Scene

Id
1612  
Name
Mit der Faust auf den Tisch  
Summary
 
Position
22  
Scenetype
Off Camera  
Created At
2014-06-18 01:37:40  
Edited At
2014-06-28 11:42:18  
Show
Vendetta 103  


Sie hat um eine kurze Auszeit gebeten. Einfach mal ein paar Minuten für sich, ohne Kameras, ohne Schnickschnack. Also kann sie auch mal die Füße hochlegen und den Ledersessel nach hinten kippen lassen. Wer nun mit Turnschuhen gerechnet hat, der kennt Jona Vark scheinbar nicht, denn sie macht sich mit gold glitzernden ganze zehn Zentimeter größer. Man muss ja auf seine Angestellten auch etwas imposanter wirken.

Früher, als sie noch jünger war und dazugehören wollte, hatte sie geraucht. War ja eine coole Sache. Hat jeder gemacht. Sie hatte allerdings in den Folgejahren damit aufgehört, war nicht ganz so einfach. In ihrem Heimatland schon ein längerer Trend, während hier in Deutschland immerhin nun gut zwei Millionen Menschen dazu greifen sind elektronische Zigaretten. Ein sogenanntes Liquid wird verdampft. Kein Tabak, kein Teer. Wenn man möchte auch kein Nikotin. Kann trotzdem entspannend sein. Und so zieht Jona Vark an ihrer schwarzen E-Zigarette mit Apfelgeschmack. Atmet tief ein, atmet tief aus, als es an der Türe klopft. Sie schmeißt die E-Zigarette in eine Schublade, nimmt die Füße vom Tisch und zupft ihr Oberteil zurecht, als sich die Tür öffnet und zwei Personen ins Büro spazieren, mit denen Jona Vark höchstpersönlich einen Termin ausgemacht hatte, diesen allerdings komplett vergessen hatte.

Souveränität. Einfach ausstrahlen, auch wenn man diese im Augenblick nicht besitzt. Also zeigt sie Raffael Schneider und Rolan die Plätze und wartet, bis sie sich hingesetzt haben, um das Gespräch unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu beginnen.

Jona Vark: "Sie wissen, warum ich sie herbestellt haben?"

Der breitbeinig im Sessel herumlümmelnde Raffael Schneider zuckt mit den Schultern und schürzt nachdenklich die Lippen.

Raffa: „Gehaltserhöhung vielleicht?

Wenn das die Zuschauer sehen könnten, wie Jona Vark von einem Moment auf den anderen umschalten kann. Eben noch lümmelte sie auf ihrem Sessel und nun ist sie wieder die knallharte Businessfrau.

Die Geschäftsführerin stiert den Mann in Jeans und Jackett für zwei, drei Augenblicke förmlich in den Boden. Schneider quittiert das schließlich mit einem verlegenen Augenrollen und einem gemurmelten „wohl eher nicht“. Vark wühlt in ihren Unterlagen und schnappt sich zwei DIN A4-Schriftstücke und reicht die über den Tisch.

Jona Vark: "Das hier sind Auszüge aus den Verträgen, die sie mit der PCWA unterschrieben haben. Können sie bitte die markierten Passagen vorlesen, Mister Schneider?"

Nach einem kurzen Moment der Stille und hochgezogenen Augenbrauen des Managers, kommt dieser der Aufforderung dann doch nach.

Raffa: „Der Arbeitnehmer hat.. pünktlich am Arbeitsplatz zu erscheinen. Anwesenheitspflicht gilt im Falle einer Show auch dann, wenn der Arbeitnehmer in dieser nicht für einen Auftritt im Ring eingeplant ist...“

Jona Vark: "Richtig. Und jetzt die Quizfrage: Wo waren sie bei Vendetta 102?"

Unangenehm berührt, rutscht Rolan in seinem Sessel hin und her, übermittelt dann mit flinken Händen einen Einwand an seinen Manager.

Raffa: „Naja, wissen Sie... der Marcos hatte eine echt üble Magenverstimmung. Der hatte gekotzt und geschissen wie ein Puma auf Brandy.. den hätte ich nie ins Auto, geschweige denn, hierher bekommen. Die Prestige Chall...“

Jona Vark: "Wir leben nicht im 18. Jahrhundert, sondern in Zeiten der Kommunikation. Eine SMS, eine Kurzmitteilung, eine E-Mail über das Smartphone... oder etwas altmodisch: Ein Telefonanruf. Sie sind dazu verpflichtet, ihrem Arbeitgeber Bescheid zu geben."

Vark lässt den Blick zwischen beiden hin und her wandern. Martinez, offensichtlich mehr denn je peinlich berührt, senkt den Blick. Betretenes Schweigen der Beiden. Jona Vark setzt nach.

Jona Vark: "Dazu kommt die zerstörte Kamera bei Vendetta 101. Auch wieder so ein Fall, bei dem sie scheinbar nicht nachdenken. Haben sie eigentlich eine Vorstellung, wie teuer solches Equipment ist? Mutwilliges Zerstören vom Eigentum des Arbeitgebers, unentschuldigtes Fehlen am Arbeitsplatz... und sexuelle Belästigung von anderen Arbeitnehmern."

Bei letzterem Anklagepunkt verharrt der Blick der Frau auf Schneider. Der gibt sich entrüstet.

Raffa: „Sie meinen die Reinigungs..mutti? Ganz ehrlich, ich war gestolpert und hatte mich aus dem Reflex heraus an ihrem Kittel festgehalten und da...“

Vark donnert mit der Faust auf den Tisch.

Jona Vark: "Wenn sie glauben, dass sie mich für dumm verkaufen dürfen, Mister Schneider, dann sind sie auf dem Holzweg. Ich verbitte mir das."

Ein Ausbruch, der sich gewaschen hat und auch seine Wirkung nicht verfehlt. Marcos, der den Kopf nach wie vor leicht gesenkt hält, dreht diesen mit bitterbösem Blick leicht zum Partner. Dem steht der Mund sprichwörtlich offen. Sich einen Moment später wieder unter Kontrolle habend, werden die Lippen zu einem schmalen Strich aufeinander gepresst. Aus Raffaels Augen blitzt der Ausdruck purer Angriffslust.

Jona Vark, davon völlig unberührt, lässt einige Momente vergehen und nimmt dann ein weiteres Dokument vom Tisch auf. Dieses Mal ist jedoch Sie es, die vorliest.

Jona Vark: "Ihr Glück ist, dass Mister Martinez über enormes, wrestlerisches Potential verfügt. Ich habe mich lange mit unserem Trainer und Leiter der Entwicklungsliga unterhalten. Marc Stevens hat mir bestätigt, dass er solch ein Talent selten gesehen hat. Komplizierte Manöver, die er sehen muss und nach zwei, drei Versuchen selbst sauber ausführen kann. Ein ausgeprägter Instinkt bei Problemsituationen im Ring. Überdurchschnittliches Repertoire. Selbst das Grundproblem - die Fitness - wird in Angriff genommen und zeigt Besserungen. Nun... ein Problem besteht und wird wohl für immer bestehen: Ein Mikrofon brauchen wir ihm nicht in die Hand zu drücken..."

Miss Vark lässt sich in ihren Sessel zurückfallen, und schaut die beiden Angestellten an.

Jona Vark: "Nicht nur Marc Stevens ist dieser Meinung. Ich habe mir auch die Meinungen unserer anderen Trainer eingeholt. Sie fällen alle dasselbe Urteil. Und dieses Urteil ist der einzige Grund, warum ich sie Beide nicht wie heiße Kartoffeln fallen lasse, sondern ihnen eine weitere Chance gewähre."

Ein dankbares Kopfnicken Rolan´s auf der einen Seite, stoische Bewegungslosigkeit und aggressiver Blick auf der anderen Seite.

Jona Vark: "Mister Martinez, sie werden an einem Kurs für Gebärdensprache teilnehmen und diesen erfolgreich abschließen. Wir müssen besser mit ihnen arbeiten können. Es ist keine Lösung, dass wir nur über Mister Schneider mit ihnen kommunizieren können. Diese damit einhergehende Unabkömmlichkeit ist für die PCWA keine Lösung."

Raffaels Nasenflügel weiten sich, die Oberlippe zuckt.

Raffa: „Wollen Sie mich etwa feuern?“

Jona Vark: "Das ist nicht unser Ziel, nein. Aber wir wollen auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Wenn sie, Mister Schneider, ein professionelles Verhalten an den Tag legen, haben wir keine Probleme. Falls sie das nicht schaffen: Dann werden wir dieses Vertragsverhältnis noch einmal überdenken."

Raffa: „Ich wa..."

Jona Vark: "Und kommen wir nun zum letzten Punkt, meine Herren: Ihre Auftritte nach dem Schema 'Guter Wrestler, Böser Manager' haben auf die Fans der PCWA eine polarisierende Wirkung. Ich war skeptisch, doch es scheint zu funktionieren. Das werden wir nutzen, um das Spotlight mehr auf sie zu lenken, ihnen noch mehr Gewicht zu verleihen. Für den Brawlin' Rumble X werden wir gemeinsam eine Promo vorbereiten, in welcher wir unseren Fans erklären, wie sie zur PCWA gekommen sind. Das muss nicht unbedingt die wahre Geschichte sein, schließlich wollen wir den Aspekt von Gut und Böse noch ein wenig verdeutlichen."

Kurze Pause, angesichts der skeptischen Blicke, die sich die beiden Herren zuwerfen.

Jona Vark: "Keine Sorge, man wird sie schon ins rechte Licht rücken. Natürlich können sie jederzeit auch eigene Vorschläge anbringen."

Wieder eine kurze, abwartende Pause. Nachdem auch jetzt offensichtlich keiner der Beiden etwas zu sagen hat...

Jona Vark: "Nun, da Niemand mehr etwas zu sagen hat... war es das für den Augenblick. Viel Spaß beim Training... und vergessen sie die Integration ins Gesamtgefüge nicht."

Eine etwas rüde Entlassung, aber angesichts des Kontextes durchaus angebracht, zumindest aus Arbeitgebersicht. Beide Hände ineinander verschränkend, stützt sich Jona Vark mit den Unterarmen auf den Tisch und wirft auffordernde Blicke zu den Gesprächspartnern, die sich erheben, wie geprügelte Hunde aus dem Büro schleichen und die Tür hinter sich schließen. Nachdenklich nimmt Jona Vark die Beurteilung Marcos Martinez´ erneut in die Hand, um sie zum x-ten Male zu lesen. Doch weit kommt sie dabei nicht, denn an der Tür klopft es erneut. Und nur Sekunden später steht Raffael Schneider wieder im Raum.

Raffa: „Mordlust, Todbringer, Knochenbrecher, Karrierentöter!“

Vark stutzt.

Jona Vark: "Bitte was?"

Raffa: „Sie meinten, man könne Vorschläge einreichen. Ich hatte einst einige abgerichtete Wachhunde für mein.. also ich hatte diese Wachhunde. Ziemlich übel aussehende Viecher. Die mir einen gewissen..Leumund einbrachten.“

Jona Vark: "Worum geht es hier bitte?"

Raffa: „Sie wollen, dass wir den Kontrast im Team verstärken. Dann will ich einen oder zwei Dobermänner. Oder halt Kampfhunde. Richtig übel aussehende, dressierte Viecher. Die werden meine Begleiter und wir lassen durchblicken, dass nur ich sie kontrollieren kann. Ein Arschloch mit Angst einflößenden Hunden. Das bringt massigst Heat, glauben sie mir. Für die Viecher verwenden wir dann auch richtig üble Namen. Wie zum Beispiel Knochenbrecher oder Karrierenkiller. Da ich früher eigene Hunde hatte, weiß ich mit denen auch umzugehen und die entsprechend einzusetzen."

Ein kurzer Moment des Überlegens, dann kritzelt die PCWA-Geschäftsführerin etwas auf ein Papier.

Jona Vark: "Ehm... ich... ich werde es mir noch überlegen."

Raffa: „Gut. Dann wäre da noch etwas. Ich möchte Marcos als Headliner für den Brawlin´ Rumble XI anmelden.“

Jona Vark: "Wie soll das bitte gehen? Sie können nicht hier und jetzt bestimmen, dass Mister Martinez beim nächsten Brawlin' Rumble im Main Event steht. Das muss man sich verdienen, nicht einfach anmelden."

Raffa bohrt sich mit dem kleinen Finger der rechten Hand in der Nase, zieht dann den Finger raus und begutachtet wie beiläufig seine Beute.

Raffa: „Sie wollen ein professionelleres Verhalten von mir? Von uns? Nun, nennen wir es nicht >Anmeldung<, sondern Ankündigung. Planen Sie damit. Rolan wird das Gesicht des Rumble XI werden.“

Raffael nimmt die Klinke in die Hand, und als er auf der Türschwelle steht...

Raffa: „Sie können mich bei meinem professionellen Wort nehmen, Miss Jona Vark.“



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