"Du musst etwas mehr Optimismus ausstrahlen. Ich schwöre dir, dass wir dir einen Startplatz für das Rumble-Match besorgen."

Rob Collins klopft seinem Schützling Shay Abeytu aufmunternd auf die Schulter. Der Ausdruck auf dem Gesicht des Halb-Iren bleibt dennoch eher neutral, während Collins selbstbewusst lächelt. Er ist von seiner Idee überzeugt, wie immer. Sein Plan bei Vendetta 155 bezüglich der eigenen Rumble-Teilnahme wurde zwar von Shadow zerstört und Smash ist immer noch richtig sauer auf ihn, doch für das Scheitern war seine Trauer verantwortlich. Darüber ist Rob nun hinweg und wieder ganz der Alte. Jetzt wartet er gemeinsam mit Shay im Vorzimmer von Jona Varks Büro auf eine Audienz bei ihrer Majestät. Er wird dafür sorgen, dass sein Schüler, der ihm schon ans Herz gewachsen ist, am Rumble teilnimmt. Den wichtigsten Schritt dorthin konnte er bei Behind the Blood erledigen.

Shay kennt das "Ass im Ärmel" seines Coaches, jedoch kann er sich nicht vorstellen, dass Jona dem Vorschlag zustimmt. Außerdem hat er selbst ein komisches Gefühl bei der Sache, denn es könnte sein, dass Rob die Attacke auf Hewitt zu verantworten hat. Doch wenn es so ist, dann hat er es nur für ihn getan, weil er an ihn glaubt. Keiner hat je richtig an Shay geglaubt, er selbst am wenigsten. Deshalb wird er starten, wenn Jona den Vorschlag seines Meisters akzeptiert. Egal wie der Startplatz erkauft wurde.

Shay: "Dieser Mr. Joshua wirft uns bestimmt direkt raus. Immerhin waren wir dabei als Connor und Marc ihn durch das Kommentatoren-Pult gedonnert haben. Wir sind seine Feinde, Rob. Und Jona Vark gehört auch nicht zu unseren Fans. Immerhin wollte sie dir schon keinen Platz beim Rumble geben und meinen Auftritt beim Gerasy Match von Vendetta 154 hat sie sicher ebenfalls nicht vergessen. Wie kannst du nur so positiv sein."

Abeytu springt von seinem Stuhl auf. Kurz überlegt er ein gerahmtes Bild vom PCWA-Dome von der Wand zu kicken, dann entscheidet er sich anders. Jetzt geht er auf und ab. Die Erinnerungen an Vendetta 154 vor seinem inneren Auge. Damals hatte Shay Abeytu ebenfalls auf die CEO gewartet, allerdings war er etwas optimistischer. Die PCWA war unbekanntes Territorium, in das er leichtfüßig reinmarschierte. Er war nicht gekommen, um zu bleiben, doch nun ist er bereits ein drittes Mal in der Berliner Liga zu Gast. Und diesmal will er seine Fußspuren hinterlassen, Rob Collins konnte ihn überzeugen. Die Zeit zwischen seinem ersten Auftritt und heute fühlt sich an, als wenn Jahre vergangen sind, denn vieles hat sich geändert. Er selbst hat die größte Veränderung durchgemacht. Nicht nur äußerlich, sondern vor allem hinsichtlich seiner Einstellung. Er ist stärker geworden, selbstbewusster und aggressiver. Der Ire in ihm kommt immer mehr zum Vorschein, dafür hat sein Coach gesorgt.

Collins: "Mach dich locker. Ich hatte schon Situationen vor Gesprächen, die weitaus schwieriger und gefährlicher waren. Lass mich einfach machen! Jona Vark braucht dich im Rumble - nachdem, was mit Hewitt passiert ist."

Rob erinnert die jetzige Situation an seine Besuche im "Indischen Büro" bei Donald Armitage und an diesen schrecklichen Arthur, den Vater von Hugo. Bei jedem Besuch musste man damit rechnen von diesem Schläger eins in die Fresse zu bekommen, bei Mr. Joshua bekommt er ein ähnliches Gefühl. Dennoch ist es, wie er schon sagte, bei Armitage waren die Situationen manchmal weitaus unangenehmer. Man musste fast schon Angst um sein Leben haben. Sowas ist bei Jona Vark und Mr. Joshua nicht zu erwarten. Zwar wird Joshua nach den Ereignissen von V155 noch weniger gut auf die XAW-Member zu sprechen sein, aber Jona denkt ganz sicher an ihr Business. Deswegen wird sie Robs Vorschlag annehmen, ihr bleibt sowieso keine andere Wahl. Dieser Plan ist perfekt.

Shay: "Bist du dir sicher? Immerhin habe ich mein Gerasy Match einfach weggeworfen. Ein Match um den größten Titel der PCWA. Ich weiß nicht, ob Jona als Chefin dieser Liga so etwas verzeihen kann."

Was hat zwei Daumen, ein Auge und einen Plan? Natürlich Rob Collins, der sein linkes Auge zukneift und mit beiden Daumen auf sich deutet. 

Collins: "Vertrau mir. Was soll schon passieren? Aber es freut mich wirklich zu sehen, dass du nun doch unbedingt am Rumble teilnehmen möchtest. Mein Training und mein Einfluss haben dich also schon weitergebracht. Du strotzt vor Selbstvertrauen und gesunder Agressivität, die abgebaut werden muss."

Ob er vor Selbstvertrauen strotzt, kann er nicht sagen. Im Moment ist Shay einfach nur umtriebig, ob es gesunde Agressivität oder einfach nur Nervosität ist, kann er selbst nicht genau sagen. Mit einer Sache liegt sein Coach allerdings richtig, der Halb-Ire hat richtig Bock am Rumble teilzunehmen und sich mit anderen zu messen.

"Sie können jetzt rein."

Abeytu und Collins waren so in ihre Gedanken und Pläne vertieft, dass sie Jonas Assistenten gar nicht bemerkt haben. Man kann die Stimmung des großen Mannes nur erahnen, aber die vier kurz gesprochenen Worte sind leise... und entbehren nicht einer gewissen Drohung.

Shay: "Okay, er ist nicht gut drauf. Aber machen wir es wie bei einem Sprung von den Klippen. Wenn man erstmal oben ist, dann ist springen der schnellste Weg nach unten. Also machen wir es schnell."

Collins: "So wie du beim Mount Midoriyama?"

Abeytu legt den Kopf schief, schaut seinen Coach an und formt mit den Lippen ein lautlosen "Fuck you". Collins grinst nur, dann betreten beide das Büro der CEO und das Grinsen erfriert. Es scheint plötzlich zehn Grad kälter geworden zu sein und passend dazu ist der Empfang echt frostig. Jona und Joshua betrachten die Neuankömmlinge, wie man es mit Hundescheiße am weißen Sneaker macht.

Rob übernimmt die Initiative und setzt sich auf einen der Stühle vor dem riesigen Schreibtisch. Shay nimmt erst Platz, als er ein Zeichen von seinem Coach bekommt.

Collins: "Kenneth Hewitt wird nicht am Rumble teilnehmen!"

Genauso gut hätte er sagen können: "Dick Laurent ist tot." Versteht nämlich auch kein Mensch. Die Chefin der PCWA anscheinend ebenfalls nicht, zumindest sagt dies ihr Gesichtsausdruck. 

Jona Vark: "Wer... Von was reden Sie überhaupt, Mr. Collins? Selbst wenn Kenneth Hewitt nicht am Rumble teilnehmen kann, was hat es mit Ihnen zu tun. Sie hatten eine einmalige Chance bei Vendetta 155 und konnten das Goldene Ticket nicht ergattern."

Die CEO lächelt schmal, subtil kann man es ebenfalls nennen. Ihre Augen sprechen jedoch eine andere Sprache, sie ist wirklich glücklich, dass Rob Collins nicht am Rumble teilnimmt. Der Mann aus dem Golden State winkt ab, er übergeht dieses Thema. Hier geht es nicht um ihn.

Collins: "Kenneth Hewitt ist ein Niemand, das stimmt. Deshalb wundert es mich nicht, dass er Ihnen nicht sofort in den Sinn kommt, wenn Sie an die Rumble-Teilnehmer denken. Trotzdem zeigt es wieder einmal eindeutig, dass Kevin Smash richtig liegt. Sie sind respektlos ohne Ende, denn Kenneth war einmal eine große Nachwuchshoffnung in der BWH. Durch dumme Entscheidungen ist er nie der ganz große Star geworden. Ihre Ex-Entwicklungsliga scheint Sie wirklich überhaupt nicht zu interessieren, die Ring Assassins können von großem Glück reden, dass sie RM hatten. Ohne ihn wären die Assassins auf dem Müll gelandet. Dort wo alle Wrestler Ihrer Nachwuchsliga wohl gelandet sind, weil Sie sich für diese Menschen nicht interessieren. Sie machen keine Stars, weil Sie Angst haben, dass einer größer werden könnte als Sie und Ihr Ego. Aber egal, ich muss dieses Thema nicht unnötig vertiefen."

Gern würde er es vertiefen, aber der Blick von Jona spricht nicht dafür, dass sie selbstkritisch reagiert. Eher sagt dieser, dass Shay und Rob kurz vorm Rauswurf sind. Das darf nicht passieren, das kann der Kalifornier seinem Schützling nicht antun. Shay muss am Rumble teilnehmen, hier kann er das Selbstvertrauen für eine große Karriere sammeln. Aber er könnte bei einem Misserfolg auch ganz tief fallen. Daran glaubt Rob jedoch nicht, obwohl er erst kurz der Coach von Abeytu ist, konnte er die richtigen Stellschrauben drehen und den Mann justieren.

Collins: "Kommen wir zurück zum eigentlichen Grund für dieses Meeting. Danke übrigens, dass Sie diesem nachgekommen sind." 

Scheinheilig ohne Ende. Er benutzt erst den Mann, den er bei Behind the Blood attackieren ließ, um Jona Vark eine reinzudrücken, und danach bedankt er sich für dieses Treffen. Der alte Rob Collins ist wirklich wieder zurück, obwohl er doch irgendwie anders geworden ist. Er macht es diesmal nicht zu seinem Vorteil, sondern nur für Shay. 

Collins: "Hewitt wurde bei Behind the Blood von zwei Unbekannten angegriffen und liegt nun im Krankenhaus. Ich habe ihn heute besucht und er teilte mir mit, dass er aufgrund seiner Verletzungen nicht am Rumble teilnehmen kann..."

Der Mann aus dem Golden State wird vom Klappern der Tastatur unterbrochen. Jona Vark schaut nicht mehr auf ihn, sondern in ihren Laptop.

Jona Vark: "Tatsächlich. Hier ist Kenneth Hewitt als Teilnehmer gemeldet."

Sie drückt DELETE.

Jona Vark: "Jetzt nicht mehr. War das alles, Mr. Collins?"

Wenn Rob durch diese Aktion überfahren wurde, dann lässt er es sich nicht anmerken. Er lächelt und öffnet den Mund zur Antwort... 

Shay: "Ich möchte unbedingt als Ersatz für Kenneth in den Ring steigen. Nur deswegen sind wir nach Berlin gereist. Sie brauchen sicher einen Ersatzmann und ich bin der perfekte Mann dafür. Ich bin absolut bereit für den Rumble."

Collins ist überrascht, dass sein Schützling das Wort ergreift. Es zeigt seine Entwicklung. Doch ist sich Rob ziemlich sicher, dass Jona erstmal ablehnen wird.

Jona Vark: "Sie wollen der Ersatzmann sein? Warum sind Sie dafür perfekt? Bisher konnte ich von Ihnen nur diesen Unsinn sehen, den Sie bei Vendetta 154 veranstaltet haben. Sie hatten die Chance auf den Undisputed Gerasy und haben diesen Titel lächerlich gemacht. Ich lasse nicht zu, dass Sie das Gleiche mit dem Brawlin' Rumble machen."

Und da ist die erwartete Ablehnung, Collins ist vorbereitet und kramt ein Schriftstück aus seiner Aktentasche. Doch wieder ist Abeytu schneller.

Shay: "Ich kann Ihr Bedenken durchaus nachvollziehen. Trotzdem entschuldige ich mich nicht für meine Aktion von Vendetta 154, falls Sie sich das wünschen. Allerdings möchte ich Ihnen versprechen, dass ich mein komplettes Leistungsvermögen beim Rumble abrufen werde. Überlegen Sie doch mal, was es für einen Sinn machen würde, wenn ich mich direkt nach meinem Einzug wieder rauswerfen lasse? Die XAW wäre dadurch nicht automatisch der Sieger, ich muss also wirklich Leistung zeigen, um die XAW zum Sieg zu führen."

Abeytu beugt sich ein wenig vor. Er schaut Jona direkt in die Augen, sie hält den Blick und Shay auch. Vor wenigen Wochen wäre es Abeytu noch nicht möglich gewesen diesen Blick zu halten.

Shay: "Ist mir schon klar, dass Sie sich einen anderen Sieger als einen XAW-Wrestler wünschen. Aber es ist sicher besser für Sie und Ihr Business, wenn ein weiterer Teilnehmer am Start ist, der sein ganzes Herzblut im Kampf einsetzen wird. Vielleicht wird eine große Geschichte geschrieben und Sie können der Autor sein."

Collins würde am Liebsten aufspringen und Beifall klatschen. Er ist wirklich stolz auf seinen Schützling. Die CEO hingegen lehnt sich zurück und faltet die Hände ineinander.

Jona Vark: "Eine durchaus bewegende Rede, Mr. Abeytu. Es ist wirklich schade, dass Sie in ihrer noch jungen Karriere schon eine falsche Entscheidung getroffen haben. Nämlich ein Teil der XAW zu sein. Und genau deshalb lehne ich weiterhin ab, ich möchte keine weiteren Usurpatoren im Rumble-Match. RM, Kanehara und andere kann ich nicht mehr verhindern. Doch Sie werde ich nicht teilnehmen lassen."

Sofort wird er wütend, Abeytu ist kurz davor zu implodieren, das irische Blut in ihm kocht. Diese verdammte B...

Doch Rob Collins ist der Retter in der Not. Er legt das Dokument auf dem Schreibtisch der CEO ab.

Jona Vark: "Was ist das?"

Rob steht lässig vom Stuhl auf, er ist nun der Anwalt, der sein Plädoyer hält.

Collins: "Hier hat Kenneth Hewitt bestätigt, dass Shay Abeytu ihn beim Brawlin' Rumble vertreten kann."

Ja, Rob Collins war heute tatsächlich im Krankenhaus bei Hewitt. Doch es war kein Freundschaftsbesuch, mit etwas Nachdruck konnte er dem verletzt im Bett liegenden Mann eine Unterschrift entlocken. Die PCWA-Chefin ist dennoch nicht besonders beeindruckt.

Jona Vark: "Kenneth Hewitt kann sicher nicht selbst bestimmen, wer sein Ersatz sein wird. Ich entscheide, wer ihn und ob er überhaupt ersetzt wird..."

Der Kalifornier, immer noch in der Anwaltspose, schüttelt den Kopf. Er nimmt ein weiteres, diesmal mehrseitiges Dokument aus seiner Aktentaschen.

Collins: "Dies ist der Vertrag, den jeder Gast-Wrestler beim Rumble unterschreibt. Hier gibt es eine Klausel, die besagt, dass der Teilnehmer einen Ersatz wählen darf, falls er verhindert ist. Kenneth Hewitt hat gewählt, also spricht nichts gegen die Teilnahme von Shay."

Jonas Auge zuckt kurz, doch sie bewahrt die kühle Fassade. Diese Klausel kannte sie tatsächlich nicht. Für die Verträge sind ihre Anwälte zuständig und hier ist der Sachverhalt wohl leider eindeutig. Sie wird der Sache allerdings auch nicht weiter nachgehen. Da ist etwas an Abeytu, eine naive Ehrlichkeit. Jona glaubt mittlerweile tatsächlich, dass er abliefern wird. Doch darum geht es ihr nicht, vielleicht wird Shay irgendwann erkennen, was Smash für ein Typ ist, und sich dann erkenntlich zeigen. Er könnte ihre Silver Bullet sein, die für das Ende der XAW-Invasion sorgt. Außerdem könnte er Collins ebenfalls auf die Seite der PCWA ziehen, der Typ hat eindeutig einen Narren an Shay gefressen. Und zwei Silver Bullets wären eine fantastische Ausgangsposition.

Jona Vark: "Gut, wenn es so ist. Sie sind dabei, Mr. Abeytu."

Rob Collins lächelt zufrieden. Perry Mason wäre stolz auf ihn, obwohl der eher nicht. Robert Kardashian wahrscheinlich schon. Doch das ist in diesem Moment egal, Shay Abeytu schaut ihn glücklich an. Diese Tatsache ist vollkommen ausreichend.

Jona Vark: "Wenn sonst nichts weiter ist, dann würde ich Sie nun bitten zu gehen."

Es ist nichts mehr. Glücklich und ohne weitere Worte verlassen Shay und Rob das Büro der CEO.

Mike Garland: "Wahnsinn!"

Vincent Craven: "Ja! Shay Abeytu ersetzt Kenneth Hewitt im Brawlin' Rumble Match. Collins hat es tatsächlich geschafft, ihm einen Platz zu sichern. Und Jona Vark hat dem auch noch zugestimmt! Jetzt ist es an Shay!"

Mike Garland: "Nein, Vince, jetzt ist es an der XAW! Mit Shay Abeytu hat Smash einen weiteren Mann im Rennen. Und das bringt sie wieder ein Stück näher an den Sieg."

Vincent Craven: "Ahhr, ich weiß nicht, Mike. Mir scheint es, als habe Abeytu aus den Erfahrungen der letzten Vendetta-Ausgaben gelernt. Einfach auf den Rücken legen, wird er sich nicht mehr. Vielleicht holt er sich lieber ein Rematch gegen Poe."

Mike Garland: "Ha ha... Das wird er ohne die Hilfe der XAW nicht schaffen. Und ohne Collins, der ohne Wenn und Aber zu Smash steht, auch nicht. Nein, ich bleibe dabei. Es ist ein weiterer Pluspunkt für Team XAW und deswegen schauen wir gleich mal, wie diese exzellente Neuigkeit in der Zentrale aufgenommen wird."