Scene

Id
39  
Name
Barker und Nowak  
Summary
Nach abgeschlossenen Match, inklusive großem Blutverlust hat Barker eine Halluzination von Tom Nowak, die ihm von seinem eigenen Ende berichtet. Der Boxer ist, wie man an seinen ständigen Referenzen zu dessen Tod, noch immer fest in ihm verankert und bildet für Robert die fleischgewordene Angst vor dem eigenen Ende. Angst davor so zu enden, wie sein ehemaliger Handlanger. Das Ende ist der Auftakt für weitreichende Änderungen in der Geschichte des Schlächters. Eventuell wird Blaze recht behalten und Der Schlächter wird irgendwann wieder Robert Barker sein…  
Position
47  
Scenetype
Off Camera  
Created At
2012-03-29 07:28:11  
Edited At
2012-03-29 07:44:53  
Show
CORE 2012  


OFF-CAMERA

Der Schlächter hat gerade seinen Titel gegen Azrael Rage in einem Match verteidigt, das ihn trotz seines Sieges hart gezeichnet hat.  Man hat ihn, bevor er sie alle rausschmeißen konnte, gegen seinen Willen notdürftig behandelt, denn irgendwie hat der Mann ohne Grenzen es geschafft, beim größten Pure Wrestling Event des Jahres mehrere harte Wunden davon zu tragen und eine ungesunde Menge an Blut zu verlieren.

Doch nun ist er endlich alleine; mit seinem Undisputed Gerasy Titelgürtel neben sich auf der Liege. Das Gold schimmert trotz der blutigen Flecken, die er darauf hinterlassen hat, als er seinen Schatz an sich gepresst hat, während er in diesen Raum geführt wurde, noch immer hell, wann immer er es anblickt. Es scheint zu einem stetig wiederkehrenden Motto zu werden, dass seine gürtelförmige Krone Blut zu schmecken bekommt und wenn er genau darüber nachdenkt, ist es ihm nur recht so. Es ist ein Zeichen seiner Titelregentschaft für die er mehr Blut vergießen musste, als jemals jemand zuvor. Eine kleine Erinnerung an all das, was er bereit ist zu tun, kann niemandem schaden.

Ächzend setzt er sich auf und steigt von der kalten Liege herunter. Mit wenigen Schritten ist er beim Waschbecken in der Ecke des Raumes angekommen. Aus dem Spiegel über dem weißen Becken starrt ihn die unscharfe Fratze eines kaputten, menschenfremden Wesens an.

Angestrengt kneift er die Augen zusammen, doch der milchige Film auf der Netzhaut bleibt, lässt sich weder wegblinzeln noch wegreiben. Ein unschönes Nachspiel aus dem Match mit Rage. Hoffentlich nicht dauerhaft. Sein Anblick, dieser verschwommene Anblick seines blutigen Gesichts widert ihn an. Die eingeschränkte Sicht ist eine Schwäche, das Zeichen eines Versagers. Es ist dem Schlächter nicht würdig. Wütend spuckt er eine Mischung aus Speichel und Blut in das Waschbecken, so als könnte er die Schwäche so aus sich herausbekommen.

Als er wieder nach oben blickt, schaut er in die Augen der Angst.

Die Augen vom ‚Boxer‘ Tom Nowak.

‚Schlächter‘: „WAS?!“

Fassungslos reißt der Schlächter die Augen auf. Seine Sicht mag verschwommen sein, doch nicht so sehr, als dass er hier nicht seinen ehemaligen Handlanger erkennen würde. Den Mann, den er gequält, geschlachtet und in den Selbstmord getrieben hat. Den Mann, der nicht mehr am Leben ist und der nun hinter ihm steht.

‚Schlächter‘: „Du…?! Aber du…“

Der Pole neigt den Kopf leicht zur Seite. Dort wo eigentlich seine Schädelwand sein sollte, ist nur noch eine große, blutende Wunde. Die Augen des ‚Boxers’ sind mit Blut unterlaufen. Die Lider hängen ein wenig herab. Blut und Schweiß kleben in den fettigen Haaren.

‚Schlächter‘: „Was zum…?!“

Der Mann ohne Grenzen ist im Schock erstarrt. Kein Muskel bewegt sich, während er, beide Hände ans Waschbecken gekrallt, in den Spiegel stiert, sich absolut sicher ist, dass dort neben seinem eigenen Gesicht das des Polen zu sehen ist, doch sich einfach nicht wagt sich umzudrehen.

‚Schlächter‘: „Was… was willst du von mir? Was willst du hier? Was zum…?“

Das Stottern des Schlächters ist ein Novum. Fast wirkt er wieder wie der Mann, der 2007 in die PCWA kam und von einem Azrael Rage bedroht wurde. Doch es ist dieses Mal keine Angst, die ihn sich verhaspeln lässt, es ist Fassungslosigkeit, darüber, dass der Boxer wieder hier ist. Nowak trägt immer noch sein Wrestlingoutfit. Der Oberkörper ist frei und durch die Schläge Blake Miltons inzwischen blau und rot verfärbt. Die Hände sind mit weißem Tape umwickelt, die sich ebenfalls rot gefärbt haben.

‚Boxer’: „Ich… Ich bin… bin nur ein Mahnmal. Ich bin nur ein Spiegel. Ich…“

Er schweigt. Blickt sich, fast verwundert, fast melancholisch selbst im Spiegel an. Sieht die klaffende Wunde an der Stelle, in die seine Kugel eingedrungen war. Dann sieht er wieder auf den Schlächter. Nun mit stärkerer Stimme.

‚Boxer’: „Ich bin hier, um dir deine Zukunft vorherzusagen.“

Der größte Terrorist der PCWA schluckt tausend Gedanken herunter.

‚Schlächter‘: „Niemals! Ich werde niemals enden, wie du! Ich bin größer als du jemals warst, ich bin besser als du jemals warst! Ich habe keine Angst!“

Der Pole lächelt schief. Zeigt seinem ehemaligen Herrn ein verunstaltetes Gebiss. Einzelne Zähne fehlen. Dann plötzlich verändert sich das Gesicht des Polen wieder in den Ausdruck größter Traurigkeit.

‚Boxer’: „Das… das… das tut mir leid…“

Schweigt. Spuckt aus. Wieder mit Härte in der Stimme.

‚Boxer’: „… leid für dich.“

Verwirrt starrt der Schlächter ihn an.

‚Schlächter‘: „Behalt dein Mitleid für dich, Nowak. Ich habe dich vernichtet, so wie ich jeden vernichte, der sich mir in den Weg stellt!“

Noch immer wagt er nicht sich umzudrehen, brüllt stattdessen den Spiegel an.

‚Boxer’: „Meine Geschichte hat nur eines gezeigt… meine Geschichte hat nur eine Bedeutung…“

Kurze Pause. Langsam beginnt der Pole zu taumeln. Schweiß läuft ihm in Strömen von der Stirn. Er wirkt unglaublich angestrengt und spricht doch weiter. Klar… klarer als er es jemals zuvor tat.

‚Boxer’: „Wir ALLE werden fallen. Auch du wirst irgendwann fallen. Die ANGST… die ANGST, Robert Barker, kriecht in uns alle. Sie frisst sich in unsere Seele und frisst uns von Innen auf. Wir können ihr nicht entkommen. Irgendwann… bei einem früher… beim anderen später… schlägt sie uns in ihren Bann… und schlachtet uns so, wie du es mit deinen Opfern getan hast.“

Er grinst sein zahnloses Grinsen.

‚Boxer’: „Ich weiß, wovon ich spreche. Was du selbst in Gang brachtest, wirst du nicht mehr aufhalten können. Die ANGST wird auch dich nicht schonen…“

Das trotzige Lachen des Schlächters lässt Geifer fliegen und sein bellendes Lachen damit noch hundeartiger wirken.

‚Schlächter‘: „Du warst schwach. Ich bin stark!“

Nowak nickt.

‚Boxer’: „Ja, das war ich. Und du bist stärker, viel stärker als ich jemals gewesen bin. Du erlebst gerade den Höhepunkt deines Lebens, wirst von allen gefürchtet und hast endlich erreicht, was du so lange wolltest. Aber mit jedem Sieg… mit jedem Triumph… steigt der Druck. Mit jedem Schritt steigt die Angst vor dem Fall. Und je höher du kommst… umso brutaler schlägst auf dem Boden auf.“

Spuckt Blut aus. Der Pole wankt stärker. Stützt sich mit einer Hand an der Wand. Und spricht doch weiter.

‚Boxer’: „So weit du auch kommst, du wirst ihr nicht entkommen. Du wirst dem Horror nicht entkommen, alles zu verlieren. Du hast mir, hast der PCWA selbst gelehrt, dass die ANGST überall ist und dass sie keinen Unterschied macht. Keine Gnade kennt. Es gibt keinen Plan. Es gibt keine Logik. Es gibt einfach nur die ANGST und ihre Opfer, die geschlachtet am Boden zurück bleiben. Keine Erklärungen. Nur die Opfer. Irgendwann… irgendwann wirst du ihr gegenüberstehen. Irgendwann wird sie dich eingeholt haben. Und dann hast du nur noch eine Wahl…“

Er fährt sich über die blutende Wunde.

‚Boxer’: „Lässt du dich von ihr zum Opfer machen… oder wählst du dein Ende selbst?“

Der Schlächter packt sich verzweifelt ins Gesicht, kratzt sich hart über die Stirn, öffnet dabei eine Platzwunde neu. Mit einer ruhigen… fast verträumten, spielerischen Bewegung hebt der der ‚Boxer’ seinen rechten Arm. Er schwankt, seine Beine tragen ihn kaum noch und dennoch hält er in der Rechten die Waffe, die schon einmal einem Mann das Leben gekostet hat. In einer eleganten und doch furchtbaren Bewegung legt er sie von hinten an den Kopf des Schlächters.

‚Boxer’: „Das Ende der Geschichte vom ‚Schlächter’ Robert Barker…“

Er lächelt. Plötzlich wirkt er selig.

‚Boxer’: „…beginnt heute.“

Panisch dreht sich der Schlächter herum und schlägt ins Nichts.

Der Raum ist, abgesehen von ihm und dem Mobiliar leer. Kein Pole mit einer tödlichen Kopfwunde. Keine Waffe. Kein Ende.

Das Blut aus der frischgeöffneten Wunde nimmt ihm immer mehr die Sicht, während die Schmerzen seine Gedanken lähmen. Seine Beine klappen zusammen, er fällt lautstark zu Boden. Sein Gehirn hat den einzigen Ausweg, den es kennt und sich selbst abgeschaltet.



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