Scene

Id
3142  
Name
WTSHTF  
Summary
 
Position
34  
Scenetype
Video  
Created At
2016-12-15 23:05:24  
Edited At
2017-01-06 02:31:49  
Show
Imperial Impact 11  


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.. Zwei Tage nach dem IMPERIAL IMPACT ..
 

Die Stunde ist nahezu vollendet. Die dritte Zigarettenkippe steckt in der Topfpflanze. Die Menschen im Rund der Anti-Aggressionstherapie ringen mit dem Schlaf, einige können lautes Gähnen nicht unterdrücken. Nur die Psychologin macht einen aufgeräumten und aufmerksamen Eindruck, während sie scheinbar wichtige Notizen auf ihrem Klemmbrett notiert.

Darren Rhys Savard reibt sich den Kiefer. Es knackt laut. In seinen Gedanken ruft er die Bilder und Szenerien ab, versetzt sich in seinen damaligen Zustand. Im Nachhinein wirkt das alles wie ein seltsamer, langer Traum. Er räuspert sich, dann setzt er seinen Bericht von der Nacht des Imperial Impact 11 fort.

CV: „Nach dem berühmt-berüchtigten Vespa-Incident war ich eine Weile lang Lucy suchen, bis mir das Blut, das aus meiner Hand floss, doch reichlich too much erschien. Also schleppte ich mich zum nächsten hauseigenen Medizinmann, der sich um die unfreiwillig zugefügten Schnitte kümmerte. Anschließend habe ich mir aus der Kantine einen billigen Wodka organisiert und die innere Schmach weggespült. Zumindest war das der Plan, bis mich ein Mitarbeiter beim ersten Schluck unterbrochen und mich ins Büro der Chefin gebeten hat.“

Circumvent lehnt sich wieder weit in seinen Stuhl zurück, kippelt wieder selbstbewusst und grinst tief in sich hinein.

CV: „Jona war ziemlich begeistert, mich endlich mal persönlich kennenzulernen. Wir fielen uns praktisch in die Arme, als sie mich anstrahlte und mit unerwarteter Höflichkeit fragte..“

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„SIND SIE NOCH BEI VERSTAND?“

Jona Vark’s Augen funkeln wütend, während sie sich mit beiden Fäusten auf die Schreibtischplatte stützt. In dem Augenblick, als Circumvent ihr Büro betreten hatte, ist sie aufgestanden. Sichtlich schon auf hundertachtzig.

CV: „Ist das irgendwie eine Fangfrage?“

Sie greift sich kurzerhand den erstbesten Aktenordner, der vor ihr liegt, und knallt ihn mit Nachdruck auf den Tisch. Der Waliser zuckt derart zusammen, dass ihm fast die Wodkaflasche aus der unverletzten Hand fällt. Jona bringt eine energische Geste mit dem Kopf, die Circumvent umissverständlich „bittet“, sich zu setzen.

CV stellt sehr vorsichtig die Wodkaflasche auf dem Boden ab, bevor er sich in den Stuhl vor dem Schreibtisch setzt.

Jona Vark: „Nicht nur, dass Sie zu spät zur Präsentation von Phoe, unserem neuen PCWA-Maskottchen, erscheinen. Nicht nur, dass Sie offensichtlich verkatert und angetrunken dann doch noch irgendwann auftauchen und direkt einen Streit mit Kriss Dalmi anfangen.“

Circumvent hebt die linke Hand mit einer Geste, die wie ein schnoddriger Einwand aussieht.

CV: „Technisch gesehen hat ER angef..“

Jona Vark: „Technisch gesehen interessiert mich das NICHT IM GERINGSTEN! Von der misslungenen Präsentation von Phoe mal abgesehen, zetteln Sie danach noch einen handfesten Eklat in der Kabine von Jan Rupert von Wichtenhausen an!“

CV: „Okay. Wenn sie das tatsächlich ‚Eklat‘ nennen wollen..“

Jona Vark: „Sie haben ihn angegriffen, seine Nase gebrochen, seine Fensterfront zerstört und seine Vespa aus dem dritten Stock geworfen!“

Darren Rhys Savard will gern sagen, dass das Ganze wie die Seite 2 der Sonntagsausgabe der „The Sun“ klingt. Doch er beißt sich auf die gesprungenen Lippen. Irgendwas in den Augen seines Gegenübers sagt ihm, dass es doch besser sei die Klappe zu halten. Sie hat den Blick drauf, den damals auch sein Manager hatte, als Circumvent zu ihrem einzigen MTV Music Award auf die Bühne stapften.

Niemanden anpissen. Nicht jetzt.

Artig kramt der Waliser die Worte raus, die sein verzweifelter Anwalt ihm immer zugeflüstert hat, wenn es um das Scherbenauffegen nach tätlichen Angriffen auf irgendeinen Reporter ging.

CV: „Das war eine Affekthandlung. Ich sehe meinen Fehler ein und bin bereit eine Strafe in angemessener Höhe zu zahlen. Ziehen Sie es mir von meinem nächsten Paycheck ab.“

Jona Vark: „Apropos..“

Die PCWA-Chefin seufzt tief. Sie ordnet die Papiere vor sich auf dem Tisch.

Jona Vark: „Haben Sie ihren Vertrag schon unterschrieben? Wie Sie wissen, ist ihr Tryout-Kontrakt mit dem heutigen Abend abgelaufen. Also. Ich habe unterschrieben. Ihre Unterschrift fehlt.“

Nicht das einzige, das fehlt..
Unruhig rutscht Circumvent auf dem Stuhl herum. Die Hand unter den Bandagen pocht. Kleine Wellen aus Schmerzen schießen in seinen ohnehin katergepeinigten Schädel.

CV: „Well, here’s the thing. Sobald ich das Schriftstück wieder aufgefunden habe, begebe ich mich SOFORT in ihr Büro. Vielleicht noch mit einem Blumenstrauß und einem walisischen Volkslied auf den Lippen. Und dann..“

Ihre Gesichtszüge entgleiten völlig. Die Ader auf der Stirn der PCWA-Chefin beginnt anzuschwillen. Doch sie schreit nicht, ihre Frage ist nur ein Flüstern, jedes einzelne Wort dennoch stark betont.

Jona Vark: „Sie haben den Vertrag verloren?“

Circumvent hebt beschwichtigend die bandagierte Hand. Doch vergebens. Die Lawine ist bereits auf dem Weg ins Tal. Jona wird jetzt lauter, mit jedem folgenden Wort.

Jona Vark: „Entschuldigen Sie bitte die Frage, aber.. wie dumm kann man eigentlich sein? So etwas ist mir noch mit niemandem zuvor passiert. Wissen Sie was passiert, wenn irgendein Fan diesen Schrieb findet? Er postet PCWA-Vertragsinhalte im Internet! Sachen, die eigentlich firmenintern bleiben sollen. Aber wissen Sie was? Das ist nicht einmal der worst case. Der worst case ist, dass er den Vertrag einfach selbst unterschreibt, denn meine verdammte Unterschrift ist darunter! Und wenn wir dann nicht irgendeinen Fan ein Jahr lang bezahlen wollen, muss sich unsere Rechtsabteilung damit herumschlagen.“

CV: „Technisch gesehen.. hätten Sie den Vertrag nicht ohne meinen Namen unterschreiben müssen.“

Jona Vark: „Sie sagten mir, Sie müssten nur kurz mit ihrem Anwalt telefonieren und bringen das Dokument dann unterschrieben zurück!“

Circumvent wischt sich über das Gesicht. Ein zaghaftes Nicken.

CV: „Yeah, kinda my fault. But listen.. ich mache es wieder gut. Ich bringe ihnen den Vertrag. Zahle diesem von Wichtenhausen die Nasenreparatur und stelle ihm eine neue Vespa in das großzügige Appartment. Ich begebe mich zu einem professionellen Fotoshooting mit Phoe, dem PCWA-Riesenvogel. Und ich werde Sie, Miss Vark, vor allem im Ring nicht enttäuschen. Das Kapitel Parlak-Sokolov-Wichtenhausen ist mit dem heutigen Abend abgeschlossen. Nichts ist so alt wie die Musik von vorgestern. Circumvent hat neue Songs im Gepäck. Und JEDER will sie hören, dort draußen, live on stage im squared circle. Nicht immer Radiomaterial. Nicht immer Hits. Manchmal dreckig, ziemlich laut – aber immer ehrlich.“

Er atmet tief durch, versucht Kopfschmerzen und Kater durch das Reiben seiner Stirn aus dem Körper zu treiben wie lästige Gespenster. Die bandagierte Faust zeigt wie zum Gruß auf die PCWA-Chefin.

CV: „Seriously. Ich will das hier schaffen. Ich will das alles durchstehen. Niemand kennt mich? Werde ich korrigieren. Leute wie Kriss Dalmi nehmen mich nicht ernst? Ich ändere das. Sie, Miss Vark, sehen mich als zweibeinigen Skandal, als wandelnden PR-Alptraum. Als Schiss in ihren Honigkuchen. That’s fuckin‘ me. Das wird vielleicht niemals anders sein. Sie bekommen das, was Sie sehen. Mit den Vorteilen. Mit den Nachteilen. Mit der schlechten Publicity und den gewinnbringenden Schlagzeilen. Sie bekommen East London-Attitude und Hometown-Wales. Sie bekommen geballte Faust und Whisky-Atem. Nicht immer vorzeigbar, nicht immer Motiv für Bestseller-Shirts. Nicht immer Robert Breads und Chris McFly jr. Aber die unbequeme Fortsetzung. Das raue Sequel. Die kantige ‚Next Generation‘ der PCWA. Sie, Miss Vark, können mit mir rechnen – solange sie auf mich zählen.“

Beide schauen sich in die Augen. Keiner von beiden weicht dem Blick des anderen aus. Man sucht, forscht nach abschließenden Urteilen, nach einem gemeinsamen Nenner.

Schließlich ist es Jona, die sich hinter dem Schreibtisch erhebt. Ihre Augen funkeln immer noch, aber ihre Stimme ist bedeutend ruhiger. Die Worte von Circumvent haben anscheinend doch etwas bewirkt. Zumindest ist die Wut in ihr etwas abgeklungen, jedoch nicht ganz aus der Welt.

Jona Vark: „Okay, drei Dinge. Zuerst treiben Sie ihren Vertrag auf. Dann zahlen Sie eine angemessene Strafe. Danach besuchen Sie eine Anti-Aggressionstherapie. Das ist Ihre Chance. Nutzen Sie sie. Sie wollen die nächste Generation der PCWA sein? Dann müssen Sie mich nicht überzeugen. Überzeugen Sie die Fans. Überzeugen Sie sich selbst! Hier kann es mehr für Sie geben als Skandalauftritte und Ausfälle unter Alkoholeinfluss. Aber das liegt ganz allein in Ihrer Hand.“

Jona setzt sich, ein leises Seufzen begleitet ihre Bewegung.

Jona Vark: „Und jetzt raus aus meinem Büro..“


Vincent Craven: "Jona Vark setzt sich immer mehr durch und sagt auch Circumvent, wo es lang geht. Nur so kann er in der PCWA bestehen, nicht so wie er das gerne hätte."

Mike Garland: "CV hat ja durchaus deutlich gemacht, dass Publicity auch positiv sein kann. Was mich aber am meisten überzeugt hat, ist, dass er sich wirklich reinbeißen will. Er will die bestehende Meinung über ihn ändern! Das hört sich doch nach einem guten Vorsatz für das nächste Jahr an."

Vincent Craven: "Wie bei jedem Vorsatz ist es allerdings doof, wenn man aus seiner Haut nicht rauskommt. Circumvent darf sich innerhalb eines Zauns frei bewegen, er sollte aber nicht nochmal die Drähte des Zauns kappen."

Mike Garland: "Und zu aller erst muss er die Berechtigung wiederfinden, überhaupt hier im nächsten Jahr noch antreten zu dürfen."

Vincent Craven: "Robert Barkers Vertrag wurde heute schon aufgelöst und noch schlimmer wird es für den Verlierer in unserem kommenden Match."

Mike Garland: "Da kann man ruhig noch mal in Erinnerungen schwelgen, um die Nerven zu beruhigen. Obwohl Azrael Rage das niemals zugeben wird. Gucken wir trotzdem mal nach, ob die Maske der Souveränität am Ende nicht doch noch einen Knacks bekommt."



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