Scene

Id
4754  
Name
Hall of Fame Inductee #2  
Summary
 
Position
16  
Scenetype
Sonstiges  
Created At
2020-11-25 21:07:59  
Edited At
2021-01-03 00:21:12  
Show
PCWA 20th Anniversary Show  


Mike Garland: "Du liebe Güte, Season 8 hatte es aber in sich."

Vincent Craven: "Absolut. Man könnte die Jahre 2012 bis 2014 durchaus als eine der erfolgreichsten Zeitspannen der PCWA betrachten."

Mike Garland: "Könnte man. Aber weisst du was viel wichtiger ist?"

Vincent Craven: "Was denn?"

Mike Garland: "Ich werde nun gleich in die Hall of Fame aufgenommen."

Vincent Craven: "Wenn du meinst. Aber, liebe Fans, Mike hat Recht. Mitglied Nummer 2 steht bereit. Und wir geben ab zu unserer Chefin in den Ring."

Ganz Recht. Denn im Seilgeviert hat sich erneut Jona Vark postiert.

Jona Vark: "Was für eine Show bis jetzt, oder?"

Die Fans geben sofort Antwort.

 

THIS IS AWESOME!!!

 

THIS IS AWESOME!!!

 

THIS IS AWESOME!!!

 

Die CEO lächelt.

Jona Vark: "Und es wird nicht schlechter, sondern nur bessser werden. Wir kommen nun zum zweiten Mitglied der Klasse von 2020."

 

 

Bild
 
 

Jona Vark: "Sein Debüt feierte er im Ring... "

Bei Mike Garland gehen die Mundwinkel nach unten, während sein Kollege ihm aufmunternd auf die Schulter klopft.

Jona Vark: "... bei Dynamite 3, wo er auch sofort ein Triple Threat Match gegen TribalJoKer und Thor für sich entscheiden konnte. Seine GCWF Titelhistorie liest sich ebenso illuster wie seine ganze Karriere. Vom Gimmick Match Title über den European Title, die Tag Team Titel gemeinsam mit Dino als Oris Honorem, trug er auch das höchste Gold der GCWF, dem World Title! Und diesen sogar zweimal. Er war bekannt als Meister der Säulen, als Narbensammler, als Nachfahre eines uralten Geschlechts. Liebe Fans... das zweite Mitglied der diesjährigen Hall of Fame... BARQAS!!!"

 

Hall of Fame Class of 2020

Second Inductee

BARQAS

 

Jona Vark: "Wie alle wissen, ist Barqas leider nicht mehr am Leben. Dennoch haben wir einen Mann gefunden, der die Ehrung an seiner Statt entgegen nehmen wird. Aufgrund der aktuellen Pandemie-Situation ist dieser jedoch lediglich per Schalte anwesend. Was aber der Rede keinen Abbruch tun sollte. Liebe Fans, der Patenonkel von Barqas!"

Damit schwenkt die Kamera auf den AlieraTron.

Doch bevor sich Lisa Sanders, die das Interview mit dem Patenonkel des Barkiden führen wird, auf dem Tron zu Wort meldet, wird über letzteren eine Videosequenz eingespielt, in dezenter Lautstärke untermalt durch den Song „Providence“ von den Dreadful Shadows. Eine knapp 20 Jahre alte Szene macht den Anfang, visualisiert einen hellhäutigen, im Gesicht recht hageren, jungen Mann mit dreizöpfigem Kinnbart, mit hälftig kahl rasierter und tätowierter Schädeldecke und schwarzem schulterlangen Haupthaar auf der anderen Seite des Schädels, auf seinem Rücken einen Baseballschläger tragend, dessen kunstvoll veredelter Griff über die Schulter des Mannes hinausragt. Diese Szene blendet nun langsam über zu einem Ringeinzug jenen Mannes, nunmehr begleitet von einer Frau und umsäumt von gemischten Reaktionen der Zuschauer. Auch hier trägt der Mann jenen Schläger auf dem Rücken, ist nun jedoch ausschließlich in eine blaue Hose und blaue Ringerboots gekleidet. Auf beiden Oberschenkeln prangen seitlich die hellen Buchstaben „MoP“. Der entblößte Oberkörper präsentiert eine nicht zu muskulöse Körperstruktur. Die Frau, wesentlich kleiner und zierlicher geraten als der Mann, jedoch durchtrainiert und mit gebräunter Haut, fein gezeichneten Gesichtszügen, welche von einem kurzgeschorenen Iro überdacht werden, steckt in Bustier, Hot Pants, bis über die Ellbogen reichenden Handschuhen sowie Overknees, jeweils nahezu komplett gefertigt aus silbern gehaltenen Kettengliedern. Wieder erfolgt ein Szenenwechsel, der Tron zeigt nun jenen Mann, in der Ringecke auf dem zweiten Seil stehend, den Zuschauern zugewandt. Die erhobenen Arme präsentieren den auf den Innenseiten beider Unterarme gespiegelten Tattoo-Schriftzug „Barca“. Dann geht es schnell, Szenen aus diversen Ringkämpfen des Protagonisten reihen sich in hoher Frequenz aneinander und enden in einer Nahaufnahme des Mannes, auf einem riesigen, mehrstufigen Käfig hoch über dem Ring und unter dem angehängten GCWF World Title stehend, das Gesicht blutverschmiert, und emotionslos nach unten schauend. Nacheinander wird der Kämpfer nun in kurzen und schnell wechselnden Szenen gezeigt, jedes Mal einen Titelgürtel der GCWF oder der PCWA bei sich tragend, mal mit einem männlichen Partner, mal alleine. Schließlich endet die Sequenz als Standbild in der Mitte des Rings: der Kämpfer, verharrend in der Hocke und sich mit einem Knie auf den Ringbrettern abstützend, seinen Baseballschläger vor sich auf den Boden gestellt, diesen mit der Linken am Griffstück festhaltend, während die rechte Hand auf dem Oberschenkel ruht. Leicht seitlich zur Linken hinter ihm stehend, jene Frau in ihrer Kettenkleidung, die rechte Hand auf seine Schulter gelegt. Beide Köpfe hoch erhoben, der Blick eines Raubtieres, der Blick seiner Königin.

Langsam entfärbt sich das Standbild hin zu ausschließlichen Grautönen. Die Musik endet, das Bild bleibt noch Sekunden bestehen. Dann erstirbt der Tron für wenige Augenblicke, bevor sich in Weiß gehaltene Schrift aus dem Dunkel schält:

 

Und ich hole mir jetzt, was mir zusteht: Deine Niederlage.

Denn ICH bin ein BARCA!

 

(Barqas, Frühjahr 2003)

 

Die Videosequenz finalisiert nun und Lisa Sanders wird eingeblendet, in einem Büro sitzend, den Zuschauern via Tron zugewandt.

LS: „Hallo liebe Zuschauer, liebe Fans der alten und neuen Tage dieser großartigen Promotion. Wie angesprochen, haben wir uns überlegt, aus dem aktuellen Anlass – der Aufnahme von Barqas in unsere Hall of Fame – ein Interview mit Carlos Luengo, seinem Patenonkel zu führen. Sehr gerne hätte ich dieser Tage mit Barqas selbst oder seiner Partnerin Pearl gesprochen, auch wenn die Interviews mit den beiden nicht immer einfach waren. Aber wie wir alle wissen, ist das in beiden Fällen traurigerweise nicht mehr möglich. Und so freue ich mich nun, Herrn Luengo, wenn auch nur per Skype-Schalte, bei uns begrüßen zu dürfen.“

Sich zu dem hinter Ihr positionierten Tisch und dem darauf stehenden All-in-One-Computer umdrehend, begrüßt sie den dort bereits auf dem Bildschirm ausharrenden Mann.

LS: „Guten Abend Herr Luengo!“

Lisas Gegenüber nickt kurz, erwidert den Gruß mit einem Lächeln.

CL: „Guten Abend Frau Sanders.“

LS: „Vielen Dank, dass Sie sich für uns etwas Zeit nehmen. Ich hoffe, Ihnen geht es gut?“

Luengo lächelt kurz, lehnt sich nun in einen kastanienbraunen, schweren Bürosessel zurück und gibt damit den Blick frei auf eine wahre Bücherfront, die die hinter ihm liegende Zimmerwand versteckt.

CL: „Danke, Frau Sanders. Ja, mir geht es gut. Ich gehe dieser Tage in meiner Freizeit nicht viel nach draußen, zumindest tagsüber. Und wie sie hinter mir sehen können, habe ich genügend Möglichkeiten für Kurzweil. Also alles gut.“

Sagts und streckt zur Verdeutlichung des Gesagten kurz beide Arme seitlich aus, verschränkt anschließend die Hände vor dem Bauch, dabei vor sich hinschmunzelnd.

LS: „Ziemlich viele Bücher. Da fällt mir auf, dass ich bei unserem Barqas nie ein Buch gesehen habe.“

Ein etwas plumper Übergang, den unsere Lisa nach all den Jahren besser hätte hinbekommen können, wie sie sich in diesem Moment wohl selbst schon eingestehen dürfte. Der Mann, geschätzte Mitte 60, mit weißem und schütteren Haar und Brille, stört sich daran aber nicht.

CL: „Nun, ich bin Arzt, das Studium liegt mir nahe.“

LS: „Herr Luengo, wir hatten uns erhofft, dass wir gemeinsam mit Ihnen, unseren Fans, ob jung oder alt, einen Einblick in das Leben und auch in die näheren Todesumstände eines Mannes geben könnten, der die GCWF und auch die PCWA in deren frühen Jahren doch recht stark mitgeprägt hatte und der heute in die Ruhmeshalle der PCWA aufgenommen wird. Denn anders als bei so manchem seiner Kollegen hielt Barqas, mit bürgerlichem Namen Mazrim Barca, sein Privatleben stark unter Verschluss. Im Grunde war über ihn nicht wirklich viel darüber bekannt, wie er abseits des Ringes war, in seinem Privatleben. Was er gern aß, ob er gerne Filme schaute, was er gerne in seiner Freizeit machte. Was er mochte, was ihn bewegte, zum Beispiel. Kurzum, es wäre toll, einen Blick hinter die Fassade zu bekommen, damit Barqas uns allen nicht, wie bis bisher, nur als Wrestler, als unbeugsamer Fighter und als unüberwindbare Hürde für so manchen seiner Kollegen in Erinnerung bleibt.“

Carlos Luengo setzt das zwischenzeitlich an die Lippen gehobene Glas heißen Tees ab und stellt dieses vor sich auf den Tisch. Dampf steigt über dem Glas auf.

CL: „Gerne, Frau Sanders, bin ich behilflich, so es in meiner Macht steht. Grundsätzlich muss ich Sie, was den Wunsch nach neuen Erkenntnissen über sein Privatleben betrifft, aber enttäuschen, denn dazu gibt es meines Erachtens nicht viel zu sagen. Bei Barqas gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen seinem Wrestling-Engagement und seinem Privatleben. Beides war eins. Es gab da keine Fassade, und da war nichts, was es unter Verschluss zu halten gab. Ja, bestimmt hat er auch mal den ein oder anderen Film geschaut, hatte mit Sicherheit auch eine Lieblingsspeise, und er mochte die Natur, das nächtliche Campieren am Lagerfeuer, war sehr gerne unter freiem Himmel, abseits der eigenen Spezies, der er im Übrigen nicht sehr zugetan war. Aber seine gesamte Identität war auf den Konflikt mit seiner Umwelt ausgerichtet, um zu obsiegen, um seinen Vorfahren nachzueifern und ihnen beziehungsweise seiner Abstammung gerecht zu werden. Wie er sich im Ring und um den Ring herum gab, so war er 24 Stunden am Tag. Er lebte für den Ring, eigentlich – im übertragenen Sinne – sogar im Ring. Leider. Die PCWA-Leitung kannte das ja dem Vernehmen nach selbst auch zur Genüge.“

LS: „Ja, Barqas war in der Tat im Umgang kein einfacher Mensch, egal ob für seine Kollegen oder die PCWA als Organisation. Ihre Ausführungen lassen sodann auch erahnen, weshalb ihm so manches Mal, und zum Leidwesen anderer, vor Langeweile förmlich die Sicherungen durchgebrannt waren, wenn er mal nicht in in den Ring steigen konnte.“

CL: „Mag sein, ja. Wobei ich eigentlich froh bin, dass er das Wrestling für sich entdeckt hatte. So konnte er diesen Drang tatsächlich auch fokussiert ausleben, ohne – ich nenne es mal so – in juristische Schwierigkeit geraten zu müssen.“

LS: „Und dennoch saß der Barkide nicht nur einmal im Gefängnis, wie jeder Interessierte weiß.“

CL: „Na ja, Barqas war halt.. Barqas. Ganz ohne ging´s dann ja leider auch nicht.“

LS: „War er denn schon immer so? Ich meine, auch als Kind?“

Luengo seufzt vernehmlich. Irgendwie musste diese Frage ja kommen.

CL: „Wie sagt man so schön: man wird nicht als Dieb geboren. Barqas war dafür ein klassisches Beispiel.“

LS: „Inwiefern?“

CL: „Naja, wie alle Kinder, unterlag auch er dem gewollten und ungewollten Einfluss seiner Eltern, in seinem Fall halt auch einem Vater, einem zynischen und negativ denkenden Menschen, der zudem selbst davon beseelt war, ein Nachfahre des karthagischen Generals und Heerführers Hannibal Barca zu sein. Und dies eben auch zu jeder Gelegenheit kund tat.“

LS: „..War denn etwas dran an dieser Behauptung? Also der um Hannibal?“

CL: „Dies entzieht sich meiner Kenntnis. Den Zeitraum von über 2000 Jahren genealogisch abzudecken, ist schon ein recht optimistisches Unterfangen, denke ich. Aber wer weiß, von Alexander dem Großen kann man wohl auch, auf Basis genetischer Untersuchungen, Nachfahren bestimmen lassen. Warum dann nicht auch bei dem Geschlecht der Barkiden?“

LS: „Und Barqas verinnerlichte die Lehren von seiner Abstammung?“

CL: „Naja... Ja. Sein Vater indoktrinierte weder ihn noch seinen Bruder. Dieses Thema war.. einfach.. es wurde einfach alltäglich ins Familienleben transportiert, manchmal leichtfertig, manchmal zielgerichtet. Es war Abstammungsstolz seitens des Vaters, wissen Sie. Und natürlich nimmt man dies als Kind dann irgendwann auch auf. Im Grunde hätte es genügt, den Namen Barca einfach nur mit Stolz zu tragen und ein der Zeit angepasstes Leben zu führen. Aber Mazrim.. umso älter er wurde, umso mehr nabelte er sich ab und fand seinen eigenen Weg, mit dieser Sache umzugehen. Anfänglich nur die Sprüche seines Vaters klopfend, entwickelte er sich zunehmend zu einem richtigen Rabauken, einem Raufbold. Was ihn auch von seinem sich permanent über die Ungerechtigkeit und den Undank der Welt beschwerenden Vater unterschied. Ich denke, Mazrim entschied damals einfach, stark sein zu wollen, das Gegenteil von seinem Vater - und genauso wie sein berühmter Vorfahre. Er brachte sich selbst Latein bei, begann sich für Kampfsport zu interessieren und diesen zu erlernen – worin er offensichtlich leider auch Talent hatte -, verschlang alles mögliche an Literatur über die Geschichte des Mittelmeerraums und wurde zunehmend schwierig im Umgang. Er suchte permanent den Konflikt, egal ob in der eigenen Familie oder unter seinen Mitschülern, manchmal nur um des Trainings Willen oder um zu sehen, wie weit er gehen konnte... Und wenn er in diesem Konflikt unterlag, war das für ihn nur noch umso mehr ein Ansporn, seinen Weg noch konsequenter zu beschreiten. Er nannte diesen Weg immer den Weg des Barqas. Wobei der Name Barqas quasi eine Abwandlung von Barca oder Barcas darstellte. Wie eine Marke, noch recht leer, aber bereit gefüllt zu werden, wissen Sie.“

Kurzes, resignierendes Schulterzucken.

CL: „Das war eine wirklich anstrengende Zeit. Er wurde das schwarze Schaf der Familie und überspannte eines Tages den Bogen derart, dass man entschied, dass es besser wäre, wenn er nicht mehr dazugehören würde.“

LS: „Oha. Er wurde aus seiner Familie geworfen? Wie schrecklich. Wie alt war er da?“

CL: „Er war.. Moment, da muss ich überlegen.. 18 oder 19 Jahre jung. Ich weiß das nicht mehr so genau.“

..und deutet, wohl auf sein Alter anspielend, mit dem Zeigefinger auf sein weißhaariges Haupt.

LS: „Was hatte er denn getan?“

CL: „Nun.. sagen wir mal so, der Ausschluss aus der Familie – sein Vater nannte es Verbannung – war vielleicht nicht die richtige Lösung, aber man sah damals einfach keine andere. Mehr möchte ich zu dem Vorfall aber auch nicht sagen. Es war einfach eine Sache der Familie.“

LS: „Entschuldigen Sie bitte.. Und was dann?

CL: „Naja, der junge Mann, trotzig und voll von Zorn, nahm das Trike seines Bruders mit, fuhr in die weite Welt hinaus – und landete irgendwann bei Ihnen in der GCWF.“

LS: „Aha... Aber wieso das Trike seines Bruders? War es das bordeauxrote, mit welchem er in der GCWF aufschlug?“

CL: „Noch so eine Familiensache, Frau Sanders. “

LS: „Ok. Tjaaa.. das klingt dann doch nicht wirklich erbaulich, viele der Barqas- und Wrestling-Fans, und auch ich, hätten sich da wohl gerne ein anderes Bild gewünscht, denke ich.“

CL: „Warum? Wer den Mann mochte, mochte ihn gerade deshalb, weil er war wie er war: 100% Barqas. Wobei ich zugeben muss, dass, als ich ihn Jahre später - wenn auch nur per TV - das erste Mal wiedersah, damals bei einem seiner Kämpfe in der GCWF, er sich sichtlich verändert hatte. Er war wesentlich reifer geworden, sowohl im Charakter als auch in seiner Kampftechnik. Er sprach nicht nur vom Ruhm und der Ehre seiner Vorfahren, sondern verhielt sich weitestgehend auch dementsprechend. Aber 5 Jahre waren auch eine lange Zeit.“

LS: „Und sie? Mochten Sie ihn so, wie er war?“

CL: „Wie er war? Nein, ich verabscheue Gewalt, egal ob diese aus Gründen der Ehre, des Ruhms oder aus welchen Gründen auch immer angewendet wird. Konflikte kann man sicherlich suchen, auch um zum Beispiel eigene Anschauungen zu reflektieren. Aber man sollte sie anders lösen, nicht über Gewaltanwendung. Und ich hatte immer die Hoffnung, dass er sich besinnen würde, denn er war mein Patenkind und er lag mir trotz allem ja am Herzen. Aber dem war leider nicht so.“

LS: „Das tut mir leid.“

Luengo nickt kurz. Lisa nimmt nun Ihrerseits einen Schluck aus einem Wasserglas, schaut dann auf einen auf dem Tisch platzierten Notizblock, kritzelt darauf noch etwas hinzu, während sie das Glas wieder abstellt. Carlos seinerseits nutzt die Gunst der Stunde und kratzt sich hinterm Ohr, nur um danach das dort nun wirre Haar wieder hinter selbiges zu streichen.

LS: „Herr Luengo, eine Frage, die uns auch nach all den Jahren von unseren Fans noch immer angetragen wird und die hier ganz gut in den Aspekt um Barqas´ Vergangenheit passt, ist die nach der wahren Beziehung zwischen ihm und seiner später zur GCWF hinzugestoßenen Begleiterin Pearl. Die beiden bezeichneten sich ja als Zweitschwester und Zweitbruder, galten aber als Paar, was teilweise recht gemischte Reaktionen bis hin zum Vorwurf des Inzest hervorrief und noch immer hervorruft. Waren die Beiden tatsächlich ein Paar und waren sie denn nun verwandt oder nicht?

CL: „Nein, verwandt waren die Beiden nicht. Pearl war die Frau seines älteren Bruders. Und ja, die beiden waren einander Liebende.“

LS: „Also dann tatsächlich seine Schwägerin? Die beiden hatten das ja einst behauptet, so richtig angekommen in der Öffentlichkeit war das aber irgendwie nie.“

CL: „Naja, das Problem ist ja auch leider, dass Menschen auch dann reden, wenn sie nichts zu sagen haben. So entstehen dann Gerüchte. Zugegeben, wo die irritierenden Begriffe Zweitschwester und Zweitbruder herkommen, das weiß ich nicht. Wahrscheinlich hatte Mazrim Die aus irgendeiner literarischen und/oder historischen Quelle ausgegraben und die beiden hatten das dann für sich übernommen und verinnerlicht. Aber sie waren tatsächlich Schwager und Schwägerin. Im übrigen war Pearl auch der einzige Mensch, den Barqas - der ja nicht wirklich zu normaler zwischenmenschlicher Interaktion fähig war - tatsächlich näher an sich heran ließ als es ihm eigentlich zu eigen war – ein begünstigender Faktor für unser heutiges Interview.“

LS: „Weshalb?“

CL: „Nun, Barqas brach zum Zeitpunkt seines erzwungenen Fortgehens mit seiner Familie, so wie sie mit ihm brach. Also auch mit mir. Stolz und Zorn verhinderten Selbstreflektion und Einsicht, wissen Sie. Die einzige Ausnahme macht er bei Pearl. Die Beiden beendeten ihr Verhältnis, sie blieb, er ging, jedoch im Guten.“

LS: „Das klingt hart, ja traurig.“

CL: „Ja, das war es in der Tat. Jahre später, als Barqas´ Vater starb.. na Sie wissen ja, der Tod eines Menschen bringt manchmal Dinge in Bewegung.. entschied man sich, diese.. Verbannung.. rückgängig zu machen. Und Pearl auszusenden, um ihm diese freudige Nachricht mitzuteilen. Naja, wir wissen ja alle, dass sie ihn in der GCWF fand, und auch wie dieses Vorhaben schließlich endete... Nun jedenfalls.. als klar wurde, dass er stur bleiben und sie, noch immer oder wieder - wie mans nimmt - über beide Ohren verliebt, bei ihm bleiben würde.. nun, ich bat sie darum, dass sie mich hin und wieder am Leben meines Patenkindes teilhaben lassen möge, um dies dann auch weiterreichen zu können. Was sie dann auch tat, über heimliche Telefonate und Briefwechsel. Und so sitzen wir beide dann heute hier und plaudern.“

LS: „Hmm, wenn man so will, also Pearls Vermächtnis...“

CL: „Ja, wenn man so will. Ein schöner Gedanke, den Sie da anregen...“.

LS: „Sie mochten Pearl sehr?“

Carlos zuckt mit den Schultern und schürzt dabei die Lippen.

CL: „Na, wer mochte sie nicht? Diese Frau war ein tolles Wesen, offen und freundlich, lebensbejahend, intelligent und bildschön. Ihren Spitznamen Pearl hatten sie ja nicht von ungefähr. Bis zu Ihrem abrupten Lebensende standen wir in regem Kontakt, auch weil Barqas damals ohne ein Wort auf und davon war und Pearl, quasi als sein Überbleibsel, sich aufgrund vertraglicher Verpflichtungen nicht von der PCWA befreien konnte. Eine Situation, die sie völlig überforderte. Ich dachte immer, sie würde der Situation Herr werden.. sie suchte stattdessen den Ausweg im Alkohol, der sich bekanntlich nicht mit dem Führen eines Kraftfahrzeugs verträgt und in ihrem Fall auch nicht vertragen hat. Am Ende hatte ich in ihr so etwas wie eine Tochter verloren.“

Lisa schaut auf ihren Notizblock, lässt sich dabei etwas mehr Zeit und betätigt dabei unentwegt mit dem Daumen ihren Kugelschreiber, offensichtlich zögernd ob der Auswahl einer weiteren Frage.

CL: „Frau Sanders, meine.. Pearl und.. Barqas sind vor vielen Jahren gegangen. Ich hätte Ihrem Interviewgesuch nicht entsprochen, wenn ich mit all dem nicht längst meinen Frieden gemacht hätte. Ja, es tut manchmal noch weh, aber ich finde die Intention ihres Interviews toll. Also keine Angst, fragen Sie!“

Ein herzerwärmendes, wohlwollendes Lächeln des alten Mannes untermalt das Gesagte, mit dem Zeigefinger der linken Hand wird die Brille am Nasenbügel wieder in Position geschoben.

Die Angestellte der PCWA schaut zu Ihrem Interviewpartner.

LS: „Vielen Dank! Wie sich später herausstellte, hatte Barqas seine Lebensgefährtin nicht sitzengelassen, sondern er saß im Gefängnis...“

CL: „Ja, das ist korrekt. Und es ist auch mit einer gewissen Ironie behaftet. Barqas war damals tatsächlich doch noch nach Hause zurückgekehrt, warum weiß ich nicht. Schließlich war dort ja niemand mehr, seine Familie gab es nicht mehr. Vielleicht ein Anfall von Heimweh, wissen Sie. Und naja, Barqas war halt Barqas. Irgendjemandem wird er dort wohl auf die Füße getreten sein. So saß er für längere Zeit ein, ohne sich zu melden. Pearl fand das aber dennoch heraus, zumindest vermute ich das. Denn ihr tödlicher Unfall ereignete sich unweit des Gefängnisses. Offensichtlich hatte.. oder wollte sie ihn dort besuchen.“

Lisa schaut erneut auf die Notizen und scheint sich dann doch für einen Richtungswechsel zu entscheiden.

LS: „Wenn Barqas heute hier wäre, was denken Sie, würde er wohl dazu sagen, in die Hall of Fame der PCWA aufgenommen zu werden?“

Luengo rutscht kurz auf seinem Bürosessel hin und her, schaut versonnen über den oberen Monitorrand hinweg, richtet dann seinen Blick wieder auf Lisa und schmunzelt.

CL: „Nichts. Nichts würde er sagen, denke ich. Warum auch. Für Barqas wäre die Aufnahme in die Ruhmeshalle der PCWA wohl nichts weiter gewesen als eine Bestätigung, als eine logische Konsequenz seines Seins. Anders hätte es sich wohl verhalten, wenn er dabei keine Berücksichtigung gefunden hätte...“

LS: „Ach ja?“

CL: „Ja, ich denke schon. Einen Barqas nicht in die PCWA-Ruhmeshalle aufzunehmen, dies hätte er ebenso gut auch als eine Beleidigung, gar ein Verrat an seinen Genen, seinem Blut wahrnehmen können. Ja, er hätte sich übergangen gefühlt, denke ich. Und darin eine Wiederholung der Geschichte seiner Ahnen gesehen. Wir alle, die den Mann noch erlebt haben, können uns sicher ausmalen, wie er dann hätte reagieren können. Für die Verantwortlichen der PCWA wäre das nicht..problemlos ausgegangen, denke ich. Und selbst wenn dies nicht der Fall gewesen wäre, so hätte dieser Umstand Barqas nur noch weiter angespornt zu tun was er tat, bis er es geschafft hätte, in der Ruhmeshalle zu landen. Was für seine Gegner noch weniger ein Zuckerschlecken gewesen wäre als es dem Vernehmen nach so schon war.“

LS: „Den Konflikt suchen und der Welt zeigen, dass da noch immer ein Barkide auf der Erde wandelt...“

CL: „Genau.“

LS: „Herr Luengo, Barqas hatte im Laufe seiner Zeit in der GCWF und PCWA teils große Momente erschaffen, die sowohl für unsere Promotion als auch unsere Fans von hoher Bedeutung waren. Die teilweise auch prägend waren. Ich denke da nicht nur an seine Titelgewinne, sondern auch an solche Aspekte wie die in der Fachpresse hoch anerkannte Crossover-Fehde gegen Geri Palienko aus der bXq, den heute noch legendären Kampf gegen Gabriel Lucifer im Dreifachkäfig, den gemeinsam mit Diego Desperado Ortega durchgeführten Screwjob gegen Valkos Heritage, der sich damals noch VD4 nannte, und mit der Gründung der Better Gods einherging. Und nicht zu vergessen der Verlust seines World Titles gegen das Fight Club-Mitglied Keevan am, wenn man so will, Vorabend des Übergangs von der GCWF zur PCWA.

Gibt.. Gab es denn für Barqas einen oder mehrere Momente in seiner GCWF/PCWA-Karrriere, die ihm besonders in Erinnerung geblieben waren? Die er mal erwähnt hatte? Momente, die ihn mit Stolz erfüllten? Seine lange Cryption-Regentschaft beispielsweise?“

Der Patenonkel des Barkiden scheint in sich zu gehen, wiegt den Kopf abschätzend leicht hin und her.

CL: „Puh, diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten, denke ich. Zum einen muss ich mich diesbezüglich, wie bereits erwähnt, auf Aussagen Pearls stützen, und sicher auch das ein oder andere Videomaterial, zum anderen war Barqas ja auch eher still, ein wortkarger und introvertierter Mensch, selbst seiner Liebe Pearl gegenüber... Aber sie sprach mal von einem Freund, der Barqas in der Zeit vor ihrem Eintreffen in der GCWF begleitete, der sich aber gegen ihn wandte. Es ging da wohl um einen Titel, den Barqas dato hielt...“

LS: „Damit müsste der King of Madness Mad Dog gemeint gewesen sein.“

CL: „Ja.. ja das stimmt, jetzt fällt es mir auch wieder ein. Vielen Dank für diese Gedankenstütze. Ich weiß noch, dass ich mich damals fragte, wieso nur man sich einen solchen Beinamen zulegen sollte... Na, jedenfalls hatte ihn der Verlust dieser Freundschaft wohl doch arg geschmerzt. Ansonsten.. also da gab es sicher bedeutende Beziehungen, zum Beispiel war er wohl mit Stolz ein Teil der Better Gods. Zu nennen wäre dann da noch dieser Mann, der nach Barqas´ Tod Teil der Better Gods wurde.. wie hieß er noch gleich.. Den hatte ich doch anno 2012 besucht..."

LS: „Valkos Heritage?“

CL: „Ja, ebendieser. Bitte entschuldigen Sie, manches ist mir mit den Jahren dann nicht mehr so geläufig, erst recht wenn es um Personennamen geht. Diesem Valkos sollte ich ja nach Barqas´.. Fortgehen dessen Weste der Better Gods bringen, was in seinem Fall nichts Geringeres war als eine Ehrerbietung eines Kämpfers gegenüber einem würdigen Gegner. Ähm, naja und Gabriel Lucifer wäre da sicher noch zu nennen, auch wenn mir dies zuwider ist. Pearl bezeichnete ihn mal als andere Seite der Medaille, als complementum zu Barqas. Ein offensichtlich böser Mensch, vor dem Sie Angst hatte, der aber irgendwie zu Barqas zu gehören schien.“

LS: „Aber einen, ich nenne es mal, goldenen Moment.. den gab es nicht?“

CL: „Hmm, Pearl erwähnte nichts dergleichen.“

LS: „Ok. Kommen w..“

CL: „Obwohl..ich komme allerdings nicht umhin anzumerken, dass es, von außen, also objektiv betrachtet, da schon zwei.. ja eigentlich sogar drei Momente gegeben haben muss, die für ihn von immenser Bedeutung gewesen sein dürften, auch wenn er darüber nicht oder nicht sonderlich gesprochen haben mag. Zum einen der Zeitpunkt, als er Hilfe von einem Todfeind seiner Ahnen bekam, einem Römer..“

LS: „Dino, mit ihm bildete Barqas später das Tag Team namens Oris Honorem, welches auch die Tag Team-Gürtel erringen konnte!“

CL: „Ja. Im Kampf Hilfe von einem Römer zu bekommen, dies muss für jemanden, der so extrem Karthager war wie Barqas, sicher ein einschneidendes Erlebnis gewesen sein.“

LS: „Ja, nachvollziehbar. Ich erinnere mich daran, dass er sich mit diesem Umstand tatsächlich schwer tat.“

CL: „Und Pearl selbst war auch überaus glücklich über die Beziehung der beiden. Sie hegte große Hoffnungen darin, dass Barqas so von dem in sich festgefahrenen Weg ablassen und mit ihr nach Hause gehen würde, sie ihren Mazrim wiederbekommen würde. Naja, ein Trugschluss, wie sie später mir gegenüber zugab.“

LS: „Und der zweite Moment?“

CL: „Seine schlimme Verletzung, die ihm sein damaliger Widersacher beibrachte.. der dem ich die Weste brachte.. Valkos Heritage! Jetzt hab ich´s, sehen Sie?"

Augenzwinkern auf der einen Seite der Internetleitung, Lächeln auf der anderen.

CL: „Exakt. Barqas bekam damals, ich glaube das war 2001, durch eine Attacke des Herrn Heritage Probleme mit dem Augenlicht. Das wurde zwar durch ärztlichen Eingriff behoben, aber für Barqas, der gewohnt war, sich durch physische und psychische Stärke auszuzeichnen, muss diese, mit dem wenn auch nur temporären Verlust des Sehvermögen verbundene, Hilflosigkeit definitiv ein traumatischer Erfahrung gewesen sein. Pearl meldete sich in der damaligen Phase nicht nur einmal voller Verzweiflung und ratsuchend bei mir, klagte darüber, dass Barqas ihr mehr und mehr entgleiten würde, wieder zu dem werden würde, der er früher war, in der Zeit vor seiner Verbannung. Ja, dies muss ihn damals wirklich mitgenommen haben.“

LS: „Barqas fiel damals aus mehreren Metern Höhe auf eine Leiter, wenn ich mich recht erinnere.. ein Unfall, von Valkos nicht beabsichtigt. Aber ja, Barqas war nach dessen anschließendem Comeback, das damals eigentlich auch niemand mehr erwartet hatte, deutlich brutaler und skrupelloser geworden... Und der dritte Moment, von dem sie sprachen?“

CL: „Der Tod Pearls.“

Betretenes Schweigen auf der einen Seite, nüchterne Sachlichkeit des Akademikers auf der anderen, wenn auch mit belegter Stimme.

CL: „Naja, schauen sie sich einfach seine Zeit danach an. Dafür muss man keine große Menschenkenntnis haben. Barqas war nicht mehr der, der er vor ihrem Tod war."

Ein kurzer Schluck aus dem Teeglas.

CL: „Er hatte zwar noch die ein oder andere Phase, in der man den alten Barqas aufblitzen sehen konnte.. aber ja, im Grunde genommen war er orientierungslos und leer, ließ sich einfach nur treiben.“

Lisa nickt, vermeidet dabei den Blick in die Kamera, blickt stattdessen erneut etwas länger auf ihren Notizblock. Dann...

LS: „Mitte des Jahres 2012 ereilte uns eine Nachricht, die für viele Anhänger und Beschäftigte im Wrestling- und Sportsentertainmentbereich schockierend war: nämlich, dass Barqas gestorben sei. Außer über den Grund seines Todes, einer Blutvergiftung, ist da eigentlich nichts Näheres final bekannt...“

CL: „Darüber möchte ich eigentlich nichts sagen. Nur soviel: Barqas war tatsächlich nicht 2012 gegangen, sondern bereits kurz nach dem Brawlin´ Rumble des Jahres 2011...“

LS: „..Also fast exakt 10 Jahre nach seinem Debüt in der GCWF..“

CL: „..Und ja, es war die Folge einer schweren Sepsis.“

LS: „In jener Show hatte er tatsächlich auch seinen letzten Auftritt, von dem, das tut mir leid sagen zu müssen, auch niemand so richtig wusste, was man davon halten sollte. Ich meine, der Mann tauchte urplötzlich aus einer seiner langen Abstinenzen wieder auf – ich glaube er war davor mal wieder über ein Jahr lang einfach verschwunden..“

CL: „Wie gesagt, Frau Sanders, darüber gibt es nicht viel zu erwähnen. Damals haben alle Beteiligten meiner Meinung nach Fehler gemacht. Ob er hätte antreten dürfen oder nicht, spielt jetzt keine Rolle mehr. Der Auslöser für das spätere Krankheitsbild lag meiner Meinung nach sowieso nicht in seiner Teilnahme an dieser Battle Royal begründet.“

Ein Anflug von Verärgerung spiegelt sich im Gesicht des Mannes wider. Kurz der Blick zu seiner linken Seite, zum Fenster. Ein Moment der Stille, auf beiden Seiten. Der des Abwägens und des mit-sich-ringens, und der des Wartens. Dann...

CL: „Barqas... ich denke, niemand hätte etwas tun können. Er kontaktierte mich damals vor seinem Antritt in dieser Battle Royal, verlangte medizinische Hilfe, um sich für den Kampf zu wappnen. Warum nach all den kontaktlosen Jahren ausgerechnet ich? Ich vermute, weil er sonst niemanden mehr hatte, ihm andere Mediziner auch nicht so helfen wollten, wie er das gerne gehabt hätte. Gesprochen hatte er ja nicht viel.. und wenn er den Mund aufmachte, kamen Forderungen raus. Sie selbst kannten das ja sicher auch von ihm, oder?"

Mehr oder minder bestätigende Gestik von der Interviewerin.

CL: "Ich riet ihm dazu, sich lieber sofort in ärztliche Betreuung zu geben, denn er war physisch wie psychisch in einer wirklich üblen Verfassung. Er jedoch lehnte ab. Wir alle kannten ihn. Wenn er sich entschieden hatte, gab es absolut nichts, wirklich nichts, was ihn hätte umstimmen können. Dies war eine wirkliche Konstante in seinem Leben. Ich entscheide, ich tue, ihr könnt folgen oder abhauen... Und er wollte diese eine Karte spielen, vielleicht weil es der Rumble war, ich weiß es nicht. Wir gerieten in Streit, ich ging solange ich noch konnte. Er trat an, mit dem Ende, das alle gesehen haben, die es interessiert hat. Naja, ich war dann für die letzte Zeit, als letzter amtlich dokumentierter.. Verwandter.., auch auf seinen Wunsch hin, sowas wie sein Vormund & Nachlassverwalter. Er wollte nicht im Krankenhaus bleiben, also brachte ich ihn zurück nach Hause, nach Nordafrika, und ausser der Jeansweste für Herrn Heritage, einem Brief von Pearl an Barqas und dem verbeulten Tank als kläglichen Rest vom Trike seines Bruders gabs da aber nichts zu verwalten. Glücklicherweise hatte Pearl bis zum ihrem Tod ein ordentliches Sümmchen gespart, dass sie tatsächlich mir überließ, mit der Bedingung, dass ich es für Barqas einsetzen solle, wenn er es am dringendsten bräuchte - weil dem nämlich der schnöde Mammon völlig egal war und er deshalb auch nie wirklich welchen besaß. Nun, Pearls Wunsch bin ich nachgekommen, indem ich ihr Geld für seinen letzten Weg nutzte. Barqas ging wie er gelebt hat: blind und stur wie ein Felsen. Mehr, Frau Sanders, gibt es dazu NICHT zu sagen.“

LS: „Ok, vielen lieben Dank. Ich.. ich möchte dies aber trotzdem gerne noch fragen, auch weil wir immer wieder diesbezügliche Anfragen unserer Zuschauer bekommen: wo befindet sich der Barkide jetzt?“

Große Augen als Reaktion.

LS: „Bitte entschuldigen Sie. Ich meinte die letzte Ruhestätte des Barkiden und auch die von Pearl. Es gibt sicher viele Fans, die die beiden gerne besuchen und von ihnen Abschied nehmen würden.“

Offensichtlich nun doch wirklich verärgert, zieht der Alte die Luft zwischen den Zähnen hörbar ein.

LC: „Wissen Sie, Frau Sanders.. Barqas gibt es nicht mehr! Er ist fort, schon seit vielen Jahren! Ich denke, es ist auch für die allertreuesten Anhänger an der Zeit, sich neue Lieblinge, neue Idole zu suchen. Barqas war trotz oder vielleicht gerade wegen seiner.. merkwürdigen Einstellung zum Leben ein Mensch, dem Werte wie Ehre und vielmehr noch Stärke, Mut und Unbeugsamkeit über Allem standen. Löbliche Werte, die er aber nicht für sich alleine hatte und die auch heute noch manch andere Menschen aufweisen und immer irgendjemand aufweisen wird. Auch deshalb habe ich diesem Interview zugestimmt. Um auch ebendiese Botschaft zu übermitteln!"

LS: "Herr Luengo..."

Der Alte hat mittlerweile eine Augenbraue erhoben und presst beide Handflächen rechts und links der Tastatur auf den Tisch. Ja, er ist deutlich verärgert.

CL: "..Barqas hat mit der Aufnahme in die Hall of Fame der PCWA nach so vielen Jahren, wenn auch posthum und zumindest im Universum Ihres Sportentertainments, erreicht, wonach er, trotz so mancher Irrfahrt immer strebte: dem Ruhm und Ansehen seiner Vorfahren gerecht zu werden und beides aus der Vergessenheit zu holen..."

LS: "Es tut..."

CL: "DAS IST ETWAS, DAS MICH FÜR IHN FREUT!"

Worte, mit deutlichem Nachdruck ausgesprochen. Die auch eines signalisieren: "Unterbrechen Sie mich nicht!" Schnell und in harschem Tonfall spricht er weiter.

CL: "Denn so waren die Opfer, die er und vor allem meine Pearl letztlich mit der Verschwendung ihrer beider Leben brachten, nicht umsonst. Ich hatte mir immer gewünscht, dass er die Ketten seiner Abstammung abstreifen könnte. Und dass er das Glück sehen könnte, welches an seiner Seite ausharrte und ihn liebte, trotz aller widrigen Umstände. Er hätte doch einfach nur mit ihr zu gehen brauchen, mit Pearl! Irgendwohin! Wo ihn niemand reizt. Kinder bekommen und ihr ein langes, erfülltes Leben an seiner Seite schenken! Er hatte doch alles erreicht, was er schon als Kind wollte! Jeder sprach über ihn, jeder wusste um die Bedeutung seines Blutes, die Menschen recherchierten das Schicksal seiner Ahnen! Aber nein, er musste weiter und weiter machen, immer weiter. Er bekam niemals genug, immer brauchte er jemanden zum Prügeln, und den Preis dafür haben andere bezahlt."

Luengo lehnt sich wieder zurück, fährt sich fahrig mit der Hand durchs Haar, schnauft langgezogen aus.

CL: "Aber das hat er zeitlebens nie geschafft, zumindest das mit dem Kettenabstreifen. Dass Pearl das Glück war, das nicht jedem zuteil wird, hatte er sicherlich registriert. Nur war sie zu diesem Zeitpunkt schon tot. Was für ein Narr."

Luengo stützt sich mit beiden Unterarmen auf den Tisch, beugt sich etwas gen Bildschirm nach vorne, (wahrscheinlich Zornes-)Tränen in den Augen.

CL: "Frau Sanders, all Ihr Fans da draußen... Dass Barqas heute in diese, eure Hall of Fame der PCWA aufgenommen wird, das ist.. ein passender Schritt. Aber es muss der letzte Schritt gewesen sein. Ich denke, beide haben letztendlich ihren Frieden gefunden, dort wo sie jetzt sind. Und dabei sollten wir es belassen. Ich erwarte daher von Euch und auch allen anderen Verständnis, wenn ich den.. Ruheort nicht benenne, und wenn ich mich nie wieder zu diesem Thema äussere. Wir sollten dieses Thema abschließen. Sucht euch neue Helden. Und haltet diejenigen fest, denen ihr am Herzen liegt.“

Sätze, die unvermittelt verdeutlichen sollen, dass sie als Schlusswort gelten.

LS: „Dies werden wir selbstverständlich respektieren... So sind wir dann auch schon am Ende unseres Interviews angelangt. Herr Luengo, ich bedanke mich allerherzlichst dafür, dass Sie sich die Zeit für uns genommen haben. Es war ein denkwürdiges Gespräch, für mich persönlich auch recht schwer. Das ich aber auch nicht missen möchte. Ich wünsche Ihnen alles Gute, und bleiben Sie bitte gesund!“

CL: „Keine Bange, Frau Sanders. Es war mir trotz allem ebenfalls eine Freude, vielen Dank für diese Gelegenheit und auch Ihre Bekanntschaft. Machen Sie´s gut.“

Sagts, hebt noch kurz die Hand zum Gruß in die Kamera, und beugt sich dann nach vorne, um den eigenen Rechner auszuschalten. Ein leises, vor sich hin gezischtes "Verflucht seist du, für das was du nicht warst! Verflucht!" ist das Letzte, was man von dem alten Herrn mitbekommt. Lisa dreht sich nun zur Kamera um, nicht verbergen könnend, wie sehr sie das Gespräch dann doch mitgenommen hat.

LS: „Und ich gebe dann ebenfalls ab.“

Der Tron geht off und die Interviewerin der PCWA wahrscheinlich erstmal das Erfahrene verarbeiten. Anders scheint es Mike und Vincent allerdings auch nicht zu gehen, denn ausser traurigen Gesichtern und einem

Vincent Craven: "Tja..."

und

Mike Garland: "Rest in Peace, ihr Beiden!"

kommt da für den Augenblick nichts mehr zustande.



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