Scene

Id
892  
Name
Never say never  
Summary
 
Position
31  
Scenetype
Off Camera  
Created At
2013-08-05 01:32:18  
Edited At
2013-09-30 14:59:53  
Show
Vendetta 95  


LiViNG DEAD SOCiETY
T-10
Crescendo.

 

Dunkel liegt das weite Firmament über Berlin.
Von einer sternenklaren Nacht zu sprechen wäre angesichts der lichtverseuchten Verwaschenheit über uns nur Hohn und Spott. Wer jemals den Sternenhimmel über den schottischen Highlands oder die kristallklare Milchstraße vom Gipfel des Mount Fuji gesehen hat, für den spottet dieser Anblick jeder Beschreibung. Aber dennoch ist es derselbe Himmel, sind es die gleichen Sterne, zu denen Millionen von Menschen Nacht für Nacht hinauf schauen und sich in ihrer Unendlichkeit verlieren. Man sagt, Sternschnuppen ließen Wünsche wahr werden, aber in Wirklichkeit sind es nur verglühende Brocken einer weit entfernten Wirklichkeit.

Kümmert uns das?
Hat nicht jeder seine eigenen Träume?

Ist es nicht schöner, sich einer Illusion hinzugeben?

Das Dach des PCWA Theatres liegt mittlerweile verlassen da. Fast zumindest, denn nachdem Stevie die nicht ganz so geheime Bar verlassen hatte, war sein Platz von jemand anderem eingenommen worden. Und so sind es nun zwei Menschen, ein Mann und eine Frau, die ihn ersetzt haben. Auch wenn es hier oben nahezu totenstill ist, wird das leise Klirren ihrer Gläser beim Anstoßen fast vom Wind verschluckt. Zwei Augenpaare, welche die Sterne betrachten.

„Was in diesem Moment wohl dort unten geschieht?“

Alt ist er geworden, seit wir ihn das letzte Mal gesehen habe. Die Furchen in seinem Gesicht tiefer, das Haar lichter. Man hat das Gefühl, als würde ihm jede noch so kleine Bewegung Mühe bereiten, als wäre sie ein Kampf. Vielleicht war aber auch das gesamte Leben ein Kampf. Sein gesamtes Leben.

„Er wird schon zurechtkommen.“

Er nimmt einen Schluck aus seinem Glas und blickt sie an. Sie hat seine Augen. Wunderbare Augen, auch wenn sonst nichts von ihrer früheren Schönheit geblieben ist. Tiefe Narben ziehen sich über ihren kahlrasierten Schädel. Dennoch strahlt sie eine Wildheit aus, die fast an alte Zeiten erinnert.

„Es muss zurechtkommen. Wir können nicht immer für ihn da sein.“

„Aber er hat uns gerufen. Genau deshalb sind wir hier.“

Schweigen.

Der alte Mann lässt seinen Blick wieder gen Himmel schweifen. In diesem Moment zieht tatsächlich eine Sternschnuppe ihre Bahn.

„Wir dürfen uns nun etwas wünschen.“

„Fein. Ich wünsche mir, dass…“

Sie steckt nachdenklich einen Zeigefinger in den Mund und saugt nachdenklich daran. Nach einigen Wimpernschlägen leuchten ihre Augen.

„Ich wünsche mir, dass das alles ein Happy End hat. Weißt du, wie in den Märchen?“

Ein leises Lachen. Ja, das wäre schön.
Aber nicht immer endet die Geschichte mit den Worten „… und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Ende“.
Und schon gar nicht ist das alles hier ein Märchen.
In einem Märchen gibt es keinen Eleven, der im Keller haust und am liebsten die Arena in die Luft sprengen würde.
In einem Märchen gibt es keinen Blake Milton, der in seinem Wahn zu allem bereit ist.
Und schon gar keinen Azrael Rage, der Alistair das Leben schwer macht.
Die Liste ließe sich nahezu unendlich weit fortführen.

Dabei hatte Alistair doch nur einen einzigen Wunsch: Glücklich sein.

Und diesen Wunsch würde er sich erfüllen, egal mit welchen Mitteln.
Dass er sich dabei ausgerechnet der Mittel bediente, vor denen er eigentlich die größte Angst hatte, zeigt nur seine Verzweiflung.

Der Blick des alten Mannes und der Frau fällt auf ein Poster, das vorhin noch nicht dort hing. Auf ihm ist der selbsternannte Superstar zu sehen. Jemand hat mit farbigen Stiften etwas daneben geschrieben.

Adam: "Das ist schon eine verrückte Welt."

Patricia: "Da hast Du Recht."



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