Scene

Id
2139  
Name
"Sie wollten mich sehen?"  
Summary
 
Position
14  
Scenetype
Live  
Created At
2015-03-01 21:25:31  
Edited At
2015-03-08 11:27:36  
Show
Vendetta 108  


Vier Worte.

"Sie wollten mich sehen?"

Vier Worte und sie wirken in seinen eigenen Ohren so, als wären es die ersten vier Worte seit Monaten, die er selbstständig, ohne vorher eine Frage gestellt bekommen zu haben, ausgesprochen hat. Selbstständig. Auf eigenen Beinen.

Jona Vark sitzt in ihrem Büro am Schreibtisch und schaut irritiert nach oben, als hätte sie die Stimme noch nie gehört. In der Tat ist es ziemlich lange her, dass sie mit der Person ein paar Worte gewechselt hat. Jacob Kwabena steht im Türrahmen und blickt auf seine Füße, vermeidet den Augenkontakt mit der Frau, die ihn nach seinem ersten PCWA-Fiasko, nach seinem GFCW-Fiasko, nach Alkoholeskapaden und einem Gefängnisbesuch, nach dem Tod seines Vaters wieder eingestellt hat. Vor ziemlich genau einem Jahr, bei Vendetta 99, feierte Jacob Kwabena sein Comeback. Und genau genommen versteht er seine Rolle in der PCWA selber nicht. Ein glorifizierter Jobber ist er nicht, denn ihn glorifiziert niemand. Er darf an irgendwelchen Sitzungen teilnehmen, ist irgendwie Teil einer Army, aber kann selbst nicht sagen, wer daran beteiligt ist und warum.

Jona Vark: "Wollen sie sich nicht setzen?"

Kwabena sieht kurz auf, blickt auf den Sessel, auf den Jona Vark zeigt und schleppt seinen teilnahmslosen Körper auf die Sitzgelegenheit.

Jona Vark: "Können sie sich vorstellen, warum ich mit ihnen sprechen möchte?"

Die Geschäftsführerin sucht den Augenkontakt mit dem "Wonderman". Doch der starrt einfach nur im Büro umher.

Jona Vark: "Mister Kwabena?"

Keine Reaktion. Kwabena wirkt vollkommen apathisch, geistig nicht anwesend, bis Jona Vark ihre Stimme erhebt und eines ihrer eigenen Tabus bricht.

Jona Vark: "JACOB!"

Es kommt zum ersten Blickkontakt zwischen den beiden Parteien und Kwabena strengt sich an, dem Blick seiner Chefin standzuhalten. Er wechselt zwischen ihren beiden Augen hin und her und wartet auf die Initiative seiner Geschäftsführerin, doch die wartet auf eine weitere Reaktion.

Jacob Kwabena: "J... Ja?"

Jona Vark: "Wissen sie, warum sie hier sind?"

Er antwortet mit einem Kopfschütteln. Nicht gut genug. Sie starrt ihn weiter an.

Jacob Kwabena: "Nein."

Jona Vark: "Wieviele Matches haben sie im letzten Jahr in der PCWA bestritten?"

Er scheint tatsächlich darüber nachzudenken. Es rattert in seinem Kopf und er löst den Blickkontakt dafür wieder. Dann kratzt er sich an der Nase und antwortet. Fragend.

Jacob Kwabena: "Vielleicht neun?"

Jona Vark: "Vier."

Kwabena wirkt überrascht, dass es nur so wenig Matches waren. Er dachte, er wäre aktiver gewesen.

Jona Vark: "Und wieviele Matches haben sie davon gewonnen?"

Hier braucht er nun wirklich nicht zu antworten. Kein einziges Match.

Jona Vark: "Und wieviele Matches haben sie für die Berlin Wrestling Heroes bestritten?"

Jacob Kwabena: "Keine Ahnung."

Jona Vark: "Sieben. Und davon fünf verloren. Das macht elf Matches in einem Jahr. Neun Niederlagen."

Aber immerhin zwei Siege. Etwas, was andere Wrestler nicht von sich behaupten können. Hey, man klammert sich an jeden Strohhalm. Doch Jacob Kwabena weiß, worauf das hinausläuft und gedanklich packt er bereits seine Koffer.

Jona Vark: "Also... trinken sie wieder?"

Er wird mit vier Worten aus den Gedanken gerissen und starrt seine Chefin an.

Jacob Kwabena: "Wie bitte?"

Jona Vark: "Ich habe sie gefragt, ob sie wieder trinken, Mister Kwabena."

Bevor er allerdings antworten kann, fährt die Geschäftsführerin fort.

Jona Vark: "Ich habe dafür keinen Beweis, aber ich habe Gründe anzunehmen, dass sie wieder trinken. Oder Schlimmeres. Es muss einfach einen Grund geben. Einen Grund für ihre Teilnahmslosigkeit. Ihnen ist alles egal, Mister Kwabena. Sie tauchen auf, wann immer sie möchten. Sie zeigen eine für das, was wir von ihnen erwarten, erbärmliche Leistung. Sie schaffen nichts. Sie leisten nichts. Und es wird nicht besser, egal wen wir ihnen an die Seite stellen. Ein motivierendes Gespräch mit Kevin Sharpe, Matches mit Chris Fusion, eine Verbindung zu Erik Moranes. Ich denke, dass die PCWA langsam am Ende ihrer Möglichkeiten ankommt, Mister Kwabena."

Und wieder werden die Koffer gepackt. Viel kommt da sowieso nicht rein.

Jona Vark: "Ich bin am Ende mit meinem Latein. Deswegen frage ich sie noch einmal, weil es keine andere Möglichkeit geben kann... Trinken sie wieder?"

Der Wonderman blickt seine Geschäftsführerin starr an. Dann beißt er sich auf die Lippen und schüttelt leicht den Kopf.

Jacob Kwabena: "Nein."

Jona Vark: "Was ist dann ihr Problem? Was ist los?"

Er sieht kurz zur Seite und stößt einen genervten Zischlaut aus. Dann schaut er Jona Vark wieder an.

Jacob Kwabena: "Egal, was ich hier tue. Egal, was ich mache oder sage. Es spielt keine Rolle. Ich bin eine Fußnote in der Geschichte der PCWA. In der Geschichte des Wrestlings. Ich bin einfach nicht mehr motiviert und weiß nicht, wofür ich mir diesen Mist überhaupt antue."

Jona Vark: "Warum steigen sie in den Ring? Warum kämpfen sie?"

Kwabena hatte mit einer anderen Reaktion gerechnet und blickt dementsprechend perplex drein.

Jacob Kwabena: "Was meinen sie?"

Jona Vark: "Azrael Rage kämpft, weil er als der beste Wrestler anerkannt werden will, den es jemals gab. Er ist dreifacher Undisputed Gerasy Champion und kämpft dennoch jeden Monat darum, respektiert zu werden. Ein Wrestler steigt in dem Ring, um sich etwas zu beweisen. Um Erfolg zu haben. Um Matches und Titel zu gewinnen. Vielleicht auch einfach nur dafür, um andere Leute fertig zu machen. Warum steigen sie in den Ring, was ist ihre Motivation?"

Nun muss Jacob Kwabena wirklich nachdenken. Er hatte einst eine Motivation, doch die hat sich vor über langer Zeit verabschiedet.

Jacob Kwabena: "Ich... ich wollte meinen Vater beeindrucken. Doch den gibt es nicht mehr."

Danquah Kwabena starb 2013. Dies brachte Jacob dazu, seine Geschwister und England abermals zu verlassen. Sich dem Alkohol zuzuwenden. Immer wieder blitzte sein Talent auf und doch machte er nichts daraus.

Jacob Kwabena: "Für wen also mache ich das hier?"

Jona Vark: "Das müssen sie sich überlegen. Kämpfen sie für sich? Für die handvoll Fans, die sie vielleicht hätten, wenn sie sich anstrengen würden? Für einen besseren Vertrag, wenn ihrer am 31. Juli 2015 ausläuft? Sie haben nicht mehr soviel Zeit mich davon zu überzeugen, warum ich sie weiter unter Vertrag behalten sollte, Mister Kwabena. Wenn ihr Vertrag im Juli ausläuft, waren sie 18 Monate in der PCWA. 18 Monate. Heute ist ihr fünftes Match. Ist das wirklich ihr Wunsch, so auf ihre Wrestlingkarriere zurückzublicken? Sollte das alleine sie nicht motivieren?"

Wieder blickt Kwabena auf den Boden. Aber nur für einen Bruchteil, dann schaut er wieder Jona Vark an.

Jacob Kwabena: "Ich... ich glaube ich brauche einen Therapeuten, Miss Vark. Ich kann nicht mehr. Der Verlust, dieser Misserfolg... ich bin nichts. Und der einzige Grund, warum ich jeden Morgen aufstehe und mir das antue ist, weil ich ein Feigling bin."

Ein Hilferuf.

Jacob Kwabena möchte laufen, doch er benötigt Hilfe dabei, einen Fuß vor den Anderen zu setzen.

Jona Vark: "Ich verstehe. Vielleicht wäre es dann besser, dieses Match heute..."

Jacob Kwabena: "Nein, ich schulde es Erik. Egal wie es ausgeht, so geht es nicht weiter, Miss Vark. Ich brauche Hilfe. Und ich hätte vielleicht schon vor Monaten zu ihnen kommen sollen."

Jona Vark: "Vielleicht, ja. Aber das spielt keine Rolle, Mister Kwabena. Die PCWA wird sie unterstützen, das verspreche ich ihnen. Doch eine andere Sache."

Er kann sich denken, worauf das hinausläuft.

Jona Vark: "Sie haben darum gebeten, dass die Aufnahmen noch einmal analysiert werden."

Die Aufnahmen von der Attacke, die er bei Vendetta 107 erlitten hat. Er musste sogar einige Tests über sich entgehen lassen, um die Freigabe zu erhalten, heute antreten zu dürfen. Körperliche Tests. In seinen Kopf guckt Niemand rein.

Jona Vark: "Wie sie es sich denken können, konnten wir nicht herausfinden, wer sie attackiert hat. Bleibt die Frage nach dem Warum?"

Jacob Kwabena: "Das weiß ich aber nicht. Sie wissen genauso gut wie ich, dass ich ein unbedeutender Teil der PCWA bin. Ich habe lose Verbindungen, bin Teil des D.E.A.Ls, wurde in diese Undercard Army gesteckt... aber ich habe keine Feinde. Ich habe Gegner, aber Niemand hasst mich so sehr, um mich so anzugreifen."

Jona Vark: "Dann sollten sie aufpassen, dass es kein zweites Mal passiert, Jacob."

Jacob Kwabena: "Das werde ich."

 

Vincent Craven: "Jetzt wissen wir also, wieviel Zeit Jacob Kwabena in der PCWA noch hat."

Mike Garland: "Du meinst, wie lange wir ihn noch ertragen müssen, diesen Versager."

Vincent Craven: "Tatsächlich scheint auch Jona Vark langsam die Geduld zu verlieren. So langsam muss der Knoten platzen, ansonsten hat Kwabena ein ordentliches Problem. Zu seinen privaten Problemen."

Mike Garland: "Der ganze Typ ist ein Problem. Für sich, für den DEAL, für die Undercard Army. Komplett."

Vincent Craven: "Und viel Zeit bleibt ihm nicht mehr..."



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