Scene

Id
4535  
Name
...stirbt zuletzt  
Summary
 
Position
19  
Scenetype
Off Camera  
Created At
2020-04-26 16:49:06  
Edited At
2020-05-19 12:26:22  
Show
Vendetta 148  


-Flashback-

6 Wochen vor dem Brawlin' Rumble XIII

Seit einigen Monaten wird er verfolgt. Es ist keine böse Vorahnung. Es ist nicht so, dass er das Gefühl hätte, jemand würde ihn heimlich beobachten. Nein, sie machen es sehr direkt. Sehr offen. Sie sind ständig um ihn herum und filmen sein Training und alles, was damit zu tun hat. Seinen Weg zurück zur PCWA. Natürlich kein riesiges Team und nicht sonderlich professionell. Aber die beiden Filmstudenten hoffen etwas großes daraus machen zu können, sollte Díego tatsächlich den Rumble gewinnen können. Sollte er mal wieder wie der Phönix aus der Asche steigen und nach dem Erfolg greifen. Er würde sich wünschen, dass die beiden mit ihrem Werk Erfolg haben werden, denn das würde bedeuten, dass er selbst es tatsächlich geschafft hätte. Andere Kameras sind heute zum Glück nicht aktiv. So würde ein eventuelles Scheitern wenigstens nicht überall verbreitet werden.

Doch das ist Zukunftsmusik. Er ist im Hier und Jetzt und dort gilt es einen Haufen Konjunktive aus dem Weg zu räumen. Díego Alejandro Sanchéz steht im Vorzimmer zum Büro von Jona Vark und schaut sich um. Es ist eine gefühlte Ewigkeit her, dass er das letzte Mal hier war. Einiges hat sich geändert. Anderes fühlt sich so unheimlich vertraut an, als wäre er nie weg gewesen.

Er wandert durch das Vorzimmer. Hier wo zuletzt Gabriel Lucifer sein Lager aufgeschlagen hatte, um auf die passende Gelegenheit zu warten, wieder die Strippen zu ziehen. Er guckt sich ein Bild an der Wand an, das Mahmoud Omar Medouni zeigt. Den Geschäftsführer der PCWA zu der Zeit, als er selbst zum ersten Mal diesen heiligen Boden betreten hat. Unweigerlich muss er an seine Begegnungen mit der Corporate Identity um Keevan und Heritage denken. An Anathema mit Azrael Rage. An seine Jungs von Kerry&Gaelic - The New Era. Alte, längst vergangene Zeiten. Vieles hat sich verändert. Die jungen Wilden sind komplett anders als damals. Doch vielleicht ist das auch einfach nur der Blick des alten, erfahrenen Ring-Veterans auf die junge, neue Generation.

Díego nähert sich nun der Tür zu Jonas Reich und hält nochmals inne. Vor knappen 13 Jahren war er nicht annähernd so nervös gewesen, als er zum ersten Mal über diese Schwelle treten musste. Da lag seine Karriere aber auch noch vor ihm. Heute hofft er, dass seine Karriere noch mal neu aufleben kann. Er klopft an und wartet auf eine Antwort.

"Herein!"

Geschäftsmäßig und bestimmt. So wie er es erwartet hat. Der Deutschmexikaner atmet tief durch, zeigt Körperspannung und öffnet die Tür. Sofort fällt sein Blick auf Jona Vark, die hinter ihrem großen Schreibtisch über irgendwelche Papiere gebeugt ist und dann zu ihm aufschaut. Ein ernster Blick, der sich dann schnell aufhellt und durchaus als freundlich wohlwollend bezeichnet werden kann.

Jona Vark: "Díego, schön, dass Sie da sind. Nehmen Sie doch bitte Platz."

Der Angesprochene schaut sich kurz um, saugt die Atmosphäre auf wie ein Schwamm und setzt sich dann auf den ihm angebotenen Stuhl. Sein Lächeln ist verhalten, zu groß ist die Anspannung, die mit jeder Sekunde wächst. Jona Vark registriert sein Verhalten, lässt sich alledings nicht aus der Ruhe bringen. Sie blättert noch einmal durch die Zahlen, bevor sie die Papiere zur Seite legt und ihre ganze Aufmerksamkeit dem Deutschmexikaner widmet.

Jona Vark: "Wir wissen beide, warum wir uns hier heute treffen. Ich muss zugeben, dass ich ihren Aufruf an die Fans zunächst eher belustigt wahrgenommen habe. Doch mit den ersten Reaktionen wurde mir klar, dass das vielleicht doch etwas werden könnte."

Er nickt. Natürlich kann das was werden. Sonst würde er doch jetzt nicht hier sitzen.

Jona Vark: "Ich musste also die Zahlen prüfen. Ich musste prüfen, ab wann sich Ihr Engagement für die PCWA lohnt und wann Sie quasi einen Mehrwert für die PCWA darstellen. Finanziell, nicht menschlich. Menschlich würde ich Ihnen sofort einen Vertrag geben. Aber Sie wissen selbst, was die PCWA während ihrer Zeit für Krisenzeiten durchlebt hat und deswegen können bei solchen Entscheidungen auch nur die Zahlen bewertet werden."

Das hatte er erwartet. Die PCWA hat genug Goldjungen, die Quoten versprechen. Wollten ihn noch genügend Leute in der PCWA sehen? Oder wird seine Hoffnung in wenigen Augenblicken eines schnellen, natürlichen Todes sterben? Er wartet ab, was die Geschäftsführerin der PCWA noch sagen wird, doch seine Euphorie legt sich langsam. Ein ungutes Gefühl beginnt in ihm zu wachsen.

Jona Vark: "Natürlich habe ich auch den Bericht von Dr. Häuser bekommen, der Sie vor diesem Gespräch noch untersucht hat. Sie haben offensichtlich sehr hart und diszipliniert gearbeitet. Der Doc war begeistert von Ihrer körperlichen Verfassung."

Sanchéz: "Ich habe alles dafür getan, um in 6 Wochen im Dome antreten zu können, Miss Vark. Ich bin top fit und brenne darauf endlich wieder in den Ring steigen zu können."

Jona Vark: "Und genau darum geht es, Díego. Die Reaktionen auf Ihren Aufruf bzw. den Aufruf der FANatic hat uns zwar überrascht, aber es hat nicht gereicht. Ihr Vertrag wird nicht reaktiviert werden. Es tut mir leid."

Der Kopf sinkt auf die Brust, die Augen sind geschlossen. Eine ganze Lawine von Frust, Enttäuschung und Wut bricht über ihn herein.

Jona Vark: "Sie sind enttäuscht und das kann ich gut verstehen. Sie haben so viel für diesen Moment gearbeitet. Aber ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen."

Der Kopf ruckt wieder hoch, die Augen öffnen sich. Er ist in der Lage sich zu beherrschen, doch statt all der Emotionen ist in diesem Moment nur noch eines: vollkommene Leere. Er ist gescheitert. Mal wieder. Aber was das Schlimmste ist: Er ist gescheitert, bevor er überhaupt in den Ring gestiegen ist. Eine neue Erfahrung, die er erstmal verarbeiten muss.

Sanchéz: "Das ist nett, Miss Vark, aber ich weiß nicht, ob ich das wirklich hören will."

Jona Vark: "Hören Sie einfach zu. Sie müssen heute dazu auch gar nichts sagen. Lassen Sie es wirken und teilen Sie mir in einer Woche Ihre Entscheidung mit."

Díego nickt, weil er höflich sein will. Was könnte ihm Jona schon anbieten? Er will einfach nur wieder in den Ring!

Jona Vark: "Ich möchte, dass Sie unser Trainerteam verstärken. Sie leisten in Ihrer Wrestlingschule hervorragende Arbeit, wie mir mitgeteilt wurde. Sie haben viel Erfahrung und werden hinter den Kulissen sehr geschätzt. Ich möchte Sie wieder in den PCWA-Alltag eingliedern und denke, dass unser Nachwuchs von Ihnen sehr viel lernen kann. Sie können das zukünftige Gesicht der PCWA formen."

Sanchéz: "Mir wäre es ehrlich gesagt lieber, wenn ich aktuelle Gesichter der PCWA verformen könnte, Miss Vark. Ich weiß Ihr Angebot zu schätzen, aber ich weiß nicht, ob es das richtige für mich ist."

Nun ist es Jona die nickt. Sie hatte mit so einer Reaktion gerechnet.

Jona Vark: "Sehen Sie es so, Díego. Sie wären wieder ein Teil der PCWA. Ein wichtiger Teil. Zwar nicht im Rampenlicht, aber Sie wären wieder dabei. Außerdem verspreche ich Ihnen, dass wir ab und zu ausloten werden, ob für Sie nicht doch der ein oder andere Auftritt 'On Air' möglich wäre."

Sanchéz: "Ich werde es mir durch den Kopf gehen lassen. Und nun entschuldigen Sie mich bitte."

Díego erhebt sich und reicht ihr die Hand. So viel Etikette muss sein. Doch dann muss er erstmal raus. Raus aus diesem Büro und raus aus diesem Gebäude. Vielleicht würde ihm dieses Angebot doch noch einen Weg zurück zur PCWA ermöglichen. Oder vielleicht sollte er sich mal wieder bei Smash melden und ihm erzählen, dass er wieder fit und einsatzbereit ist... Wo bis vor kurzem vollkommende Leere herrschte, sprudeln plötzlich wieder Gedanken und Pläne. Seine Hoffnungen und Wünsche mögen vorerst gestorben sein. Aber in der PCWA gab es schon immer mehrere Wege, um zum Ziel zu kommen...



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