Scene

Id
4390  
Name
Kampf um das Lafayettesche Reich: Feinde und Freunde  
Summary
 
Position
5  
Scenetype
Off Camera  
Created At
2019-11-08 23:11:01  
Edited At
2019-12-03 09:09:52  
Show
Vendetta 145  


Anderthalb Wochen nach Out of Ashes…

Schloss Albrechtsberg, Dresden

Im ausgedehnten Festsaal ist bereits alles, was man für einen Konferenz unter Reichen und Mächtigen benötigt, eingerichtet. Distinguierte Kellner und Kellnerinnen huschen lautlos um die lange, mächtige Holztafel umher, um Getränke und Essen stets frisch und voll zu halten. Hier hat man ganz offensichtlich keine Kosten gescheut. Über den Festsaal führt ein kleiner Balkon um die drei Wände herum, um für die Zuschauer in alten Zeiten einen hervorragenden Blick auf das festliche Geschehen der Festspiele oder königliche Aufführungen zu bieten. Heute jedoch stehen nur zwei Frauen beisammen, deren Kleidung unvermissverständlich signalisiert, dass sie zum höchsten Geschäftsleben gehören, sprich das Vorstandsvorsitzende, Bankiers und Geschäftsmanager ihr Zuhause nennen.

Lisa Lee: „Ganz ehrlich, DeWynters? Jeden, der hier ist oder noch erscheinen wird, den werde ich garantiert hassen. Bisher sehe ich nur den abscheulichsten Abschaum des oberen Endes der Nahrungskette und ich bezweifle ganz stark, dass sich das noch ändern wird.“

Die Frau neben Laras jüngerer Schwester lächelt bleistiftdünn.

DeWynters: „Wenn Sie mir eine Bemerkung gestatten: Sie sind eindeutig die Schwester von meiner ehemaligen Klientin.“

Lisa: „Da bist du nicht die Erste, die sowas sagt. Wir können ruhig beim Du bleiben. Immerhin hast du persönlich dafür gesorgt, dass während… des Angriffs ich an einem sicheren Ort bleiben konnte. Dafür schulde ich dir was.“

DeWynters: „Unsinn, Miss Lee… Lisa. Das war das Mindeste, was ich für dich… für euch tun konnte.“

Lisa, die zwar vom Gesicht und generellem Aussehen eine gewisse Ähnlichkeit mit Lara teilt, aber von Physis und Schönheit völlig anders ist, kichert leise und nippt an einem Sektglas, dessen Wert vermutlich ein Jahresgehalt eines Kellners übersteigt.

Lisa: "Warum eigentlich Dresden? Mir käme Berlin für diese Sache hier eher in den Sinn."

DeWynters: "Berlin ist international viel zu bekannt und wird auch genauestens von Polizei, Geheimdiensten, Mafiabanden und ähnlichen Organisationen beobachtet. Die Herrschaften, die zu dieser Konferenz anreisen, wünschen aber eher einen abgelegeneren Ort... mit weniger allgemeinen Aufmerksamkeit auf internationaler Ebene. Aber darf wiederum nicht so abgelegen sein, dass es einem auffällt, warum Rolls-Royces, Jaguars oder Maybachs zu einem Dorf fahren. Ein Dresdner Schloss schien mir der perfekte Ort zu sein. Guter Infrastruktur in Dresden, aber dezenter und unauffälliger als mitten in einer gewaltigen Großstadt."

Lisa: „Verstehe. Erzähl‘ mir doch, was über diese zwielichtige Gestalten hier, immerhin sind sie meine Konkurrenten.“

DeWynters nickt sachte mit dem Kopf in Richtung eines älteren Mannes, der eine blaue Uniform und Schirmmütze trägt. Auf seinem Schirm prangen goldenes Eichenlaub und an seiner Brust hängen eine beeindruckende Anzahl von Ordensbändern. Sein Gesicht hat auffällig große Parallelen zu einer aggressiven Bulldogge. Neben ihm steht eine Frau, ebenfalls uniformiert, allerdings weit weniger beeindruckend. Beide sprechen nicht miteinander, stattdessen scheinen sie nur stur in den Saal zu starren.

DeWynters: „Dieser Mann da ist Sam Hawkins, General der US Airforce. Er hat mir Interesse an den fortschrittlichen Militärtechnologien bekunden, die Lafayette einst entwickelt und besessen hat. An LMC hat er angeblich kein Interesse.“

Lisa: „Klingt plausibel. Die amerikanische Luftwaffe ist schon immer scharf auf alles, wenn es neu und unerhört ist. Wer ist eigentlich diese Frau nebenan?“

DeWynters: „Das ist Jane McAvoy, eine der besten Pilotinnen.“

Lisa: „Etwa die Jane McAvoy, die sich mit Lara getroffen und bei ihrem Angriff geholfen hat? Das erklärt, warum sie überhaupt mitmachen konnte. Dieser General hat sich anscheinend davon einiges versprochen.“

DeWynters: „Ganz richtig.“

Als beide Frauen von oben die Blickrichtung der beiden Luftwaffemitglieder – die an einer Wand lehnen - folgen, enden sie bei zwei ebenso Uniformierten, die zurückstarren. Sie tragen grau-blaue Uniforme und Mützen mit riesigen Tellern. Die rote Nahten und Bänder an der tristen Kleidung sprechen klare Bände von welchem Land sie herkommen. Beide Männer tragen eher sparsame Ordensbänder, was auf einen niedrigeren Rang als der amerikanische General deuten lässt. Aber die Gesichter machen deutlich, dass sie es völlig ernst meinen. Man braucht sie nur anzusehen, um zu wissen, dass in ihrem Land kalt und fröhliche (Regenbogen)farben nicht vorkommen.

Lisa: „Lass mich raten: Russen.“

DeWynters: „So ist es. Der Mann mit der Mütze unter dem Arm ist Mikhail Gurewitsch, ein Mitglied der 24. Infanteriedivision der russische Armee und Diplomatenkorps von Washington, D.C.. Was aber noch interessanter ist, er ist außerdem Adjutant von Major Kira Sarnova.“

Lisa: „Wieso interessant?“

DeWynters: „Sarnova tritt zurzeit in der Genesis Society Wrestling auf.“

Lisa: „Ich frag‘ mich, ob Lara das weiß…“

DeWynters: „Der andere Mann ist mir unbekannt, wahrscheinlich nur ein Gehilfe von Gurewitsch. Jedenfalls, auch er hat mir erzählt, dass er lediglich am militärischen Teil von LMC interessiert ist.“

Lisa: „Kein Wunder, warum sich Hawkins und Gurewitsch so missmutig einander anstarren. Sie mögen sich nicht.“

DeWynters: „Anscheinend besteht der Kalte Krieg in manchem Köpfen noch sehr lebendig fort.“

Die Managerin von Mad Dog zeigt nun dezent mit dem Glas auf einem ungewöhnlichen Paar weiter hinten im Hintergrund. Ein Mann und eine Frau mit sehr dunkler Hautfarbe stehen stocksteif breitbeinig und mit den Händen hinter dem Rücken. Auch sie tragen Uniform, allerdings richtige Soldatenuniformen in Tarnfarben und scheinen jeden Einzelnen im Raum zu mustern. Beide tragen schwarze Barretts und leeren Pistolenhalftern, was sie allerdings kein bisschen ungefährlich wirken lassen.

Lisa: „Unheimlich dieses Pärchen…“

DeWynters: „Generalmajor Akambe vertritt den Führer von Ukimba in Schwarzafrika – Dbungi Kobaro, ein Diktator, Oper-Schreiber, Antisemit, Gangster und ex-Bankier.“

Lisa: „Kobaro? Ist das nicht dieser Typ, der sich als König von Amerika tituliert, weil seine Vorfahren angeblich Amerika entdeckt und in Anspruch genommen haben?“

DeWynters: „Und er hat seine derzeitige Frau für den Literaturnobelpreis vorgeschlagen, weil sie nach seinen Aussagen eine angesehene Autorin von mindestens sechzig international anerkannten wissenschaftlichen Abhandlungen ist. Nur er scheint aber nicht zu wissen, dass sie eine Analphabetin ist.“

Lisa: „Er soll Vertrieb und Besitz von Autos, die nicht die Marke Fiat tragen, verboten haben, weil Fiat seine Lieblingsmarke ist.“

DeWynters: „Und hat, um sein Idol Al-Gaddafi zu ehren, eine rein weibliche Leibgarde. Deshalb ist diese Frau neben ihm dabei. Sie gehört zur Kobaros Amazonengarde.“

Die Kanadierin schüttelt nur den Kopf und blickt herum.

Lisa: „Diese Leute hast du aber nicht eingeladen, oder?“

DeWynters: „Bedauerlich hatte ich keinen Einfluss darauf, wer zur Konferenz kommen durfte. Der Niedergang von LMC war unter den Mächtigen, die Lafayette schon lange beobachtet hatten, leider kein Geheimnis. Ich kann lediglich verwalten. Natürlich hoffe ich sehr, dass LMC nicht in falsche Hände gerät. Deshalb erzähle ich dir bereitwillig alles, was ich weiß.“

Lisa: „Naja, es gibt wenigstens ein Lichtblick in dieser Gesellschaft…“

Sie meint dabei Jiao Chengzho, die sanft durch die Gegend schwebt und von einem gut gekleideten Herren, der ehrfürchtig seiner Gebieterin folgt, begleitet wird.

DeWynters: „Sie kennen sich?“

Lisa: „Als ich für meine Firma internationale Geschäftsbeziehungen finden wollte, war ich auf der Geschäftsreise in Hongkong und so hatte ich sie kennen gelernt. Sie ist zwar sehr mächtig, aber ich habe den Eindruck, dass sie durchaus mit Verstand und Ausgeglichenheit ihr Imperium regiert. Lara hat mir erzählt, wer für die Beschaffung der nötigen… Mittel verantwortlich war.“

DeWynters: „Dies kann ich bestätigen.“

Lisa: „Wir wollen sogar eventuell gemeinsam LMC aufkaufen. Diese Option haben wir schon einmal angesprochen…“

Sie wollte seine Ausführungen weiterführen, doch sie wird durch das Erscheinen von neuen Besuchern unterbrochen, die den Raum durch das weitläufige, offene Tor betreten. Gekleidet in einem schwarzen Designeranzug von Armani und mit einer dunklen Sonnebrille auf der Nase, betritt Mr. Fellon die Szenerie. Kurz lässt er seinen Blick umherschweifen, als würde er Jemanden bestimmten suchen, dann breitet sich schließlich ein schmieriges Grinsen auf seinen Gesichtszügen aus. Begleitet wird Fellon von einer blonden Dame mit hochgesteckten Haaren und einer typischen Sekretärinnen-Brille auf der Nase. Gemeinsam bewegen die beiden sich nun in Richtung der anderen bereits eingetroffenen Gäste. Dewynters blickt den beiden interessiert nach.

Lisa: "Und wer sind die zwei?"

Dewynters: "Wer die Frau ist, weiß ich nicht, aber bei dem Kerl handelt es sich um einen gewissen Mr. Fellon. Viel ist nicht über ihn bekannt, außer dass er die Interessen einer ominösen Company vertritt, die damals in der XFWA ein paar dubiose Machenschaften abgezogen hat. Ich hab nur ein paar Mal mit ihm zu tun gehabt und kann zumindest sagen, dass er kein sehr angenehmer Zeitgenosse ist. Kalt und berechnend und mit genügend Macht ausgestattet, um heute hier anwesend sein zu können."

Lisa: "Wie kommt es, dass man über den Kerl und seine Firma nur so wenig weiß?"

Dewynters: "Die Herren verstehen es offensichtlich gut im Verborgenen zu arbeiten, aber ich denke wir werden noch früh genug in Erfahrung bringen, was die wahren Absichten von Fellon sind."

Lisa: "Du denkst also, dass es ihm nicht wirklich um das Erbe von Lafayette geht?"

Dewynters: "Wie gesagt, es ist schwer das mit hundertprozentiger Sicherheit zu sagen, aber vom Gefühl her denke ich nicht!"

Fellon und seine Begleitung haben derweil angehalten.

Mr. Fellon: "Miss Swivven, unser gemeinsamer Freund ist noch nicht eingetroffen, ich schlage also vor, dass Sie Ihrer Pflicht nachkommen und sich ein paar Notizen zu den übrigen Gestalten hier machen!"

Miss Swivven: "Sehr wohl Mr. Fellon. Ganz wie Sie wünschen!"

Die Dame holt einen Notizblock aus ihrer Handtasche heraus und zückt einen Kugelschreiber, während Fellon auch weiterhin die Umgebung betrachtet.

Lisa Lee nickt nachdenklich und bemerkt dabei, wie DeWynters‘ Augen ein wenig größer werden, denn es kommen die nächsten Besucher durch die Tore. Es handelt sich um einen großgewachsenen Europäer mittleren Alters, der anscheinend von einem recht jungen Assistenten begleitet wird, der nur mit dem Tablet in seinen Händen beschäftigt ist.

Lisa: „Du machst so ein Gesicht, als ob du diesen Mann persönlich kennst.“

DeWynters: „Nicht direkt persönlich, aber er ist mir sehr gut bekannt. Sein Name ist Marcus Vark.“

Lisa: „Vark? Lara hat mir was erzählt… Moment. Die PCWA-Chefin heißt Jana Vark oder so ähnlich.“

DeWynters: „Jona Vark! Und sie ist seine Tochter. Marcus ist der Vorsitzende von Vark Enterprises und die PCWA ist ein Teil davon. Das ist… unerwartet.“

Selbstbewusst schreitet Marcus Vark durch die Halle, als würde das Schloss ihm gehören. Während er auf einen Platz am Tisch zusteuert, nickt er dem einen oder anderen „Kollegen“ zu, dabei ignoriert er seinen persönlichen Begleiter völlig.

Vielmehr ist er mit seinem Smartphone beschäftigt, dass alle paar Minuten klingelt und für extrem kurze Telefonate genutzt wird. Vark scheint in ständiger Verbindung mit seinen vielen Leitern der Unterabteilungen von Vark Enterprises zu stehen. Bei ihm laufen die Fäden zusammen, er will über alles und jeden informiert sein. Ob seine Tochter Jona auch bei den Anrufern dabei ist?

Lisa: „Wieso unerwartet?“

DeWynters: „Ich wüsste nicht, warum er an LMC interessiert sein könnte. LMC hat nichts, was ihm oder der PCWA nützen könnte.“

Lisa: „Warten wir erst einmal ab, da kommt schon der nächste Besucher. Und er ist irgendwie gruselig.“

Ein großer, ziemlich athletisch wirkender Mann in komplett schwarzer Kleidung - nur der weiße Piuskragen bildet die Ausnahme und deutet auf eine religiöse Zugehörigkeit – schreitet langsam und majestätisch in die Halle. Sein Gesicht ist viereckig geformt, mit kräftigem Kiefer und seine Kanten wirken wie mit Geodreieck gezeichnet. Die immerwährend eingekniffenen Augen neben der breiten Hakennase und der kräftige Magnum-Schnauzer lassen ihn wie einen perfekten Filmbösewicht wirken. Er hat seine Hände hinter dem Rücken gefaltet und schaut sich indigniert mit starren Augen um. Sein Begleiter, ebenso schwarz gekleidet und mit der Nase nach oben gerichtet, wirkt irgendwie wie ein Butler der High-Society des Bösen.

Die Gastgeberin haucht seinen Namen.

DeWynters: „Le Cardinal Jean-Sébastien Montfaucon von der französische Katholikenkirche.“

Lisa: „Ein Kardinal? Nie im Leben!“

DeWynters: „Er entstammt einer äußerst wohlhabenden Adelsfamilie, die Könige und Kaisern im Laufe der Geschichte zu dem Aufstieg und zum Fall verholfen hat. Er war Offizier der französischen Armee, machte sich in der Fremdenlegion einen Namen, hatte Oberbefehl über Atomwaffen, bis er dann ehrenhaft aus der Militär ausschied und nun sich um die geistlichen Belange im Geschäftsleben kümmert. Ich habe Vermutungen, dass er einen direkten Kontozugriff auf Vatikan-Bank hat. Seine Macht und sein Einfluss setzt er mit der Präzision eines Hirnchirurgen ein. Du solltest dich besser nicht mit ihm anlegen. Zumindest nicht direkt.“

Montfaucon bemerkt beide Frauen oben auf dem Balkon, wirft aber nur einen kurzen, nichtssagenden Blick zu ihnen und setzt dann seine Begutachtungen im Festsaal fort. Die Aufmerksamkeit von DeWynters und Lisa Lee wandern dann doch schnell zu den nächsten zwei Besuchern. Die Frauen sind plötzlich wie erstarrt, als sie erkennen, um wen es sich bei den Neuankömmlingen handelt…

Das scharfe Knallen der Lederabsätze seiner "Manhattan Richelieu" der Marke "Louis Vuitton" erzielt den gewünschten Effekt. Donald Armitage steht direkt wieder im Mittelpunkt des Geschehens, zwar verfallen die anderen Gäste nicht in Schockstarre, doch ist es offensichtlich, dass sie nicht erfreut sind diesen Mann hier zu sehen. Trotz seines subtilen Vorgehens, wurden die vor kurzem aufkommenden Gerüchte nun also bestätigt. Armitage, einer der reichsten Männer der Vereinigten Staaten, will sich Lafayettes Erbe sichern. 
Mit seinem besten "Silvio Berlusconi-Lächeln" blickt der Geschäftsmann aus Baltimore selbstbewusst in die Runde und schließlich bleibt sein Blick bei seinem Begleiter stehen. Wie üblich handelt es sich bei diesem um seinen Bodyguard und engsten Vertrauten Arthur. Im Gegensatz zu seinem Chef trägt Arthur den "Bill Belichik"-Gesichtsausdruck zur Schau. Nicht nur deswegen macht er damit seinem Spitznamen "Hippo" wieder alle Ehre. Denn obwohl Arthur's dunkler Anzug teuer aussieht, sitzt er nicht perfekt. Dies liegt allerdings weniger am Schneider, sondern an der Figur des Bodyguards. Diese ist einfach nicht für festliche Kleidung geeignet. Arthur ist eben durch und durch der Mann fürs Grobe und genau deshalb fühlt sich Donald von ihm perfekt gesichert. Der Don nickt Arthur zu, dann schaut er zu Miss DeWynters.

Donald Armitage: "Haben Sie etwa nur auf mich gewartet?"

Schließlich blickt DeWynters auf ihrer silbernen Armbanduhr hinab.

DeWynters: „Alle angemeldeten Personen sind anwesend. Es wird Zeit.“

Lisa nickt abermals seufzend.

 

Fortsetzung folgt in der nächste Vendetta…

 



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