Scene

Id
3327  
Name
Es geht ums Geschäft  
Summary
 
Position
13  
Scenetype
Off Camera  
Created At
2017-07-09 14:30:11  
Edited At
2017-07-20 13:05:46  
Show
War Evening meets Vendetta 127  


OFF CAMERA

„Ms. Vark wünscht sie zu sprechen. Bitte schauen Sie im Laufe der Veranstaltung im Büro vorbei.“

Das war die simple aber effektive Mitteilung, die Chris McFly als schriftliche Notiz in seinem Locker Room vorfand. Erschreckend simpel, auf einem Stück Papier. Geschrieben von der Assistentin oder Vorzimmerdame, deren Namen sich der Quest 4 the Best Sieger aus ihm unverständlichen Gründen bis heute nicht merken konnte. Sind das vielleicht schon die Auswirkungen des langen Wrestling-Lebens? Oder einfach nur die Tatsache, dass es wichtigere Dinge für den Chicagoer zu geben scheint, als den Namen einer Sekretärin? Die Wahrheit werden wir so schnell nicht erfahren. Aber wir werden jetzt erfahren, warum Ms. Vark den Chicagoer sprechen möchte.

Das Büro wurde in der Vergangenheit oft genug beschrieben, und wir, als Zuschauer, oder vielmehr Leser hinter der vierten Wand, sollten nicht zu viel Zeit damit verschwenden uns vorzustellen, wie das ganze wohl aussehen könnte. Beschränken wir uns darauf, dass Ms. Vark hinter ihrem Schreibtisch sitzt und der einstige Weltenbummler direkt vor ihr.

CMJ: „Sie wollten mich sprechen. Hier bin ich. Was haben Sie auf dem Herzen?“

Der Blick von Jona Vark hat etwas Durchdringendes. In Momenten wie diesen wird einem klar – Beteiligter oder Unbeteiligter – wie viel Einfluss und Macht diese Frau sich in den letzten Jahren im Wrestling-Business erarbeitet hat. Alleine die Vorstellung, dass es so etwas geben kann wie die heutige Doppelveranstaltung zusammen mit den Mitbewerbern, der Konkurrenz aus Dortmund, der GFCW, wäre früher unvorstellbar gewesen. Mit Jona Vark ist es nicht nur vorstellbar, nein, es passiert sogar wirklich.

Jona Vark: „Sie, als Quest 4 the Best-Sieger sind es, der mir am Herzen liegt.“

Eine sehr deutliche Ansage. Die bei ihrem Gegenüber nur ein Stirnrunzeln verursacht.

CMJ: „Ich fürchte, ich verstehe nicht…“

Jona Vark: „Dann werde ich es Ihnen erklären. Sehen Sie, ich habe einen PPV zu verkaufen. Ich habe dafür zu sorgen, dass die Einschaltquoten, die Streaming- und Download-Reichweite und die Vorbestellungen für die Event-DVDs möglichst hoch und damit möglichst profitabel sind. Ich denke Sie können mir folgen. Meine Aufgabe ist es, die PCWA als das gewinnbringende Unternehmen zu führen, das es sein kann. Denn auch wenn es hier im Wesentlichen immer noch um den Sport, genannt Wrestling, geht, so hat es schließlich einen Grund, warum ganz besonders die Amerikaner, ihre Landsleute Mr. Avello, dies als Wrestling-Business bezeichnen.“

Ms. Vark benutzt den bürgerlichen Nachnamen von Chris McFly Jr. Hinter dem Sportler, der zu Ehren eines sehr wichtigen Menschen in seinem Leben, aus den sehr dunklen Jahren seiner Vergangenheit, diesen Kampfnamen gab, steht letztlich doch nur der Italoamerikaner Alphonse Pasquale Avello. Und dieser dürfte wissen, dass dieses Gespräch weit über das hinaus gehen könnte, was er sonst an Gesprächen hier in Berlin führt.

CMJ: „Ich kann Ihnen folgen. Sie verkennen scheinbar, dass ich selbst mit SCW und SC-TV recht ähnliche Erfahrungen gemacht habe. Dennoch erschließt sich mir nicht, warum ich Ihnen scheinbar Probleme bereite. Der kommende Event, von dem sie sicherlich reden, ist der Brawlin' Rumble. Das dazugehörige gleichnamige Rumble-Match hat dank Robert Breads schon seine Geschichte und damit das Verkaufsargument bekommen. Dazu Grizz Lee, der sich ebenfalls in der Rolle des Favoriten präsentiert. Sie können Video-Pakete drehen lassen, die sich nur damit beschäftigen, ob Robert Breads seine Karriere beenden muss, oder ob es nach dem Rumble zur nächsten Auflage des ewigen Duells zwischen Grizz Lee und Kevin Sharpe kommt.“

In diesem Moment und bei diesen Worten hat man nicht das Gefühl, dass hier der einstige Swingin' Wrestler spricht. Dieses Business-Meeting erweckt genau den Eindruck eben dieses zu sein; ein Business-Meeting zwischen zwei Geschäftspartnern. Nicht wie das Gespräch wie zwischen einem Pro Wrestler und seiner Verbandsleiterin.

Jona Vark: „Im Grunde haben Sie Recht. Genau das könnte ich veranlassen. Und glauben Sie mir, Mr. Avello, meine Mitarbeiter aus dem Marketing und der Production Crew arbeiten bereits daran. Aber was mache ich, wenn jemand weniger Zugkräftiges wie zum Beispiel, sagen wir mal, Ihre Schülerin Kathy Strong den Rumble gewinnt? Ich schätze sie sehr, weil ich den Markt für Womens Wrestling durchaus im Auge habe, aber sie ist niemand, mit dem ich einen Event dieser Größenordnung wirklich verkaufen kann. Soll sie die Live Events und die Vendettas headlinen? Sie kennen sie selbst gut genug, um zu wissen, dass Ihre hochtalentierte Schülerin schlicht noch nicht so weit ist. Sie hat nicht die Strahlkraft, die zum Beispiel Sie selbst besitzen.“

Das Gesicht des Chicagoers verfinstert sich. Die angesprochene Kathy ist für ihn von der emotionalen Bedeutung her gleichzusetzen mit einer kleinen Schwester, ja, schon fast einer Tochter. Dass er deshalb dazu neigt sie zu sehr schützen zu wollen, steht an manchen Tagen im krassest möglichen Widerspruch zum Wrestling als solchem.

Jona Vark: „Mir geht es vorrangig auch nicht um das Rumble Match als solches. Die von ihnen angesprochenen Argumente, um es zu bewerben, sind gut und schön, aber der Sport ist zu unberechenbar, als dass ich mich darauf verlassen würde, dass jemand, der von ihnen Genannten das Match auch einhundertprozentig gewinnt. Nein, wirklich nicht Mr. Avello, ich brauche ein zweites Verkaufsargument. Und da kommen nun Sie ins Spiel. Und Sie wissen ganz genau, worauf ich hinaus möchte, nicht wahr?“

Könnte man ein Augenrollen in ein Geräusch verwandeln, würde jetzt eine ganze Kakophonie die Szene in ein unglaubliches audiovisuelles Chaos verwandeln. Denn das ist es, was CMJ unweigerlich in diesem Falle tut. Er rollt mit den Augen.

CMJ: „Es geht darum, dass ich das Match meiner Wahl nehmen soll. Sie würden es wahrscheinlich sehr begrüßen, wenn ich mich jetzt vor laufenden Kameras hinstelle und ganz klar Farbe dazu bekenne, welchen Champion ich denn nun fordern werde, habe ich Recht?“

Jona Vark: „Ich würde es nicht nur begrüßen. Ich würde es in aller Schärfe und Deutlichkeit mehr als willkommen heißen! Seit vielen Jahre schon ist es gute Tradition, dass der Sieger des Quest 4 the Best den amtierenden Undisputed Gerasy Champion herausfordert. Gleichwohl weiß ich, dass dies nirgends festgeschrieben steht. Ich kann Sie zu nichts zwingen. Aber gerade jemand wie Sie, der ja so traditionsverbunden erscheint, dürfte doch genau dies als sinnvoll, ja sogar als zwingend ansehen. Und ein zweites zugkräftiges Match würde dem Rumble definitiv als Verkaufsargument helfen.“

Einen Moment schweigt der Chicagoer. Seine rechte Hand ist aufgestützt auf der Lehne des Stuhls und die dazugehörige Hand ruht an seinem Kinn. Seine Augen fixieren keinen Punkt im Hier und Jetzt. Sie sind weit weg in der Vergangenheit.

CMJ: „Prinzipiell gebe ich Ihnen Recht. Aber ich sehe es aus meiner persönlichen Warte vollkommen anders.“

Er sammelt seine Gedanken. Sortiert die Worte. Jona Vark hingegen ist trotz der zu erwartenden Widerworte entspannt. Ihr sitzt keiner der üblichen, unkontrollierbaren Wrestler gegenüber, die es sogar wagen ihr zu drohen. McFly war immer distanziert genug, um in den Räumen der Verwaltung nicht nur wie ein Gentleman, sondern auch wie ein verständiger Geschäftspartner aufzutreten, wenn es notwendig war. Nicht nur alleine deshalb lässt Ms. Vark ihm auch das kleine Stück Respekt mehr, ihn bei seinem bürgerlichen Nachnamen anzureden. Etwas, das nicht alle Wrestler von ihr zu erwarten haben dürften.

CMJ: „Sie wissen, dass ich in diesem Contract die ultimative Waffe sehe. Seit den Tagen der Kriegsphilosophie von Nicotine & Bacteria, die ihre unschöne Saat hier gestreut haben, sind die Sitten hier verroht! Und ein Teil dieser Brut ist immer noch hier. Wrestling in der PCWA hat sich von einem sportlichen Event in einen Krieg verwandelt. Es geht hier einigen Wrestlern scheinbar nur noch darum möglichst viel Schaden anzurichten, ohne Rücksicht auf das, was sie anrichten. Typen wie S1margl beginnen die Fans als Feinde zu betrachten und psychologische Giftspritzen wie Grizz Lee versuchen bereits vom Zeitpunkt ihrer Rückkehr die Wrestler wieder gegeneinander auszuspielen. Mit diesem Contract könnte ich ein „Loser Leaves“-Match ansetzen und diese Pestbeulen, die keinerlei Rücksicht auf die Kollateralschäden nehmen, aus der PCWA verjagen. Dieses Mittel ist die Atombombe unter den Möglichkeiten hier endlich Frieden hereinzubringen! Ich werde deshalb nicht diese Option sinnlos vergeuden.“

Kurzes Nicken von Jona Vark.

Jona Vark: „Mr. Sharpe hat Sie gefordert. Er will explizit Sie als Gegner. Sie müssten diesen Contract nicht einsetzen. Zumal ich Ihnen folgendes zu bedenken geben möchte: Nicht Sie sind es, der mit diesem Contract die höchste Macht in der PCWA darstellt! Wenn ich es will, stelle ich jeden Wrestler auch nach solch einem „Loser Leaves“-Match sofort wieder ein. So wie ich Ihnen auch den Gefallen getan habe und ihre neueste Empfehlung mit Namen STEM auf Bewährung eingestellt habe!“

Das Entsetzen bei diesen Worten von Jona Vark ist in den Augen des Chicagoers mehr als deutlich zu erkennen.

CMJ: „Sie haben natürlich Recht. Das letzte Wort liegt immer bei der Geschäftsführung, und das sind in diesem Falle natürlich Sie, Ms. Vark.“

Jona Vark: „Schön, dass sie dies einsehen. Was werden Sie also tun, die Cotatores, den Cryption Crown Holder oder den Undisputed Gerasy Champion herausfordern? Ich brauche eine Entscheidung. Ich brauche ein klares Bekenntnis von Ihnen und dem, was Sie beim PPV zu tun gedenken! Ich habe eine Promotion am Leben zu erhalten und möglichst gewinnbringend bei Vark Enterprises zu positionieren! Sie, Mr. Avello, sind unbestritten einer der am weitest gereisten Männer im Sport und dadurch ein absolutes Zugpferd für internationale Kunden. Ich erwarte eine klare Ansage. Meinetwegen auch ein Kampf ohne Titelambitionen gegen einen anderen Gegner. Nur geben Sie mir endlich etwas, womit ich diesen PPV verkaufen kann!“

Verbittert schaut der Chicagoer in Richtung seiner Vorgesetzten. Denn nichts anderes ist sie in diesem Moment. Eine Vorgesetzte. Die Geschäftsführerin, die ihrem Angestellten vorgibt, was er zu tun hat.

CMJ: „Ich werde darüber nachdenken. Kann aber jetzt schon sagen, dass ich einen Kampf gegen Kevin Sharpe aus persönlichen Gründen nach wie vor ablehne!“

Jona Vark: „Das liegt bei Ihnen. Denken Sie aber nicht mehr zu lange darüber nach. Ich warte schließlich bis zu diesem Moment sogar auf eine Antwort auf die Anfrage, ob sie mit einem Team aus SCW Athleten an der Cotatores Challenge teilnehmen wollten oder nicht. Dabei wäre es mir sogar gleich gewesen, ob sie selbst angetreten wären mit einem Partner ihres Vertrauens, oder ob es ein komplett unbekanntes Team gewesen wäre. Auch hier haben Sie scheinbar das Tagesgeschäft ein wenig aus den Augen verloren, indem Sie in allem nur noch einen Krieg zu sehen scheinen.“

Beschwichtigend hebt McFly die Hände und einmal mehr ist es gut, dass bei diesem Gespräch keine Kameras anwesend sind. McFlys Stand beim Rest des Locker Rooms könnte nach diesem Gespräch ernsthaften Schaden davon getragen haben.

CMJ: „Sie werden von mir bis zum Ende dieser Show ein Statement erhalten. Aber die wenigen Stunden erbitte ich mir noch um meine Gedanken zu Ende zu denken. Wenn ich eine finale Entscheidung getroffen haben werde, sind Sie die erste, die ich in Kenntnis setzen werde.“

Ein Hauch von Zufriedenheit huscht über das Gesicht von Jona Vark. Scheinbar hat ihre mehr als deutliche Aussage, die man durchaus als eine Art der Arbeitsanweisung interpretieren könnte, gefruchtet. Nun liegt es wieder am Renegade endlich Farbe zu bekennen.

Jona Vark: „Das freut mich zu hören. Ich erwarte Ihre Antwort bis eine Stunde nach Ende der Live-Übertragung. Danach muss ich die Maschinerie im Hintergrund anwerfen. Dann werden wir beide das tun, was wir am besten können. Sie werden in den Ring steigen und ich werde das gewinnbringend verkaufen.“

CMJ: „Ich habe verstanden, Ms. Vark.“

- Augenblicke später -

Niemand sieht wie sehr Chris McFly Jr. die Fäuste geballt hat. Alle Farbe ist aus den verkrampften Händen gewichen und der Blutkreislauf wird einige Augenblicke benötigen, um wieder so zu funktionieren wie er müsste. Kalte Wut zeichnet sich in seinem Blick ab. Die ultimative Waffe, die Atombombe unter den Stipulationen als Ergebnis seines Contracts wurde entschärft. Sie ist immer noch mächtig, kann immer noch den herrschenden Krieg entscheidend beeinflussen. Aber als Ultima Ratio ist sie nicht mehr zu gebrauchen. Wie konnte er auch nur glauben, dass er wirklich eine größere Waffe gefunden hatte? Ist er wirklich dem Fehler aufgesessen wie so viele andere und hat geglaubt, dass er etwa größer sein kann als das Wrestling selbst...?



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