und deinem Bruder das nicht passt, wisst ihr, wo ihr mich findet."

Die Interviewerin riecht etwas und hakt nach.

Lisa Sanders: "Dynamite Ausgabe 10. Sunukkuhkau gegen Jacob Kwabena?"

Kwabena scheint überzeugt, wartet aber auf eine Reaktion des Indianer-Gespanns. Der Algonkin nickt. Seine Schwester fasst es in Worte.

Sokanon: "So sei es."

Jacob Kwabena: "Gut, dann wäre das ja geklärt. Und jetzt entschuldigt, ich habe hier und heute ein Match zu bestreiten."

Mit diesen Worten ist das kurze Segment auch schon wieder beendet. Jacob Kwabena verschwindet, ohne sich zu verabschieden und bevor Lisa Sanders das Gespräch auf Sokanon und Sunukkuhkau umleiten kann, ziehen auch die Kanadier wieder ab.

 

Mike Garland: "Kurz und knapp und eigentlich auch Zeitverschwendung. Schön, dass wir über die BWH und die XAW geredet haben, aber Kwabena scheint sich einen Dreck mit der Prestige Challenge befasst zu haben."

Vincent Craven: "Wie auch? Lisa hat ihn ja ganz ausschließlich über andere Sachen ausgefragt? Und dann kamen noch die Indianer."

Mike Garland: "Was wollen die eigentlich hier? Erst diese Videos, dann lange Zeit nichts. Und warum die hier sind, weiß auch immer noch keiner."

Vincent Craven: "Geduld, junger Padawan. Geduld. Kommt bestimmt noch."

Mike Garland: "Das glaubst du doch wohl selber nicht..."