Scene

Id
50  
Name
Mad Dog und Patricia  
Summary
Mit der Suche nach dem Gegenstand abgeschlossen, trifft MD auf Patricia Selladore, die den Gegenstand auf dem Dach des PCWA Theaters gefunden hat. MD ergötzt sich an dem Leiden von Selladore bzgl ihres Vaters und sieht in ihr seine eigene Tochter. Da etwas bei dem Gegenstand fehlt, wird MD plötzlich von derselben Angst übermannt und ist auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Er sieht seinen Erfolg und seine Zukunft dahin schwimmen.  
Position
34  
Scenetype
Off Camera  
Created At
2012-03-29 08:35:53  
Edited At
2012-04-01 23:53:40  
Show
CORE 2012  


Wer wissen will, was sich abseits der Show abspielt, nachdem sich drei Männer vorhin dazu entschlossen hatten, das Einkaufszentrum auf dem PCWA-Gelände unsicher zu machen, sollte eben den Kanal wechseln, denn ein kleiner, lokaler Sender in Berlin hat einen Anruf bekommen, einen Kameramann hingeschickt und exklusive Bilder. Für die faulen Leute ein direkter Link zum Online-Stream des Senders:

https://pcwa-entertainment.de/jis/szenenwechsel.pdf

Alle anderen können hier weiterschauen.

 

„Flossen hoch, du räudiger Straßenköter!“

Es dauert eine Weile, bis sich Mad Dogs Augen an die Dunkelheit in seiner Kabine gewöhnt haben. Das leise Klicken vom Durchladen einer Waffe, die schemenhafte Gestalt und die durchdringende Stimme  zeigen ihm allerdings deutlich, in was für einer Lage er sich befindet.

Er kennt die Stimme. Sie gehört niemand anderem als dem ‚Living Dead Girl‘ Patricia Selladore. In diesem Moment flammt die Beleuchtung auf. Der ‚Night Fighter‘ hält sich kurz die Hand vor die geblendeten Augen, dann erkennt er Patricia. Sie steht ein paar Schritt von ihm entfernt und richtet eine Waffe direkt auf ihn.

Patricia: „Keine Mätzchen. Du wirst mir jetzt ein paar Fragen beantworten.“

Sie deutet mit der Waffe kurz auf einen in der Ecke stehenden Stuhl.

Patricia: „Und schön die Tür hinter dir zumachen. Wir wollen ja nicht, dass uns jemand stört. Wenn die in der Zentrale wenigstens halbwegs kompetent sind, dann sollte ihnen der Ausfall dieser Kamera dort nicht lange entgehen.“

Sie deutet auf eine mit Sprühfarbe unbrauchbar gemachte Überwachungskamera an der Decke. Auch die Kabel des Richtmikrofons sind durchtrennt.

Patricia: „Wir haben also keine Zeit zu verschenken.“

Da ist es wieder, dieses gestört-übertriebene Grinsen. Mad Dog beschließt, ihren Anweisungen erst einmal zu folgen. Wenn eine Waffe auf dich gerichtet ist, dann hast du auch nicht viele andere Optionen. Er schließt die Tür und setzt sich auf den Stuhl. Patricia zieht sich ebenfalls eine Sitzgelegenheit heran und setzt sich so darauf, dass die Lehne zu Mad Dog zeigt und sie ihn gleichzeitig ansieht. Patricia legt den Kopf schief und betrachtet ihr Gegenüber, ohne ein Wort zu sagen. Stattdessen streicht sie mit ihrer linken Hand über das kalte Metall der Pistole in ihrer Hand.

Patricia: „Du weißt, was das hier ist?“

Der Night Fighter zuckt mit den Schultern. Dabei weiß er genau, was Patricia dort in der Hand hält. Er hat die Waffe sofort erkannt.

Plötzlich beugt Patricia sich blitzartig nach vorne, so dass der Stuhl zu Boden poltert. Nun steht sie direkt vor dem verrückten Hund. So dicht, dass sie ihn mit der Waffe berühren kann. Und genau das tut sie auch. Mad Dog spürt die Mündung direkt auf seiner Stirn, spürt, wie Patricia mit der Waffe seine Wange hinunter fährt und sie schließlich an seine Lippen setzt.

Patricia: „Aufmachen.“

MD starrt in die Augen der durchtriebenen Selladore und erinnert sich dabei an die Verstümmelungen, die er durch sie erleiden musste. Aber der rechte Arm ist wieder genesen und einsatzbereit. Heute ist keine Zeit für solchen Unfug. Der Night Fighter ballt die Faust.

Mad Dog: „Wa…“

Er kann gar nicht aussprechen, denn Patricia unterbricht ihn rüde mit einem energischen Schrei.

Patricia: „Aufmachen oder ich puste dich sofort weg!“

Langsam öffnet Mad Dog seinen Mund und schon einige Augenblicke später spürt er den metallischen Geschmack der Waffe in seinem Mund.

Patricia kichert.

Patricia: „Das schmeckt dir nicht, oder? Ja, das ist das süße Gefühl der Angst. Und nun beantworte meine Frage, Hündchen. Aber überlege dir die Antwort gut, denn wenn sie mir nicht gefällt, dann wird deine Hirnmasse in Kürze an der Wand hinter dir kleben. Lügst du mich an – bääm. Bekomme ich von dir irgendetwas anderes als ein Nicken oder ein Kopfschütteln, nur irgendeinen dummen Erklärungsversuch – bääm. Hast du die Regeln verstanden?“

Ein Nicken.

Patricia: „Warst du am Ende der letzten Show mit meinem Vater auf dem Dach des PCWA Domes?“

Immer noch fixiert der Fighter die Pupillen des Living Dead Girls, will ihre Emotionen lesen… Eigentlich hatte er die Sache am Ende von Vendetta 84 gut verdrängt, auf Seite gekehrt. Die ersten Tage war es ein ernsthafter Gedankenkrieg, aber mittlerweile hatte er seine Schlussfolgerungen gezogen. Abgeschlossen.

Endlich löst MD den bohrenden Blick und schaut zum Boden. Er überlegt, ob er der Frau, die ihn in der letzten Season fast zur Weißglut trieb, die Wahrheit sagen soll oder nicht. Während sich der metallische Geschmack in das Wangenfleisch beißt, trocknet sein Mund völlig aus. Würgreflex. Die nackte Wahrheit ist wohl immer am interessantesten.

Mad Dog: „Örghkk…  Ja… das war ich!“

Patricia atmet laut hörbar ein. Sie ist scheinbar auf der richtigen Fährte. Langsam zieht sie die Waffe aus Mad Dogs Mund.

Patricia: „Gut. Willkommen im Kreis des Vertrauens. Zumindest in diesem Punkt lügst du mich nicht an. Ja, wir haben dein dummes Schachspiel gefunden.“

Und mit einem heftigen Wurf landet das Spiel vor Mad Dogs Füßen, springt auf und einige Figuren purzeln heraus. Des Fighters Blick erstarrt. Steinern schaut er zu Patricia.

Jetzt erst, als er erkennt, beginnt er zu zittern, jetzt jagt es die Schweißperlen auf MDs Stirn. Patricia scheint an der Angst des Hundes ihre sichtbare Freude zu haben, der Night Fighter aber beißt geschlagen auf seine Zähne. Macht. Macht. Macht. Da keimt sie… Kein Wille mehr. Kein Gedanke mehr. Das Herz pocht. Es pocht und brennt. Pocht und brennt. Immer fort.

Der Atem wird schwer. Die Augen nass. Er schluckt. Verzweifelt fährt die zitternde Hand durchs nasse Haar. Da ist sie. Ergreift ihn. Packt ihn. Keine Gegenwehr. Angst! Mächtige Angst.

Mad Dog: „…was… was willst du? Was… was… noch?“

Das Living Dead Girl richtet die Waffe nun wieder direkt auf Mad Dogs Stirn.

Patricia: „Das hier ist die Waffe meines Vaters. Er hatte sie immer bei sich. Eine kleine… Lebensversicherung, es gibt viel zu viele Verrückte auf dieser Welt. Ich habe sie auf dem Dach gefunden, in der Nähe deines Schachspiels. Das heißt, dass ihr beide dort gewesen seid. Seit der Show ist mein Vater verschwunden. Was ist dort oben passiert, Mad Dog? Welche schmutzige Geschichte hast du mir zu erzählen?“

Mad Dog bemerkt, dass ihre Hand zittert. Er ist sich sicher, dass er sie jetzt mit einem schnellen Angriff sicherlich überraschen könnte, aber er spielt dieses Spiel noch mit. Patricias Unsicherheit und Sorge saugt er auf. Wie ähnlich er sich doch gerade fühlt…

Fast gleichzeitig atmen die beiden zur gedrückten Stimmung aus.

Mad Dog: „Was soll schon passiert sein?“

Jault der Hund heraus. Doch die lapidare Antwort scheint beide Gesprächspartner nicht zu erfreuen, sodass sich der Fighter gleich korrigiert.

Mad Dog: „Jetzt ist es vermutlich so oder so egal! Ja, ich weiß, was mit Adam geschehen ist. Wobei, nicht ganz… aber zumindest weiß ich, was an diesem Abend passiert ist. Ich war mit deinem Vater auf dem Dach. Wir sprachen miteinander, weil er in Sorge um…“

MD stockt und schluckt. Krampfend fasst er sich mit seiner Hand ans Herz. Krallt sich am Pulli fest. Gräbt sich ins eigene Fleisch. Keucht. Dreht sich. Schüttelt sich.

Patricia wird ungeduldig.

Patricia: „REDE! Ich will wissen, was du Dreckskerl mit meinem Vater angestellt hast! REDE UND DU WIRST WENIGSTENS MIT EINEM RUHIGEN GEWISSEN VON DIESER WELT GEHEN!“

In ihren Augen lodert der Zorn. Mad Dog merkt, wie ihm mehr und mehr Schweiß auf die Stirn tritt. Mit einer solchen Wildheit hat er nicht gerechnet, auch wenn er es von Patricia eigentlich mittlerweile gewohnt sein müsste. Aber genau diese Emotionen der Tochter des Reynolds stoßen ihn noch mehr in den Abgrund. Schneiden ihm die Luft ab. Blass sieht er aus.

Mad Dog: „Mir ist schlecht!“

Schnell. Unaufhaltsam schießt es von unten heraus. Mit einem Mal. Alles. Der ganze Argwohn. Die ganze Sorge. Die ganze… ANGST. Auf dem Fußboden. In kleinen Bröckchen und orangener Suppe. Ein wenig befreit atmet MD durch. Eklig liegt die Magensäure im Mund und brennt.

Patricia sieht den Fighter angeekelt an.

Mad Dog: „Ich war es nicht, Patricia… Irgendwie ist es aus den Fugen geraten, ich… Adam hat einfach die Waffe gezogen. Aber die Waffe wurde ihm aus der Hand geschlagen… nicht von mir. Von dem dritten. Und der hat ihn auch vom Dach… er hat ihn vom Dach geschmissen. Valkos. Valkos hat ihn einfach vom Dach geschmissen!“

Patricia zuckt für einen kurzen Moment zusammen. Valkos Heritage? Ist er tatsächlich so abgebrüht? Zwar hatte sie sich bereits mit dem Gedanken angefreundet, dass ihr Vater tot war, aber nun schießen ihr doch Tränen in die Augen. MD wischt sich den Mund ab und schaut fasziniert zu Patricia.

Patricia: „Ihr… ihr… verdammten Mistkerle. Es ist ein Mörder unter uns und du deckst ihn auch noch?“

Auf einmal hält sie inne. Giftig blickt sie Mad Dog an.

Patricia: „Aber wer sagt mir, dass du mir hier keine Lügenmärchen auftischst?“

Immer noch atmet MD schwer. Für einen Moment wundert es ihn, dass er Patricia einfach so den Namen von Valkos genannt hat. Dann aber wiederum fixiert er ihre Augen und erkennt dort sich selbst. Oder viel mehr… seine Tochter. In Patricias Augen, in Patricias Emotionen, in Patricias Sorge um ihren Vater…

Überall seine Tochter. MDs Tochter, die ihren Vater verloren hat. Nicht weil er tot wäre, nein, weil Mad Dog selbst die Trennung heraufbeschwor.

Mad Dog: „Lass uns einen Deal machen!“

Kurz keimt Hoffnung auf. Vielleicht ist es noch nicht zu spät. Vielleicht war nicht alles umsonst.

Mad Dog: „Ich gib dir einen Beweis! Und danach gibst du mir etwas…“

Selladore schaut fragend zu MD.

Mad Dog: „Dort hinten im Parker ist mein Handy… ich hatte schon kurz vorher ein ungutes Gefühl. Ich hab’s aufgenommen… ich hab… die Szene auf dem Handy. Hör es dir an.“

MD quält sich ein Lächeln raus. Patricia zögert kurz, aber dann zieht sie tatsächlich das Handy heraus. Sie drückt ein paar Tasten und tatsächlich findet sie schnell eine relativ große Audiodatei. Sekunden später hören wir die Stimmen von Valkos Heritage, Mad Dog und Adam Reynolds.

+++ Flashback: Vendetta 84 +++

Valkos Heritage: „Das hätte ich schon viel früher machen sollen. Dann hätte ich mir das Betteln um einen Kampf ersparen könne. Es wird Zeit zu handeln…“

Adam: „Glaube mir, ich habe diesen Schritt nicht gewollt, niemals. Dass die Situation zwischen zwei großartigen Männern wie uns eskalieren muss…“

Mad Dog: „ER HAT EINE WAFFE!“

Ein Rumpeln und Ächzen ist zu hören, scheinbar ein Gerangel. Dann ein laut gellender Schrei, gefolgt von einigen Sekunden der Stille.

Mad Dog: „Was hast du getan?“

Valkos Heritage: „Es ging nicht anders. Es musste enden… hier und jetzt… Ich hatte keine Wahl…“

Mad Dog: „Keine Wahl? Man hat immer eine Wahl. Aber du… Du hast ihn vom Dach geschmissen!“

Mad Dog: „Ich bin nicht hier gewesen!“

+++ Flashback: Ende +++

Das reicht Patricia. Mit einem Schrei schleudert sie das Handy zu Boden, wo es in seine Einzelteile zerspringt. Sie bückt sich kurz, um die SIM-Karte an sich zu nehmen. Valkos Heritage. Sie hatte es geahnt, aber nun hatte sie einen Beweis. Soeben war das Todesurteil über den Freakanite gesprochen worden.

Mit weit aufgerissenen Augen wendet sie sich wieder Mad Dog zu.

Patricia: „Und nun… Zeit für deinen Judaslohn.“

Sie hält ihm die Waffe direkt an die Stirn. Langsam krümmt sich ihr Zeigefinger.

Mad Dog dagegen bleibt vollkommen ruhig, was Patricia noch wütender macht. Schließlich hat er eben noch vor Angst auf den Fußboden gekotzt.

Patricia: „Was ist los mit dir, du Freak? Fürchtest du den Tod nicht?“

Mad Dog: „Die Waffe ist nicht geladen…“

Verwundert schaut Patricia MD an.

Mad Dog: „Ich hab es von Beginn an gesehen… willst du mir also nun damit drohen einen dämlichen Abdruck auf meine Stirn zu machen oder willst du den Deal erfüllen, huh!? Du bist vielleicht wahnsinnig, aber so verrückt, mich umzubringen, bist du nicht! Eigentlich hatte ich das auch von Valkos Heritage gedacht…“

Patricia kann nicht anders, als zu kichern beginnen. Tränen laufen ihr über das Gesicht, aber wir wissen nicht, ob es Tränen der Trauer über den Tod ihres Vaters oder Tränen der Belustigung über Mad Dogs abgebrühtes Schauspiel sind.

Patricia: „Wir wären damit quitt. Keine albernen Spielchen mehr. Ich habe nun etwas zu erledigen, vielleicht sehen wir uns nie wieder. Also sage ich jetzt schon einmal: Lebe wohl, Mad Dog. War nicht persönlich, okay?“

Der Fighter hält sie am Arm fest. Spürt kurz die junge zarte Haut in seiner Pranke.

Mad Dog: „Gib es mir zurück!“

Patricia: „Was verdammt?“

Irritiert schaut MD sie an.

Mad Dog: „Na… das, was noch im Schachbrett war! Das war der Deal… ich gib dir den Beweis und du gibst mir das fehlende Stück wieder.“

Patricia schaut auf das Schachbrett, was neben MDs Mageninhalt auf dem Boden liegt.

Patricia: „Da war nichts weiter.“

Patricia nickt nur knapp. Dann dreht sie sich schnell weg, um den Raum zu verlassen. Vielleicht auch, um die Tränen zu verbergen, die sie in diesem Moment überkommen.

Valkos Heritage.

Sie würde Rache für ihren Vater üben.

Als sie den Flur hinunter läuft, greift sie in eine ihrer Hosentaschen und zieht etwas hervor. Patronen, mit denen sie die Pistole lädt. Die an ihr vorbei stürmenden Securities, die in Richtung von Mad Dogs Kabine hetzten, ignoriert sie dagegen völlig.



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